Lexikon der Oeko-Irrtuemer
betreffenden Arten sehr häufig sind (siehe »Elefanten, Robben und Wale sterben aus«).
Der Tierfang für Zoologische Gärten spielt seit Mitte der siebziger Jahre keine Rolle mehr. Heutige Tierparks haben keine Nachschubprobleme, sondern kämpfen eher mit Überschüssen. Durch Fortschritte in der Tierpflege und der Tiermedizin vermehren sich viele Zootiere stärker als erwünscht. Bei Löwen, Tigern und anderen Arten setzen Zoos schon lange empfängnisverhütende Mittel ein. Neue Tiere werden in der Regel durch Tausch mit anderen Zoos erworben. Nur wenn alle Zoopopulationen so verwandt sind, daß Inzucht droht, greifen Tiergärten heute noch auf Wildfänge zurück. Doch die Zeiten, als große Fangexpeditionen aus Europa aufbrachen, um Schiffsladungen voller Wildtiere mitzubringen, sind lange vorbei. 3
Ein anderer Zweig des Tierhandels hat in den letzten zwei Jahrzehnten an Bedeutung gewonnen: der Markt für private Halter. Viele Menschen wollen Papageien, Schlangen oder andere Wildtiere als Haustiere besitzen. Glücklicherweise haben verantwortungsvolle Tierhalter und ihre Verbände das Problem erkannt, so daß auf dem legalen Tiermarkt hauptsächlich Nachzuchten und immer weniger Wildfänge angeboten werden. Dennoch sind Schmuggel und Schwarzmarkt mit artgeschützten Reptilien, Vögeln und anderen Lebewesen nach wie vor ein ernstes Problem.
1 E. Hobusch, Das große Halali, 1986. 2 L. Ellenberg u.a., Ökotourismus, 1997. 3 D. Poley (Hrsg.), Berichte aus der Arche, 1993.
»Der Handel mit Elfenbein und Krokoleder rottet Tierarten aus«
Seit 1975 ist das Washingtoner Artenschutzabkommen (die internationale Bezeichnung lautet »Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora«, abgekürzt CITES) völkerrechtlich in Kraft, und 132 Staaten sind ihm seither beigetreten (Stand 1996). Es soll den Handel mit seltenen Arten unterbinden. Doch - wie beim Drogenhandel - war der Erfolg in vielen Fällen bescheiden, das legale Angebot wurde lediglich durch den Schwarzmarkt ersetzt. Daher wird seit einiger Zeit in der internationalen Naturschutzgemeinde heftig gestritten, ob Handelsverbote der richtige Weg sind, um Arten zu schützen.
Viele Naturschutz-Experten sind der Überzeugung, daß es besser wäre, mit Jägern und Händlern zusammenzuarbeiten, als sie in die Illegalität zu treiben. 1 Andere - insbesondere Tierschutzgruppen in Europa und Nordamerika - glauben, daß dadurch der Ausverkauf der Natur besiegelt würde. Im Juni 1997 kam es auf der CITES-Konferenz in Simbabwes Hauptstadt Harare zur Kampfabstimmung zwischen den beiden Fraktionen.
Die Vertreter von Botswana, Namibia und Simbabwe wollten nicht mehr länger akzeptieren, daß sich in ihren Ländern Elefantenstoßzähne (aus legalen Hegeabschüssen) in Lagerhäusern türmen und nicht verkauft werden dürfen. Sie versuchten, das internationale Handelsverbot zu lockern. Schon vor dem Elfenbeinbann hatten die Länder des südlichen Afrika ihre Elefanten erfolgreich gehegt und genutzt. Ende der neunziger Jahre lebten in diesem Teil des Kontinents über 200000 Dickhäuter, weitaus mehr als in der Vergangenheit. Doch als in den achtziger Jahren die Wilderei in West- und Ostafrika dramatisch zunahm, entschloß sich die CITES-Konferenz zu einem generellen Handelsverbot für Elfenbein. Das traf jedoch alle afrikanischen Länder, also auch die, deren Elefantenbestände zunahmen. Viele Menschen im südlichen Afrika waren verbittert über die moralische Anmaßung der Industrienationen, die ihnen einen wichtigen Wirtschaftszweig zerstörte. Man stelle sich vor: Weil Dänemark seine Wildschweine ausgerottet hat (was tatsächlich so ist), dürfte ganz Europa nicht mehr mit Wildschweinfleisch handeln.
1997 wendete sich das Blatt. Die Mehrheit der Artenschutzexperten stimmte in Harare für den Antrag der drei südafrikanischen Länder, registrierte Lagerbestände ab 1999 wieder nach Japan verkaufen zu dürfen. Viele afrikanische Delegierte brachen in Jubel aus, weil sie sich endlich vom Gängelband westlicher Tierfreunde befreit fühlten. Ein Greenpeace-Sprecher warnte vor einem »Blutbad für Tiere«. 2
»Naturschützer sollten die Nutzung der Natur nicht verhindern, sondern fördern«, fordert der Umweltökonom und IUCN-Berater Terry L. Anderson. Der Umsatz mit Produkten aus wild lebenden Tieren und Pflanzen (ohne Holz und Fisch) wurde Mitte der neunziger Jahre auf fünf Milliarden Dollar geschätzt. 3 Würden
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