Lexikon der Oeko-Irrtuemer
Cola freuten sich klammheimlich über in Aussicht stehende Hitzerekorde). Kurz zuvor hatte die Klima-Aktionsgruppe »Agenda 21« auf dem Stachus eine »Beachparty« und das »Eintreffen der Weltmeere« gefeiert. Motto: »Der CO 2 -Ausstoß macht es möglich!« Die letzten Sandkörner von Sylt wurden symbolisch an die Bevölkerung verteilt, denn die Nordseeinsel »wird demnächst weggeschwemmt«.
Auch Greenpeace hat schlechte Nachrichten und will mit dem Report »Zeitbombe Klima« rechtzeitig Alarm schlagen: »Unsere Dokumentation von mehr als 500 Überschwemmungen, Dürren, Stürmen, Waldbränden, Temperaturrekorden, Korallensterben, schmelzenden Gletschern sowie die Ausbreitung von Schädlingen und Seuchen belegt, daß die Zahl extremer Wetterlagen dramatisch zunimmt.« 1
Der World Wide Fund for Nature (WWF) ist sich ganz sicher, »daß eine Veränderung des Klimas bereits eingetreten ist und in allen Teilen der Welt zu Beeinträchtigungen der Lebensräume, der Tier- und Pflanzenwelt und der menschlichen Gesundheit sowie zu wirtschaftlichen Einbußen führt«. 2 So seien alleine in Chicago 500 Menschen an den Folgen einer Hitzewelle gestorben. Und es kommt noch viel dicker: »Was heute den Opfern von immer mehr Wirbelstürmen, Überschwemmungen und Dürrekatastrophen vor allem in den armen Entwicklungsländern widerfährt, kann schon für die Generation unserer Kinder zur grausamen Alltagswirklichkeit werden.« 3 Ganz schlimm erwischt es auch den Panda. So schreibt die Umweltorganisation in einem Werbebrief: »Die Vegetation in den Bergwäldern Chinas wird sich so stark verändern, daß dem Symboltier des weltweiten Naturschutzes die Bambus-Nahrung ausgeht.«
Es heißt Abschied nehmen. Die »Frankfurter Rundschau« summierte den Ernst der Lage unter der Überschrift: »Im Jahr 2100 werden weite Teile der Erde unbewohnbar sein.«: 4 Die Berliner »taz« macht den Deckel entschlossen ganz zu: »Endgültig: Menschheit schaufelt sich Klimagrab.« 5 Ein besonders bemerkenswerter Vergleich fiel allerdings dem amerikanischen Vizepräsidenten Al Gore ein (als er noch Senator war): Die Menschheit, so Gore, befinde sich in der »Kristallnacht vor dem Klimaholocaust«.
1 Greenpeace, Zeitbombe Klima, 1994. 2 WWF, Hintergrundinformation, Zeit zu handeln, 1997. 3 WWF-Journal Nr. 4/1997. 4 Frankfurter Rundschau vom 18. 12. 1995. 5 die tageszeitung vom 18. 12. 1995.
»Noch nie war die Angst vor einer Klimakatastrophe so groß wie heute«
Es scheint, als würde nie wieder Schnee unter den Füßen der Menschen knirschen. Die globalen Temperaturen erreichen beängstigende Höhen. In den Küstenstädten geht die Angst vor einem steigenden Meeresspiegel um. G. C. Callandar, ein prominenter Klimatologe, spricht vor der Royal Meteorological Society (der »Königlichen meteorologischen Gesellschaft«) in London und verkündet den Zuhörern: Der vom Menschen verursachte Treibhauseffekt ist da. Die Brandrede wurde schon vor einiger Zeit gehalten. Genau gesagt, im Jahre 1938 - also vor mehr als einem halben Jahrhundert. 1
Spencer Weart, Leiter des amerikanischen Instituts für die Geschichte der Physik in College Park, Maryland, hat die zeitgenössischen Quellen studiert. Er kommt zu dem Schluß, daß die Treibhaus-Rhetorik in den dreißiger Jahren »exakt die gleiche war, wie wir sie heute wieder hören«. 2 Die Menschheit, so hieß es, überschreite ihre Grenzen in erschreckender Weise, irreversible Schäden seien die unvermeidliche Folge. Der Klimatologe Callandar war sich 1938 in seiner Rede jedenfalls sicher: Die Zukunft kann aufgrund der Treibhausgase nur heißer werden.
Sofort wurde es kälter. Von 1940 bis in die späten siebziger Jahre sanken die globalen Temperaturen. Stephen Schneider, ein prominenter amerikanischer Klimatologe, erläuterte in der Zeitschrift »Science« die Möglichkeit einer vom Menschen verursachten Eiszeit. 3 1977 bescherte den Amerikanern den kältesten Winter des Jahrhunderts. Umweltschützer geißelten die Wohlstandsgesellschaft und ihre Abgase als Auslöser der kommenden Eiszeit. Der amerikanische Kongreß veranstaltete Fragestunden zur drohenden Erdabkühlung.
Sofort wurde es wärmer. Nun erlebt die Treibhausthese eine Renaissance unter den Wissenschaftlern. Der heutige amerikanische Vizepräsident und damalige Senator Al Gore erklärte schon 1986: »Die Gemeinschaft der Wissenschaftler ist fast einstimmig der Meinung, daß der (menschengemachte) Treibhauseffekt real und bereits
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