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Lexikon der Oeko-Irrtuemer

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Titel: Lexikon der Oeko-Irrtuemer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk und Miersch Maxeiner
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Naturschutzorganisationen diesen Handel selbst in die Hand nehmen, könnten sie, so Anderson, den Markt beeinflussen. Menschen in den Entwicklungsländern erhielten eine Chance, um die Natur vor ihrer Haustür auf verträgliche Weise zu nutzen.
    Eine der größten Bedrohungen für seltene Tierarten ist der Schwarzhandel für chinesische Medizin. Substanzen wie Tigerknochen, Nashornpulver, Bärengalle oder getrocknete Seepferdchen finden reißenden Absatz in chinesischen Apotheken. Da der Wohlstand in China zunimmt und auch die vielen Auslandschinesen gut verdienen, können sich immer mehr Menschen die teuren Naturprodukte leisten. 1994 wurde der Umsatz asiatischer Traditionsmedizin allein in China auf zwei Milliarden Dollar geschätzt, Tendenz steigend. Aufklärungskampagnen, die obskure Mittel wie Tigerpenis als pharmakologisch wirkungslos entlarvten, hatten bisher kaum Erfolg. (Natürlich sind nicht alle asiatischen Naturarzneien Humbug, in einigen wurden Wirkstoffe nachgewiesen.) Für Nashörner, Tiger, asiatische Bären und andere Arten ist die Wilderei im Dienst chinesischer Apotheker die mit Abstand größte Bedrohung. Allein 1994 wurden 20 Millionen getrocknete Seepferdchen gehandelt. Die Seepferdchen-Population Asiens ist durch diesen Raubbau um 70 Prozent gesunken. 4
    Übrigens: Auch die Naturmedizinmode im Westen gefährdet Arten, allerdings Pflanzenarten. So mußte das afrikanische Stinkholz (Prunus africana) auf Anhang 2 des CITES-Abkommens gesetzt werden, weil daraus - unter anderem in Deutschland - eine beliebte Prostata-Arznei gewonnen wird. 5
    Verfechter des »Schützen-durch-Nützen«-Konzeptes (englisch »use it or loose it«) argumentieren, es sei erfolgversprechender, legale Märkte zu kontrollieren, als Verbote durchzusetzen. So züchten Wildfarmer in Südafrika bereits Nashörner, um eines Tages auf rechtmäßige Weise die chinesische Nachfrage nach Rhino-Pulver decken zu können. Die Vergangenheit zeigte, daß das internationale Handelsverbot für Nashornprodukte ein stumpfes Schwert war. Trotz drohender Strafen plünderten Wilderer die Nashornbestände Afrikas. Kein Großtier wurde im letzten Vierteljahrhundert so drastisch dezimiert wie das Spitzmaulnashorn.
    Nashörner und andere bedrohte Wildtierarten leben in armen Ländern. Oft ist die Not so groß, daß auch hohe Strafen Wilderer nicht davor abschrecken, ihr Glück mit den hoch begehrten Naturprodukten zu versuchen. Ein kontrollierter, legaler Handel könnte diesen Menschen eine ökonomische Chance geben und gleichzeitig seltene Tiere vor Ausrottung bewahren.
    Ein Beispiel, wie nachhaltige Nutzung von Wildtieren funktionieren kann, ist das Krokodilleder. In den sechziger Jahren herrschte Raubbau. Damals wurden jährlich bis zu acht Millionen Krokodilhäute verkauft. Als das CITES-Abkommen in Kraft trat und die meisten Krokodilarten darin aufgelistet wurden, kam der Handel mit Krokoleder in Nordamerika und Europa zum Erliegen. Dank der Warnrufe von Naturschützern brach der Markt zusammen, viele Verarbeitungsbetriebe mußten schließen.
    In den neunziger Jahren bauten mehrere Länder (unter anderem Simbabwe, Australien und einige Bundesstaaten der USA) Strukturen auf, um die Panzerechsen ökologisch verträglich zu nutzen, entweder durch Farmhaltung oder eine maßvolle Jagd auf Wildbestände. Die Krokodilpopulationen nahmen wieder zu. Allein die Zahl der Alligatoren im Süden der USA stieg in 25 Jahren von 175000 auf eine Million an. 6 Jetzt herrscht ein Überangebot an Krokoleder aus nachhaltiger Nutzung. Es muß sich erst herumsprechen, daß Krokotaschen wieder ökologisch korrekt sind.
      
    1 New Scientist vom 7. 7. 1997. 2 Süddeutsche Zeitung vom 20. 6. 1997. 3 R. Bailey (Hrsg.), TheTrue State of the Planet, 1995. 4 New Scientist vom 3. 1. 1998. 5 D. Lange, Bundesamt für Naturschutz, Untersuchung zum Heilpflanzenhandel in Deutschland, 1996. 6 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 23. 10. 1997.

»Umweltgruppen geben viel Geld für Naturschutz aus«
      
    Rund 170 Millionen Mark spenden die Deutschen jährlich an Umwelt- und Naturschutzverbände. 1 Was geschieht mit diesem Geld? Wird es wirklich eingesetzt, um Trappen, Tannen und Tümpel zu beschützen?
    Es gibt leuchtende Vorbilder, wie die Zoologische Gesellschaft Frankfurt, die das Gros ihrer Spendeneinnahmen in den praktischen Naturschutz steckt. Bei anderen Organisationen fällt dieser Anteil geringer aus. Die großen Verbände geben das meiste Geld für Kampagnen, Aktionen und

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