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Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Titel: Lexikon der Oeko-Irrtuemer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk und Miersch Maxeiner
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daß in Tierparks Paare aus Jaguar und Leopard, Löwe und Tiger fruchtbare Nachkommen in die Welt setzten. Auch alle Arten von Wildziegen (zu denen zum Beispiel der Alpensteinbock zählt) sind im Zoo kreuzbar und bringen zeugungsfähige Nachkommen hervor. Biologie ist keine Mathematik, die felsenfesten Regeln folgt. Das Lebendige steckt voller Überraschungen.
    Je höher entwickelt eine Lebensform ist, desto umfangreicher ist ihr Erbgut. Die genetischen Unterschiede zwischen zwei Vertretern derselben Säugetierart können beispielsweise größer sein als die zwischen zwei verschiedenen Algenarten. Eine neue Elefantenspezies brauchte sehr lange, um sich zu entwickeln. Doch neue Arten von Eintagsfliegen können unter Umständen relativ schnell entstehen. Kurzlebige und einfacher gebaute Tierformen, die viele Nachkommen hervorbringen, neigen stärker zu Mutationen und können sich schneller verändern.
    Die Evolution schreitet durch Katastrophen voran. Immer wieder gab es auf der Erde Desaster, denen Zehntausende von Arten zum Opfer fielen. Biologen gehen davon aus, daß im Laufe der Erdgeschichte 99 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten ausstarben. 4 Nach den großen Katastrophen wurden die Karten neu gemischt. Tierklassen, die zuvor ein Schattendasein geführt hatten, bildeten zahlreiche neue Arten und eroberten die Erde. So gab es schon zur Saurierzeit Säugetiere. Doch sie wurden vom Regiment der Reptilien unterdrückt. Die große Zeit der Säuger begann erst, als die Riesenechsen ausgestorben waren.
    Bis Mitte der neunziger Jahre sind etwa 1,5 Millionen Pflanzen- und Tierarten entdeckt und beschrieben worden. Mehr als die Hälfte davon sind Insekten. 5 Wie viele bisher unentdeckt geblieben sind, darüber gehen die Meinungen auseinander. Einige Wissenschaftler sind der Meinung, es gebe nahezu 100 Millionen Arten auf der Welt. 6 Dazu mehr unter dem Punkt »Wir erleben zur Zeit ein katastrophales Artensterben«.
    Sicher ist: Die Zeit der Entdeckungen ist noch lange nicht vorbei. Allein 1997 haben Biologen auf Madagaskar rund hundert neue Froscharten gefunden und beschrieben. Damit wurde die Zahl der auf der Insel bekannten Lurche nahezu verdoppelt. Noch vor wenigen Jahren gab es mehr bekannte Säugetiere als Frösche; doch eine Welle von Neuentdeckungen hat dazu geführt, daß die Frösche Ende der neunziger Jahre mit rund 4 900 registrierten Arten in Führung gingen. 7
      
    1 F. Mowat, Der Untergang der Arche Noah, 1987. 2 G. Fröhlich u. a., Schützt Lurche und Kriechtiere, 1987. 3 A. Dobson, Biologische Vielfalt und Naturschutz, 1997. 4 G. Easterbrook, A Moment on Earth, 1995. 5 A. Dobson, Biologische Vielfalt und Naturschutz, 1997. 6 Science vom 16. 8. 1991. 7 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 25. 3. 1998.

»Wir erleben zur Zeit ein katastrophales Artensterben«
      
    Seit Jahren sammeln wir die veröffentlichten Zahlen über aussterbende Tiere und Pflanzen. So kam ein buntes Album der Prognosen zustande. Von der Behauptung, pro Jahr sterbe eine Art aus, bis zu einer Art pro Minute ist alles vertreten. Alle Artikel unserer Sammlung erschienen in seriösen Blättern und berufen sich auf wissenschaftliche Untersuchungen. Berühmte Biologen warnen vor einem katastrophalen Artensterben, das bereits stattfinde und sich in naher Zukunft weiter verschlimmern werde. Paul und Anne Ehrlich prophezeihen in dem Buch »Extinction« ein nahezu komplettes Aussterben der Tierwelt bis 2025. Edward O. Wilson schätzt, daß zirka 27000 Arten im Jahr aussterben, also zirka 70 am Tag. 1 Wolfgang Engelhardt, Präsident des Deutschen Naturschutzringes, schreibt, daß schon heute 300 bis 400 Arten täglich verschwinden. 2 Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung erklärt in dem Gutachten »Wege zur Lösung globaler Umweltprobleme«, es würden in den nächsten Jahren täglich bis zu 130 Arten aussterben, wenn nichts geschehe. Wer könnte da noch zweifeln?
    Biologen, die weniger Gehör in der Öffentlichkeit finden, haben die Schreckensmeldungen kritisch geprüft und folgendes festgestellt: Alle diese Zahlenangaben sind Schätzungen, die sich aus hochgerechneten Hypothesen ergeben. Es gibt keine Beweise dafür, daß auch nur annähernd so viele Pflanzen und Tiere wirklich aussterben. Und niemand weiß, ob es die Arten, die angeblich aussterben, überhaupt gibt. Dennoch werden seit Jahrzehnten Zahlen veröffentlicht, die den Eindruck erwecken, ein dramatisches Artensterben sei im Gange. Nur selten wird erwähnt, daß es sich

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