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Lexikon der Oeko-Irrtuemer

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Titel: Lexikon der Oeko-Irrtuemer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk und Miersch Maxeiner
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düster aus.
      
    1 T. C. Whitmore u.a. (Hrsg.), Tropical Deforestation and Species Extinction, 1992. 2 Science vom 16. 8. 1991. 3 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 7. 7. 1993. 4 ebd. 5 News Nr. 44/1997. 6 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 19. 3. 1997.

»Die Regenwälder sind die ›grünen Lungen‹ der Erde«
      
    Immer wieder kann man lesen, Regenwälder entlasteten die Atmosphäre, indem sie große Mengen Kohlendioxid (CO 2 ) absorbieren. Doch viele Wissenschaftler halten diese These für abwegig. Alte Regenwälder sind CO 2 -neutral: Die Zersetzungsprozesse im feuchten Waldboden geben etwa soviel Kohlendioxid frei, wie die grünen Blätter aufnehmen. 1
    Richtig ist jedoch, daß im Holz und der sonstigen Pflanzenmasse tropischer Wälder ungeheure Mengen CO 2 gebunden sind. Der Ökologe Josef H. Reichholf schätzt, daß 433 Milliarden Tonnen Kohlenstoff in den Tropenwäldern stecken. Würde dieser Lebensbaustein als Kohlendioxid in die Luft gelangen, entspräche dies etwa der siebzigfachen Menge dessen, was Autos, Kraftwerke und Heizungen jährlich weltweit in Form von Abgasen ausstoßen. 2 Das heißt: Regenwälder, die in Ruhe gelassen werden, wirken kaum auf die Zusammensetzung der Atmosphäre. Doch wenn sie abbrennen, werden enorme Mengen CO, freigesetzt.
    Seit Jahren rätseln Wissenschaftler, wohin eigentlich die 26 Milliarden Tonnen Kohlendioxid verschwinden, die aus Motoren und Kraftwerken, durch Brände und andere menschliche Aktivitäten jährlich in die Luft entweichen. Nur die Hälfte davon bleibt in der Atmosphäre. Der Rest wird zum Teil von den Algen in den Weltmeeren aufgenommen. Doch der CO 2 -Hunger der Ozeane reicht nicht aus, um die gewaltige Lücke zu erklären.
    Bei der Fahndung nach dem unerklärlichen Verschwinden des Kohlendioxids geraten jetzt die nördlichen Wälder in den Blickpunkt. Wahrscheinlich sind sie die vielbeschworenen »grünen Lungen«. Wissenschaftler aus den USA und Deutschland vermuten, daß zirka ein Drittel des CO 2 von den Laub- und Nadelwäldern des Nordens aufgenommen wird. 3 Bei der Auswertung von Daten dreier Wettersatelliten registrierten US-Geographen verstärkte Photosynthese-Aktivität - das bedeutet üppiges Wachstum - der nicht tropischen Wälder. 4 Australische Forscher fanden heraus, daß die Biomasse in den Waldböden nördlicher Breiten deutlich langsamer von Mikroorganismen abgebaut wird als die im Süden. Da die wachsenden Bäume gleichzeitig Kohlenstoff binden, wirkt der Nordwald als CO 2 -Senke. 5
    In einer »Ökobilanz Holz«, die Forscher der Universitäten München und Hamburg im Dezember 1997 präsentierten, wird festgestellt, daß bewirtschaftete Forste wesentlich mehr zur Senkung der Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre beitragen, als unberührte Wälder. Denn das geschlagene Holz bindet auf Dauer CO, und macht Platz für nachwachsende Bäume, die wiederum Kohlendioxid verarbeiten. So verbauen Zimmerleute in einem Einfamilienhaus bis zu 10,5 Kubikmeter trockenes Holz. Darin sind über acht Tonnen CO 2 gebunden. 6
      
    1 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 3. 7. 1996. 2 Stern Nr. 46/1997. 3 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 3. 7. 1996. 4 Focus Nr. 19/1997. 5 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 3. 7. 1996. 6 Natur, Nr. 2/1998.

»Ein Tropenholzboykott rettet den Regenwald«
      
    Eindeutig nein. Die FAO stellt in ihrem Waldbericht von 1997 fest, daß ein erfolgreicher Tropenholzboykott das Gegenteil von dem erreichen würde, was sich die Boykotteure davon versprechen. Wenn die Regenwälder keinen wirtschaftlichen Wert mehr hätten, wäre dies ein Anreiz, sie endgültig abzubrennen und durch Plantagen, Äcker und Viehweiden zu ersetzen. 1
    Die Boykottaufrufe vieler Umweltorganisationen, von Robin Wood bis Greenpeace, beinhalten einen Trugschluß. Sie gehen davon aus, daß die Holzwirtschaft der wichtigste Regenwaldzerstörer sei. Dies ist nachweislich falsch. 2
    Die großen Rodungen werden durchgeführt, um landwirtschaftliche Fläche zu erhalten. In Mittelamerika wurden nach 1830 die ersten Regenwälder für Kaffeepflanzungen abgeholzt, nach 1890 für Bananen, nach 1940 für Baumwolle und in den späten fünfziger Jahren für Rinderweiden. Die Bäume auf den Philippinen fielen ebenfalls für Weideland, aber auch für Reisfelder und Zuckerrohrplantagen. In Indien mußte der Wald dem Tee- und Baumwollanbau weichen, in Thailand wurde er für Gummibäume und Reisterrassen gefällt. 3 In Malaysia und Indonesien, wo heute dramatische

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