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Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Titel: Lexikon der Oeko-Irrtuemer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk und Miersch Maxeiner
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Biologen, Pharmakologen und Toxikologen ein Ende aller Tierversuche in absehbarer Zeit für völlig wirklichkeitsfremd und unethisch. Ein Verbot von Tierversuchen, so die nahezu einhellige Meinung der Fachleute, würde viele Menschen das Leben kosten.
    Auch die Pharmaindustrie hat kein Interesse daran, unnötig viele Tierversuche durchzuführen; denn Tests und Forschung an Tieren sind teuer. So ist der berüchtigte Draize-Test, bei dem Kaninchen ein Wirkstoff ins Auge geträufelt wird, mit knapp 2000 Mark (plus Tierhaltungskosten von fünf Mark pro Tag) fast doppelt so teuer wie das alternative Prüfverfahren am Hühnerei.
    Weniger als 40 Ärzte sind Mitglied im Verein »Ärzte gegen Tierversuche« (1992), der in den Medien häufig präsent ist und als wissenschaftliche Oppositionsbewegung dargestellt wird. 1 Selbstkritische Tierschutzvertreter gestehen die Notwendigkeit mancher Tierversuche (zumindest unter vier Augen) ein. Dennoch fordern alle deutschen Tierschutzgruppen (und die Tierrechtler ohnehin) ein Totalverbot aller Tierversuche.
    Mehr als 60 Nobelpreise wurden für Entdeckungen verliehen, die mit Tierversuchen gemacht wurden. Unter den so Geehrten sind berühmte Namen wie Robert Koch, der durch Untersuchungen an Kühen und Schafen die Tuberkelbazillen entdeckt hat. Viele andere Tierexperimente halfen, menschliches Leid zu verringern und Leben zu retten. Das Serum gegen Diphterie wurde mit Hilfe von Meerschweinchen entwickelt, die Insulin-Therapie der Zuckerkrankheit an Hunden getestet, Penizillin zunächst an Mäusen erprobt, ebenso Sulfonamid, das nach seiner Einführung zu einer dramatischen Senkung der Sterblichkeit bei Lungenentzündungen führte. 2 Zirka 7000 Affen ließen ihr Leben bei der Entwicklung des Impfstoffes gegen Kinderlähmung. 3
    Wahrscheinlich wird die traurige Notwendigkeit von - möglichst wenigen - Tierversuchen noch lange bestehenbleiben. »Wenn Vorgänge im lebenden Organismus erforscht werden sollen, brauchen sie Tierversuche«, sagt Wolfgang Frühwald, Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft. 4 Albert Schweitzer und Bernhard Grzimek, zwei aufgeklärte Tierfreunde, die ihr Leben lang um Respekt für die Mitgeschöpfe warben, befürworteten Tierversuche, um menschliches Leben zu retten.
      
    1 B. Müller-Ullrich, Medienmärchen, 1996. 2 Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie, Tiere in der Arzneimittelforschung, 1986. 3 H. H. Sambraus u. a. (Hrsg.), Das Buch vom Tierschutz, 1997. 4 Focus Nr. 14/1996.

»Für Pelzmäntel werden Tiere gequält«
      
    Tierschützer verdammen Pelze grundsätzlich und konnten viele Menschen von ihrer ablehnenden Haltung überzeugen. Drastisch rückläufige Umsätze trieben Pelzhändler, Kürschner, Farmer und Fallensteller in den Ruin. Doch das Pauschalurteil verzerrt die Realität: Pelze werden in der Regel nicht grausamer gewonnen als andere Tierprodukte wie Fleisch oder Leder (zur Artenschutzproblematik siehe »Durch Jagd und Fang werden Tiere ausgerottet«).
      
Die Herkunft von Fellen für Pelzmäntel
      

      
    Fast die Hälfte der Pelzmäntel in Deutschland stammen von Farmtieren (hauptsächlich Nerze und Füchse). Über ein Drittel kommt von Weidetieren wie dem Karakulschaf (Persianer). Felle, die bei der Jagd anfallen (z.B. Fuchs), werden in Deutschtand größtenteils vernichtet und nicht genutzt. (Quelle: Deutsches Pelzinstitut 1997)
      
    Es kommt immer darauf an, woher der Pelz stammt. Wildtiere, die plötzlich von der Kugel eines Jägers getroffen werden, müssen keine Qualen erdulden. Das gleiche gilt für Pelztiere, die auf der grünen Wiese aufwachsen (zum Beispiel Schafe). Bei Farmtieren und bei Wildtieren, die in Haltefallen gefangen werden, sieht das ganz anders aus. Sie müssen zumeist unnötig leiden.
    Fast die Hälfte der in Deutschland angebotenen Pelze kommt aus der Farmhaltung, hauptsächlich sind es Nerze und Füchse. 1 [Grafik siehe oben] Pelzfarmen sind eine Form intensiver Massentierhaltung. Nerze werden normalerweise in Drahtkäfigen gehalten, die eine Bodenfläche von 80 mal 30,5 Zentimetern besitzen (plus Nestkasten), Füchse müssen sich in der Regel mit 122,5 mal 90 Zentimetern Drahtboden (Nestkästen nur für Weibchen) begnügen. 2 Daß dies nicht tiergerecht ist, bestätigt unter anderem die Empfehlung des Europarates über die Haltung von Pelztieren (1991). 3 Sogar das Deutsche Pelzinstitut gesteht ein, daß »Veränderungsbedarf besteht«. 4 Aber immerhin muß man der Pelzwirtschaft,

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