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Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Titel: Lexikon der Oeko-Irrtuemer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk und Miersch Maxeiner
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Weltweit registrierten Forscher in tropischen Gewässern eine alarmierende Erscheinung: Korallenriffe verloren ihre Farbe und starben ab. Der Vorgang wurde »bleaching« (Ausbleichen) genannt. Obwohl er bis heute nicht wissenschaftlich ergründet ist, mußte er immer wieder als Beweis für eine drohende Klimakatastrophe herhalten. »Schon heute lassen sich die Auswirkungen des Klimawandels auf die Korallen erkennen«, erklärte etwa Dr. Stephan Singer, Referent für Klimaschutz beim WWF-Deutschland, und verschickte 1997 eine Presseinformation mit dem Titel »Klimawandel zerstört Korallenriffe« 1 .
    Tatsache ist: In vielen tropischen und subtropischen Meeresgebieten starben winzige Algen ab, die in den Korallen wohnen. Ohne die Algen können die Korallen nicht leben. Diese Algen sind es auch, die den Korallen Farbe verleihen. Unstrittig ist außerdem, daß derzeit Riffgebiete durch Wasserverschmutzung, Dynamitfischerei oder den direkten Abtrag für Baumaterial zerstört werden. Doch unter Meeresforschern gibt es heftige Diskussionen, ob Korallenriffe wirklich weltweit durch Klimawandel bedroht sind, wie häufig behauptet wird.
    Im Sommer 1997 zitierte das amerikanische Wissenschaftsmagazin »Science« mehrere Forscher, die der These vom globalen Korallensterben widersprachen. 2 Die Ozeanographen berichteten von zahlreichen Riffen, die in bester Verfassung sind. 3 Der Korallenexperte Charles Birkland erklärte, die Riffe von Palau (eine Inselgruppe im westlichen Pazifik) seien »reicher und besser dran als zuvor«. Diese Aussage ist möglich, weil die betreffende Meeresregion schon einmal vor 60 Jahren untersucht und dokumentiert wurde. Der Meeresforscher Clive Wilkinson, der früher ein weltweites Riffsterben vorausgesagt hatte, erklärte: »Die meisten Riffe im Pazifik sind in gutem Zustand.« Einigen Korallenbänken im Indischen Ozean gehe es sogar blendend. 4
    Kurz darauf meldeten sich deutsche Experten vom Zentrum für marine Umweltwissenschaften in Bremen zu Wort. Sie bewerteten die medienwirksame Kombination von Treibhauseffekt und Korallensterben als »klassische Horrormeldung von der Ökofront« und betonten, daß das Zusammenspiel verschiedener Einflußfaktoren im Riff noch lange nicht erforscht sei. »Die Korallenforscher sind sich noch nicht einmal darüber einig, wann ein Riff als krank einzustufen sei«, erklärten die Wissenschaftler und zogen Parallelen zur Berichterstattung über das Waldsterben: »Hier wie dort dauert es einige Jahre, bis anfängliche Horrormeldungen durch realistischere Einschätzungen verdrängt werden.« 5 Gegen die Hypothese mit der Klimaerwärmung spricht, daß Korallen sehr alte Lebensformen sind, die bereits wesentlich wärmere Erdzeitalter durchgemacht haben. Auch paßt es nicht zu diesem Befund, daß in der Karibik Korallenkolonien in Tiefen abstarben, wo das Wasser kühl bleibt. 6 Manche Forscher machen die Einleitung von Schadstoffen und großen Nährstoffmengen aus Landwirtschaft, Fabriken und Städten verantwortlich. Andere vermuten Infektionen durch Pilze, Viren oder Bakterien als Ursache. Indizien sprechen dafür, daß diese Krankheitserreger im Staub aus der Sahara enthalten sind, der von Winden um die Welt getragen wird und auch auf Riffe niedersinkt. 7
      
    1 WWF-Presseinformation, Klimawandel zerstört Korallenriffe, 26. 3. 1997. 2 Science vom 26. 6. 1997. 3 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 13. 8. 1997. 4 Universität Bremen, Uni-Press Aktuell, 6. 8. 1997. 5 ebd. 6 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 14. 6. 1999. 7 New Scientist vom 3. 7. 1999.
      

»Die Überfischung der Meere rottet Fische aus«
      
    Die Antwort lautet »Ja und Nein«. Es muß sich niemand Sorgen machen, daß die gängigen Speisefische wie Seelachs und Kabeljau biologisch aussterben. Bevor das passiert, lohnt sich der Fang nicht mehr. Die Existenz einiger Großfischarten ist jedoch tatsächlich bedroht.
    Jahrzehntelang zogen die Fischereiflotten der Welt immer mehr Fische aus dem Meer. 1989 erreichte die globale Fangmenge ihren Höchststand: 86 Millionen Tonnen. Seither stagniert sie oder geht leicht zurück. Seit Mitte der neunziger Jahre sind vier der 17 wichtigsten Fanggebiete erschöpft. In neun weiteren Meeresregionen werden die Fische immer rarer. 1 70 Prozent der Nutzfischbestände in den Ozeanen sind mehr oder weniger stark überfischt. Rund drei Millionen große und kleine Fangschiffe befahren die Meere. Mit Hilfe von gigantischen Netzen, Echolot, Radar und Navigationssystemen

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