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Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Titel: Lexikon der Oeko-Irrtuemer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk und Miersch Maxeiner
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(gebeiztes) Saatgut. Heutige Landwirte sind besser geschult als ihre Väter und Großväter; sie sehen sich die Schäden genauer an und sind auch eher bereit, kleinere Ernteausfälle zu tolerieren.
      
    1 G. Easterbrook, A Moment on Earth, 1995. 2 Oer Spiegel Nr. 20/1991. 3 Industrieverband Agrar e.V., Jahresbericht 1996/97. 4 die tageszeitung vom 28. 11. 1994. 5 Akzente Nr. 3/1994. 6 Kosmos Nr. 3/1997. 7 Fraunhofer-Gesellschaft, FhG-Mediendienst Nr. 5/1997. 8 Kosmos Nr. 3/1997. 9 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 3. 10. 1997. 10 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 16. 10. 1996. 11 Der Spiegel Nr. 44/1996. 12 Nach Angaben des Industrieverbands Agrar e.V., 1997.

»Nachwachsende Rohstoffe sind gut für die Umwelt«
      
    Franz Alt schwärmt für Schilfgras, der Bauernverband für Raps, die »taz« für Hanf und Daimler-Benz für Flachs. Alle verkünden, daß der verstärkte Anbau von Industrierohstoffen auf dem Acker den Weg in die ökologische Zukunft öffnen werde. »Schilfgras statt Atom«, fordert Franz Alt.
    Die Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen ist nichts Neues. Holz, Baumwolle und verschiedene Ölpflanzen werden seit langem von der Industrie genutzt. Heute haben Forscher und Landwirte zusätzliche Nutzungsformen im Blick:
      
    › Stärke aus Kartoffeln, Weizen und Mais: unter anderem für Papier, Klebstoffe und Folien.
    › Zucker aus Zuckerrüben und anderen Pflanzen: unter anderem für Weichmacher, Waschmittel, biologisch abbaubare Kunststoffe, Klebstoffe, Farben.
    › Fasern aus Flachs und Hanf: unter anderem für Textilien, Seile, Baustoffe und Preßplatten, die in Möbeln und Autoinnenteilen Verwendung finden.
    › Öl aus Raps, Lein, Sonnenblumen oder Soja: unter anderem für Farben, Lacke, Schmiermittel und Weichmacher.
    › Kraftstoff aus Rüben, Kartoffeln oder Getreide (Ethanol) oder aus Rapsöl (Biodiesel): für Auto- und andere Motoren.
    › Brennstoff aus Schilfgras, Getreidestroh oder Holzschnitzeln: für die Wärme- und Energieversorgung.
      
    1995 wuchsen in Deutschland auf 500000 Hektar Ackerfläche Energiepflanzen und Industrierohstoffe. Der größte Teil davon war mit Raps bepflanzt. Für die Landwirte ist das ein gutes Geschäft. Die EU zahlt bis zu 750 Mark Prämie für jeden Hektar Ackerland, der brachliegt. Durch einen kleinen Formulierungstrick können die Bauern aber trotzdem ernten. Denn als Brache gelten auch Nutzpflanzen, die nicht der Nahrung dienen, also etwa Raps zur Biodieselherstellung. 1 So wird munter zweimal kassiert und der mögliche ökologische Nutzen der Brache (als Lebensraum für Wildkräuter und Tiere) verhindert. Biodiesel wurde 1997 bereits an 600 Tankstellen vertrieben. 2 Da der Raps-Kraftstoff in der Herstellung teurer ist als fossiler Diesel, befreite ihn die Bundesregierung von der Mineralölsteuer. 3
    Bereits 1992 erstellte das Umweltbundesamt (UBA) eine vernichtende Ökobilanz für den Kraftstoff vom Acker. Fazit: »Ein Ersatz von Dieselkraftstoff durch Rapsöl beziehungsweise RME ist aus Umweltsicht nicht zu befürworten.« 4 Das UBA entkräftet in seiner Studie die Argumentation, Biodiesel sei CO 2 -neutral, da die Pflanze das bei der Verbrennung frei werdende Kohlendioxid vorher gebunden habe. Aussaat, Düngung, Pestizideinsatz und die chemische Verarbeitung zu Rapsmethylester (kurz RME) seien überaus energieintensiv. Darüber hinaus würden beim intensiven Anbau von Raps Lachgas und Methan freigesetzt, die wesentlich stärker zum Treibhauseffekt beitrügen als Kohlendioxid. 5
    Auch die Energieerzeugung mit Pflanzenmasse ist weniger umweltfreundlich, als es zunächst den Anschein hat. So ist der Energiegewinn aus der Verbrennung von Schwachholzschnitzeln nach 250 Kilometern Transportstrecke per LKW bereits aufgezehrt. Jeder weitere Kilometer bedeutet unterm Strich Energieverlust. 6 Ähnlich bescheiden sieht die Ökobilanz für Biokunststoff aus. Seine Herstellung verbrauche in manchen Fällen mehr Ressourcen und setze mehr Emissionen frei als die Erzeugung herkömmlicher Kunststoffe, schreibt Michael Heyde vom Fraunhofer-Institut für Lebensmitteltechnologie und Verpackung. 7
    Und was ist mit dem asiatischen Schilfgras, mit dessen Energie der Fernsehjournalist Franz Alt die ökologische Zukunftsgesellschaft ergrünen lassen will? Diese Pflanzen seien, so Alt, der Universalrohstoff schlechthin. Ihre Biomasse könnte zur Strom- und Wärmeerzeugung verheizt werden, als Treibstoff dienen und (zu Platten und Formteilen gepreßt) im Haus- und Autobau

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