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Lexikon der Oeko-Irrtuemer

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Titel: Lexikon der Oeko-Irrtuemer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk und Miersch Maxeiner
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aber nicht nur sämtliche Hausdächer, sondern auch sämtliche stillgelegten Landwirtschaftsflächen mit Solarzellen bedeckt werden. Das ergäbe dann ein »Modulflächenpotential« von 3500 Quadratkilometern - und in der Tat ziemlich viel Schatten. 3
    Der Anbau von Pflanzen zur Energiegewinnung mag wohl in dem ein oder anderen Fall Sinn machen. Flächendeckende Biosprit-Kulturen oder Schilfgras statt Atomenergie sind für Arten- und Landschaftsschützer jedoch der pure Horror (siehe auch Kapitel »Landwirtschaft«). Hinzu kommt, daß Monokulturen den Einsatz von Dünger und Pestiziden geradezu herausfordern - mit den bekannten Nebenwirkungen. Der Schaden wäre womöglich größer als der Nutzen. Der Historiker Edward Tenner spricht bei solchen »ironischen Wendungen« von technischen »Racheeffekten«. 4 Der Anbau beispielsweise von Raps als Ersatz für Dieselkraftstoff ist nach einer umfangreichen Ökobilanz des Umweltbundesamtes in Deutschland denn auch »nicht zu befürworten«.
      
    1 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 18. 9. 1997. 2 Der Spiegel Nr. 20/1996. 3 GSF-Forschungszentrum, Regenerative Energien - die umweltfreundliche Lösung, 1995. 4 E. Tenner, Die Tücken der Technik, 1997.

Perspektiven
      
    Es werden vermutlich die Ingenieure sein, die das Menschheitsproblem Energieversorgung lösen und nicht die Ideologen. Die Energiezukunft heißt Vielfalt und basiert auf der erneuerbaren Ressource Intelligenz.
    Dabei sind die Möglichkeiten der mit fossilen Brennstoffen betriebenen Kraftwerke noch nicht einmal annähernd ausgeschöpft. So revolutionieren moderne Gaskraftwerke mit einem Wirkungsgrad von bis zu 60 Prozent derzeit die Energietechnik. Wird zusätzlich die Abwärme als Heizenergie verwendet, ist eine Energieausnutzung von bis zu 90 Prozent möglich. 1 Die Konstruktionen arbeiten dreimal wirkungsvoller als ein altes Kohlekraftwerk - und um Zehnerpotenzen sauberer.
    Im Osten Deutschlands ersetzen solche Konstruktionen gerade reihenweise die alten Kraftwerke. Die kompakten Anlagen können gleichsam am Fließband gebaut werden. Und sie machen nebenbei der Atomkraft den Garaus: Die Gasanlagen kosten nämlich nur etwa ein Drittel eines vergleichbaren Atomkraftwerkes. Der Boom der Gaskraftwerke und die Flaute bei der Atomenergie sprechen gegen die weitverbreitete Auffassung, daß die deutschen Energieversorger gleichsam ideologisch auf die Atomkraft festgelegt seien. (Sie sind lediglich aufs Geldverdienen festgelegt.)
    Die fossilen Energien sind noch lange nicht am Ende, und es könnten sogar neuartige Reserven hinzukommen: So lagern am Meeresboden massenhaft eisähnliche Hydrate verschiedener Gase, insbesondere Methan, das auch Hauptbestandteil des Erdgases ist. Fachleute schätzen, daß die dort gespeicherten Energievorräte größer sind als sämtliche bekannten Erdöl-, Erdgas- und Kohlevorkommen zusammen. 2 Es ist heute aber weder technisch möglich noch lohnend, diese Quelle anzuzapfen.
    Doch der Energiehunger der aufstrebenden Nationen wird die derzeit besonders leicht und billig zu gewinnenden Brennstoffe wie Erdöl über kurz oder lang teurer machen. In gleichem Maße wird das Sparen, das Erschließen neuer Vorräte und das Einführen alternativer Technologien attraktiver werden. Wenn man die Kohlendioxid-Emissionen als Indikator nimmt, dann werden die technischen Einsparpotentiale beispielsweise bei Gebäuden auf 80 Prozent und bei Autos auf über 50 Prozent geschätzt. 3 Mittlerweile machen schon erste Energietechnik-Dienstleister das Sparpotential zu Geld: Die Rheinischen Kliniken in Bonn übertrugen ihren kompletten Energiehaushalt der Firma ROM-Contracting - und sparen jährlich 400000 Mark. Große Energieversorger wie RWE gründen ebenfalls Tochterunternehmen, die eine warme Stube verkaufen und nicht möglichst viel Strom. 4
    Intelligente Energieerzeugung bzw. -nutzung ist eine nachhaltige Geschäftsidee: So gehen immer mehr Industriebetriebe dazu über, den Strom mit kleinen Blockheizkraftwerken zu erzeugen - und ihre Nachbarn nebenbei mit Strom und Wärme zu versorgen. 1995 stammten 3,5 Prozent unseres Stromes aus 2 150 solchen Anlagen, 2005 sollen 10000 Anlagen bereits zehn Prozent des Stromes liefern. 5 Alle möglichen Betreiber von Feuerungseinrichtungen - bis hin zur Müllverbrennungsanlage - entdecken diesen bislang verschenkten Nebenerwerb.
      
Erdgas und erneuerbare Energien legen zu
      

      
    Beim Primärenergieverbrauch und bei den Kapazitäten der Kraftwerke wird in

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