Lexikon der Oeko-Irrtuemer
unterwegs ist.« 4 Stephen Schneider, der bereits zitierte Eiszeit-Warner, entwickelte sich zu einer in den Medien allgegenwärtigen Treibhaus-Kassandra:
»Die Veränderung (des Klimas) erfolgt so schnell, daß ich nicht zögere, die Auswirkungen als potentiell katastrophisch für die Ökosysteme zu bezeichnen.« 5
Bevor es womöglich wieder kühler wird (wer weiß!), machen wir lieber einen Ausflug in graue Vorzeit. Denn schon bei den alten Germanen war die Klimakatastrophe aktuell. Allerdings konnten sie sich nicht so richtig zwischen Eiszeit und Treibhaus entscheiden und kombinierten sicherheitshalber beides. Die alten Legenden überliefern uns: Das Erdbeben der Weltesche kündigt den Untergang an. Während die Sonne sich verdunkelt und der ewige Winter anbricht, werden die guten Götter Wotan und Baidur getötet. Der böse Feuerriese Surtr steckt daraufhin die Welt in Brand, und die Erdteile versinken schließlich im Meer. 6 Was den Weltuntergang anbetrifft, gingen die Germanen jedenfalls auf Nummer sicher.
1 G. Easterbrook, A Moment on the Earth, 1995. 2 ebd. 3 Science, Vot. 173, 1971, Seite 138-141. 4 The Economistvom 20. 12. 1997. 5 TV-Interview 1990, Channel 4, Großbritannien. 6 P.-Y. Gaudard, Betrachtungen eines Ethnologen. In: K. Aurand, B. P. Hazard, F. Tretter, Umweltbelastungen und Ängste, 1993.
»Die Erde wird unnatürlich wärmer«
»1995 war weltweit das wärmste Jahr der Geschichte. Insgesamt brachten die neunziger Jahre die weltweit fünf wärmsten Jahre seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen vor mehr als einem Jahrhundert«, führt der World Wide Fund For Nature (WWF) Ende 1997 als Beleg für einen unnatürlichen Klimawandel an. 1 Wie gewollt solche Aussagen sind, zeigt eine nähere Analyse.
Richtig ist: In den letzten 100 Jahren stieg die globale Durchschnittstemperatur den meisten Quellen zufolge um etwa 0,5 Grad Celsius. 2 [Grafik siehe unten] Richtig ist aber auch: Im Jahrhundert zuvor gab es ähnliche Warmphasen wie heute. Schauen die Wissenschaftler 200 Jahre zurück, können sie keine deutliche Erwärmung der Erde mehr feststellen. Gernot Patzelt vom Institut für Hochgebirgsforschung in Innsbruck meint: »Bezieht man diese [längeren Meßreihen] mit ein, dann läßt sich kein eindeutiger Trend feststellen.« Meßreihen des alpinen Nahbereichs beispielsweise, die bis an den Beginn instrumenteller Temperaturbeobachtungen um 1775 zurückreichen (so etwa auf der ältesten Bergwetterstation der Welt am Hohenpeißenberg im Allgäu), zeigen dies. 3 Über eine der weltweit längsten Aufzeichnungen der Temperatur überhaupt verfügt übrigens die Wetterstation in Berlin-Dahlem: Dort wird seit 296 Jahren über die Temperatur Buch geführt.
Jähriiche Durchschnittstemperaturen an der Erdoberfläche 1856 -1989
Der zeitliche Verlauf der Temperaturtrends in den letzten 130 Jahren (gemittelt über den Ozeanen und Kontinenten) läßt eine merkliche Erwärmung zwischen 1910 und 1940 erkennen sowie einen weiteren Anstieg zwischen 1975 und 1990. Dazwischen kam es zu einer Abkühlung. Von einer kontinuierlichen Erwärmung, wie sie die Klimamodelle der Computer nahelegen, kann keine Rede sein. (Quelle: Nach IPCC 1990)
Auch diese Meßreihe läßt keinen Rückschluß auf eine ungewöhnliche Erwärmung im gegenwärtigen Jahrhundert zu. 4 [Grafiken siehe unten] Es gibt somit sehr viel länger Temperaturaufzeichnungen, als manche Umweltschützer glauben.
Außerdem besteht die »Klimageschichte« nicht aus den letzten 100 Jahren. Ein paar wärmere Jahre sagen über die langfristige Klimaentwicklung letztendlich überhaupt nichts aus. Durch raffinierte Analysemethoden lassen sich die Temperaturen heute um Jahrtausende oder Jahrmillionen zurückbestimmen. Diese Untersuchungen zeigen ein erdgeschichtliches Wechselbad mit teilweise sehr viel höheren, aber auch sehr viel tieferen Temperaturen als heute. Auch die Behauptung, in den letzten 10000 Jahren habe sich die Erde niemals so schnell erwärmt wie heute, ist falsch. Wibjörn Karlen von der Universität in Stockholm kann anhand der Untersuchung der Jahresringe von Bäumen nachweisen, daß sich das Klima in dieser Zeitspanne wiederholt rasch verändert hat. So schwankten die Temperaturen im skandinavischen Großraum mehrmals zwischen denen der »kleinen Eiszeit« und zwei Grad über den heutigen. 5
Nun bilden die Ozeane zwei Drittel der Erdoberfläche. Doch das komplexe Gebilde von sich abwechselnden und ständig
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