Lexikon der Oeko-Irrtuemer
verstanden worden, noch kann er in den Klimamodellen zufriedenstellend simuliert werden. Das heißt, der Wasserdampf hat bei weitem den größten Einfluß auf den Treibhauseffekt und ist in seinen Wechselwirkungen mit den anderen Treibhausgasen zugleich die größte Unbekannte.
1 H. Hug, Der tägliche Öko-Horror, 1997.
»Kohlendioxid ist ein Schadstoff und ein Klimagift«
Kohlendioxid (CO 2 ) ist ein farbloses, schwach säuerliches und nicht brennbares Gas, welches in der Atmosphäre vorkommt. CO 2 entsteht vor allem bei Verbrennungsprozessen, also beispielsweise wenn ein Mensch die Kalorien seines Frühstücks in Energie umsetzt.
Globale jährliche CO 2 -Emissionen
Wenn in der Klimadiskussion um den Kohlendioxidausstoß (CO 2 ) gestritten wird, dann geht es um den vom Menschen verursachten Anteil. Im Verhältnis zum Anteil der Natur entspricht dieser etwa drei Prozent der Kohlendioxidemissionen auf dem Globus. Derzeit verbleibt aber nur etwa die Hälfte davon in der Atmosphäre, der Rest wird vermutlich von verstärkt wachsenden Wäldern und Ozeansedimenten aufgenommen. (Quelle: Volkswagen Umweltbericht 1996/ OECD/IEA)
Im Laufe eines etwa 70jährigen Lebens nimmt jeder von uns etwa 56 Tonnen Wasser, 19 Tonnen Kohlenhydrate, Eiweiß und Fett (als Trockensubstanz gerechnet) zu sich. 1 Der Chemiker Hans Hug hat daraus ermittelt, daß ein Mensch jährlich knapp eine halbe Tonne Kohlendioxid ausatmet. 2 Fährt er mit seinem Mittelklassewagen im Jahr 15000 Kilometer, strömen durch dessen Auspuff noch einmal etwa 4,4 Tonnen Kohlendioxid - also etwa die zehnfache Menge. Alle Segnungen der Zivilisation zusammengenommen, gehen auf das Konto eines Bundesbürgers etwa 12,0 Tonnen Kohlendioxid jährlich. 3
Die natürliche Emission von Kohlendioxid aus Ozeanen (43 Prozent), Böden (28 Prozent), Vegetation (28 Prozent) und Verbrennung von Biomasse (1 Prozent) beträgt jährlich etwa 770 Milliarden Tonnen. 4 Durch menschliche Aktivitäten werden derzeit schätzungsweise 26 Milliarden Tonnen emittiert. Im Verhältnis zum Anteil der Natur (770 Milliarden Tonnen) sind dies also etwa drei Prozent. [Grafik Seite 151] Und um diese drei Prozent wird in der Klimadiskussion hauptsächlich gestritten. Während die Kohlendioxidbilanz der Natur als »neutral« bezeichnet wird, weil beispielsweise Meere und Pflanzen in einem Kreislauf über kurz oder lang die gleiche Menge Kohlenstoff wieder aufnehmen wie abgegeben, gilt die Bilanz der menschlichen Zivilisation als negativ (unsere eingangs erwähnte Atmung zählt noch zum natürlichen Neutralposten).
Der Anteil von natürlichem CO 2 macht nur etwa 0,03 Prozent des Gesamtvolumens der Atmosphäre aus 5 - würde man es als Mantel konzentriert um die Erde legen, hätte diese Schicht eine Höhe von nur 2,9 Metern. Ohne Kohlendioxid gäbe es auf der Erde kein Leben, denn es ist Nahrung für die Pflanzen. Die verwandeln es bei der Photosynthese zu Biomasse, wie beispielsweise Holz, und spendieren den anderen Organismen im Gegenzug den Sauerstoff. Pflanzen sind geradezu gierig nach Kohlendioxid. Laborversuche ergaben, daß sie in der Natur eigentlich in einer Kohlendioxid-Mangelsituation vegetieren. 6 Ihr Appetit ist erst bei einer fünfmal so hohen Kohlendioxid-Konzentration gestillt, wie er heute in der Atmosphäre herrscht. In Gewächshäusern wird daher sogar künstlich ein höherer Kohlendioxidgehalt in der Luft geschaffen, damit das Gemüse schneller wächst.
Wir verbrennen, erdgeschichtlich gesehen, in kürzester Zeit große Kohlenstoffmengen, die sich über Jahrmillionen als Kohle oder Erdöl abgelagert haben. Dies ist aus vielen Gründen nicht besonders vernünftig. Die Natur kann diese Mengen, so wird von vielen Klimaforschern befürchtet, nicht im gleichen Tempo wieder verarbeiten.
Seit 1870 ist der Anteil des Kohlendioxids in der Atmosphäre von 270 Teilen pro Million Luftmoleküle (meist abgekürzt als ppm, entsprechend der englischen Bezeichnung »parts per million«) auf heute 364 Teile pro Million angestiegen. Der jährliche Anstieg beträgt derzeit zwischen 0,5 und 2,2 Teilen pro Million. Dazu trägt zweifellos das Verbrennen von fossilen Energieträgern durch den Menschen bei. Wie hoch unser Anteil daran genau ist, wissen wir allerdings nicht. Ob dies schon eine Auswirkung auf das Klima hat, ist ebenfalls Gegenstand einer (bislang nicht entschiedenen) wissenschaftlichen Debatte.
Es wird jedoch befürchtet, daß sich der Anteil des
Weitere Kostenlose Bücher