Lexikon der Oeko-Irrtuemer
Alliance (einem Zusammenschluß von Meerestier-Nutzern nördlicher Länder), 1997. 5 University of Alberta and Yale University, Public Attitudes to Whales, 1992. 6 W. Engelhardt, Das Ende der Artenvielfalt, 1997. 7 R. Bonner, At the Hand of Man, 1993. 8 J. S. Adams und T. 0. McShane, The Myth of Wild Africa, 1992.
»Durch Jagd und Fang werden Tiere ausgerottet«
Manche Tierarten wurden tatsächlich bis zum letzten Exemplar abgeschossen. Ein trauriges Beispiel dafür ist die südafrikanische Blaubock-Antilope, die weiße Siedler um 1800 ausrotteten. Auch in Europa verfolgten Jäger Großwildarten wie Wisent, Wildpferd, Elch, Auerochse, Bär, Wolf und Luchs so lange, bis sie verschwunden waren (Auerochse und Wildpferd starben aus, die anderen Arten fanden Rückzugsgebiete in abgelegenen Regionen). Diese Feldzüge gegen die Tierwelt erreichten ihren Höhepunkt im 19. Jahrhundert. Damals wurden die großen Bisonherden in Nordamerika bis auf einen winzigen Rest abgeschlachtet. Der Großwildjäger John A. Hunter schoß im Laufe seines Lebens 1000 Nashörner und 1400 Elefanten. Eine englische Jagdgesellschaft erlegte an einem einzigen Tag des Jahres 1860 mehr als 5000 Tiere in der Nähe des Oranje-Flusses in Südafrika. 1
Die letzte große Welle jagdlichen Raubbaues fand in den fünfziger und sechziger Jahren statt, als Safaris in fernen Ländern für immer mehr Menschen erschwinglich wurden, die Schutz- und Schongesetze in den unruhigen Kolonien und jungen Nationalstaaten aber noch schwach waren. Dies war auch die Zeit, als Leoparden und andere Raubkatzen für die Pelzmode an den Rand des Ausrottung gebracht wurden.
Leider gibt es heute immer noch Gebiete, wo schießwütige Jäger und Jagdtouristen Tierbestände gefährden. So etwa in Rußland und anderen Regionen der ehemaligen Sowjetunion, wo der Naturschutz in den Umbruchzeiten unter die Räder gekommen ist. Weltweit hat sich die Situation jedoch gewandelt. Großwildjäger sind heute strengen Reglementierungen unterworfen. Sie müssen sich in den meisten Ländern strikt an die Naturschutzgesetze halten. Trophäen bedrohter Tiere werden an vielen Grenzen vom Zoll beschlagnahmt.
Manche Entwicklungsländer setzen Großwildjäger inzwischen für ökologisch nützliche Zwecke ein, indem sie Naturschutzprojekte aus Jagdgebühren finanzieren. Der Hintergrund: In Simbabwe, Tansania und anderen afrikanischen Staaten nahm Ende der achtziger Jahre die Wilderei drastisch zu. Bauern unterstützten professionelle Wilderer und wilderten selbst. Denn während die Einnahmen aus dem Tourismus in die Hauptstädte flössen, litten die Dörfer am Rande der Nationalparks unter den hohen Wildbeständen (Elefanten und Büffel zerstören Ernten, Raubtiere töten Vieh und nicht selten sogar Menschen). Anders als in reichen Ländern gibt es in Afrika keine Wildschadenskompensation für Landwirte. Naturschützer entwickelten zunächst in Simbabwe und später auch in anderen Staaten Modelle, um der armen Landbevölkerung einen wirtschaftlichen Anreiz zum ökologischen Handeln zu geben. Der wichtigste Schritt war eine Veränderung der Besitzverhältnisse. Dorfgemeinschaften erhielten Eigentumsrechte am Wild, das vormals dem Staat gehörte. Seither verkaufen dörfliche Hegegemeinschaften (unter Kontrolle der Naturschutzbehörden) Tiere an Jagdtouristen. Dadurch hat sich das Verhältnis der Bauern zu den Wildtieren völlig gewandelt: Elefanten und Büffel gelten heute als Guthaben, das man pfleglich behandelt, weil man von den Zinsen lebt. Die Wildbestände steigen und die Wilderei wurde eingedämmt.
Ein gut betuchter Europäer, der in Botswana einen Elefanten schießen will, muß dafür eine vierzehntägige Safari buchen, die ihn inklusive Abschußgebühr und staatliche Lizenz mindestens 53000 Mark kostet. So bezahlen Großwildjäger für den Naturschutz. 2
Wie die Großwildjagd so stellen auch die Pelzjagd und der Fallenfang heute kaum noch Probleme für den Artenschutz dar. In Deutschland beispielsweise stammen weniger als ein Prozent der Pelze von Wildtieren, die dafür gejagt werden; weitaus höher ist der Anteil, der aus der »Schädlingsbekämpfung« kommt (zum Beispiel Bisamratten). Die Einfuhr von Leoparden- und anderen Großkatzenfellen ist in Deutschland seit 1976 verboten. Seit 1989 dürfen auch Felle kleinerer Wildkatzen nicht mehr importiert werden. Robbenpelze (siehe zu diesem Thema auch »Für Pelzmäntel werden Tiere gequält«) waren nie ein Artenschutzproblem, da die
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