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Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Titel: Lexikon der Oeko-Irrtuemer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk und Miersch Maxeiner
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kurzer Zeit zu Tausenden oder gar Millionen sterben.
    Die Natur erteilt keine Garantie, daß morgen noch vorhanden ist, was heute existiert. Sie hat keinen Plan und kein Ziel. »Es gibt kein Gleichgewicht in der Natur«, schreibt der Ökologe Professor Josef H. Reichholf. Es sei geradezu unsinnig zu erwarten, daß ökologische Systeme so bleiben sollen, wie sie sind. Der gegenwärtige Zustand ist nichts weiter als die Ausgangsbasis für den nächsten. 6
    Obwohl die ökologische Wissenschaft schon jahrzehntelang von der Vorstellung eines natürlichen Gleichgewichtes Abschied genommen hat, hält sich diese Fiktion hartnäckig in allen Formen der Öko-Prosa. Ob Al Gore eine staatsmännische Rede hält, Greenpeace Presseerklärungen versendet oder der Landrat die neue Kläranlage einweiht, stets wird das »ökologische Gleichgewicht« beschworen.
    »Wer das ›Gleichgewicht der Natur‹ erhalten möchte, meint mehr seine eigene statische Sicht«, schreibt Josef H. Reichholf. Oft ist es nur das menschliche Zeitmaß, das Stabilität vorgaukelt. 7 Während uns das wuselige Leben von Einzellern unter dem Mikroskop chaotisch erscheint, kommt uns ein alter Eichenwald stabil vor. Doch auf lange Sicht betrachtet kann auch ein Eichenwald chaotisch sein.
    In der Natur gibt es keine Endzustände, keinen dauerhaften Kiefernwald, keine ewige Savanne, keinen für immer bleibenden See - es gibt nur vorübergehende Zustände. Kategorien wie »Fichtenwald« sind menschlich und nicht biologisch. 8
    Gäbe es ein Gleichgewicht der Natur, und würde bei jeder Störung der Naturhaushalt zusammenbrechen, hätte sich keine Evolution vollziehen können. Denn Weiterentwicklung erfolgt aus Ungleichgewichten heraus. Wo ein Gleichgewicht herrscht, verändert sich nichts. 9
      
    1 W. Engelhardt, Das Ende der Artenvielfalt, 1997. 2 St. Budiansky, Nature's Keepers, 1995. 3 ebd. 4 ebd. 5 J. H. Reichholf, Comeback der Biber, 1993. 6 ebd. 7 ebd. 8 St. Budiansky, Nature's Keepers, 1995. 9 J. H. Reichholf, Comeback der Biber, 1993.

»Die Natur ist überall auf dem Rückzug«
      
    Es sind die Entwicklungsländer, in denen die Natur derzeit drastisch zurückgedrängt wird. In den alten Industrieländern nehmen Wald- und Naturgebiete zu, da die Landwirtschaft dort immer höhere Erträge auf immer kleineren Flächen erzielt. So wuchs die Waldfläche Europas zwischen 1980 und 1990 um rund zwei Millionen Hektar. 1 (Siehe auch »Die Wälder sind weltweit in Gefahr.)
    Auf allen Kontinenten außer Europa sind 75 Prozent der Landfläche auch heute noch für Wildtiere zugänglich. 2 Diese ungenutzten oder extensiv genutzten Gebiete in den Entwicklungsländern sind überaus wichtig für den heutigen und den zukünftigen Naturschutz.
      
Zunahme von Schutzgebieten weltweit
      

      
    Zu Beginn des Jahrhunderts gab es nur eine Handvoll Nationalparks und andere Schutzgebiete auf der Erde. Seit den sechziger Jahren steigt ihre Zahl kräftig an. Über 80 Prozent der heutigen Naturreservate entstanden nach 1962. (Quelle: World Conservation Monitoring Centre 1992)
      
    Wieviel Wald es auf der Welt gibt, ist umstritten. So rechnen einige Länder, wie etwa Malaysia, Plantagen aus Ölpalmen, Gummibäumen oder schnell wachsendem Industrieholz in ihre Waldstatistik ein. Das hebt den Anteil des Waldes an der Gesamtfläche. In der Regel ist wirtschaftlich genutzter Forst ökologisch verarmt, aber nicht wertlos. Manche Naturschützer betrachten jedoch nur Urwälder als echte Wälder. Mit dieser Maßgabe wird der Waldanteil der meisten Länder verschwindend gering. Deutschland zum Beispiel wäre so gesehen ein nahezu waldfreies Land.
    Der US-amerikanische Forstwissenschaftler Ariel Lugo wies darauf hin, daß auch ein Regenwald durch den Holzeinschlag nicht zur Wüste wird. Es bleibt ein Sekundärwald, der immer noch artenreich ist (siehe auch »Nur Urwälder sind ökologisch wertvoll«). 3 Tiere, die auf ein Leben im Kronendach der großen, alten Bäume spezialisiert sind, wandern ab. Andere Arten, zum Beispiel Elefanten, ziehen Sekundärwälder vor, weil diese mehr Grünfutter in Bodennähe bieten. 4
    Etwa acht Millionen Quadratkilometer, also etwa 5,9 Prozent der Landfläche der Erde, wurden bisher unter Schutz gestellt (Meeres- und Küstengebiete sowie Reservate für Naturvölker nicht mitgerechnet). 5 Die Zahl der Naturreservate wächst ständig. Von 1433 in den sechziger Jahren stieg sie auf 8491 Anfang der neunziger Jahre. 6 [Grafik siehe oben]
    In Deutschland wurde

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