Lex Warren E-Book
und gaben einen Blick auf ihre vom Künstler offenbar mit Liebe gemeißelten Genitalien frei. Die dunklen Augen der Fabelwesen waren auf den Eingangsbereich gerichtet und Lex durchfuhr eine Ahnung, dass sie zur Überwachung mit einem Computersystem verbunden waren. Er riss sich vom Anblick der pferdeähnlichen Wesen los und wandte sich dem Rezeptionisten zu, der es gewohnt zu sein schien, dass Gäste erst ihre Aufmerksamkeit den kunstvollen Hornträgern widmeten. Er empfing Lex mit einem netten Willkommensgruß und ließ seine Zähne freundlich blitzen.
„Mein Name ist Lex Warren. Ich habe ein Zimmer reserviert.“
„Ihr Zimmer ist bereits fertig. Der Iris-Code wird nach dem Einlesen des Chips an der Tür automatisch aktiviert. Haben Sie Gepäck?“ Er reichte Lex eine runde Plakette, die der entgegennahm und seine Tasche anhob.
„Nur die hier, aber das schaffe ich alleine.“ Er wollte bereits gehen, als der Portier sagte: „Einen Moment bitte. Ich habe gerade bemerkt, dass eine Nachricht für Sie vorliegt.“ Er runzelte die Stirn und blickte suchend auf einen Monitor.
„Von der Erde?“, fragte Lex.
Die Miene des Suchenden hellte sich auf. „Nein, von einem der anderen Gäste. Sein Name ist Ryan Denver. Er lässt Ihnen ausrichten, Sie fänden ihn heute gegen 22:00 Uhr in der Bar unserer ‚Dark Fantasy Welt‘.“
Als Lex ihn anstarrte, führte der Portier aus: „Sie liegt im dritten Untergeschoss. Es gibt dort nur eine Bar. Sie können Sie nicht verfehlen.“
Lex nickte wie betäubt und ging auf die Lifts zu. Als er in die Kabine des Fahrstuhls eingetreten war und die Tür sich geschlossen hatte, murmelte er: „Verdammte Scheiße, diese Jagd hat nicht mal ansatzweise ihren Namen verdient. Scheint eher so, als wäre ich prächtig in die Falle getappt.“
Bevor er den Fahrstuhl verließ, hatte er entschieden, dass er Benahra über die erstaunliche Kontaktfreudigkeit des „Flüchtigen“ besser in Kenntnis setzen sollte.
4. Kapitel
„In welchem verfluchten Jahrtausend leben wir eigentlich?“ Benahra saß vor einem elektronischen Fragebogen und scrollte den Antrag auf Einbürgerung durch. Sie hatte vor dem Duschen kurz hineinsehen wollen, als die Computerstimme ihr mitgeteilt hatte, dass die Unterlagen eingetroffen waren. Bis sie die Formulare gewissenhaft ausgefüllt hätte, wäre vermutlich ihre restliche Lebensspanne abgelaufen. Vielleicht würde sie dann wenigstens auf der Erde begraben werden …
Sie entschied sich, die umfangreichen Fragen nach ihrem ursprünglichen Heimatplaneten erst mal großzügig auszulassen. Wen interessierte es, ob sie dort heilige Orte aufgesucht hatte, oder wann sie zuletzt mit wildlebenden Tieren ihres Heimatplaneten in Körperkontakt gekommen war? Natürlich machte all das Sinn, um zum Beispiel die religiöse Gesinnung einschätzen zu können, und um hygienische Komplikationen auszuschließen. Immerhin gab es auf der Erde ab und an Konflikte zwischen Gläubigen, und auf so manchem Planeten gab es Tiere, deren übertragbare Keime für die Spezies Mensch tödlich sein konnten. Einst hatte es ein Massensterben auf dem australischen Kontinent gegeben, als dort eine Gruppe Wanori gelandet war. Die Männer waren auf ihrem Planeten Schäfer. Nur, dass sie statt Schafen wanorische Seiden-Zumas hüteten, deren hauchdünne und für Menschen hochgiftige Haarfäden mit den Männern auf die Erde gelangt waren. Innerhalb kürzester Zeit war das menschliche Leben in der Kleinstadt, in der die Wanori ihre Geschäfte getätigt hatten, durch Krankheit und Tod zum Stillstand gebracht worden. Ehe man den Grund dafür erkannt hatte, waren die zarten silbrigen Fäden vom Wind in weitere Siedlungen getragen worden, wo wiederum ein großes Sterben einsetzte. Nachdem man dem Grund dafür auf die Spur gekommen war, hatte man einsehen müssen, dass der Krieg und aggressive Völker nicht die einzigen Gefahren im Universum waren. Das Unheil konnte ohne willentliche Provokation durch Inkompatibilität der unterschiedlichen Rassen und ihrer natürlichen Umgebung entstehen. Niemand hatte vorgehabt, so viele Menschen auszulöschen – weder die Wanori noch deren Zumas.
Dass das Universum trotz strikter Friedensabkommen nicht frei von Gefahren war, war Benahra bewusst. Sie scrollte weiter, bis zu dem Bereich, der sich mit ihrer Arbeit befasste. Die Fragen waren sehr ausführlich gestellt, um umfangreiche Antwort zu erzwingen.
Benahra seufzte und schaltete den Monitor aus, um den Antrag
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