Lexikon der Oeko-Irrtuemer
ein zwanzig Hektar großes Versuchsareal in der Chihuahua-Wüste. Das Gebiet liegt genau an der Grenze zwischen Grasland und Buschwüste. Als einige Jahre ungewöhnlich viel Regel fiel, passierte das genaue Gegenteil von dem, was die Forscher erwartet hatten: Das Grasland wich zurück und die Wüste dehnte sich aus. 6
1 G. Easterbrook, A Moment on Earth, 1995. 2 Darmstädter Echo vom 28. 10. 1997. 3 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 29. 7. 1997. 4 New Scientist vom 13. 12. 1997. 5 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 3. 3. 1993. 6 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 3. 12. 1997.
»Öko-Landbau ist nur etwas für Idealisten«
Keineswegs, die Erfolgszahlen der Biobauern überzeugen auch kühle Rechner. In den sechziger Jahren wirtschaftete nur eine Handvoll Biobetriebe in Deutschland. Ende der neunziger Jahre waren es um die 8000 (7350 sind nach EU-Verordnung als Öko-Höfe registriert. Es gibt jedoch Tierhaltungsbetriebe, die noch nicht EU-zertifiziert sind, aber vom Bio-Dachverband AGÖL - Arbeitsgemeinschaft ökologischer Landbau - anerkannt werden). Über 3500 Quadratkilometer Acker und Grünland wurden 1997 in Deutschland ökologisch bewirtschaftet. Dies sind über zwei Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche. 1 Öko-Landbau ist längst kein Hobby verträumter Landhippies mehr. Immer mehr Großbetriebe - vor allem in Ostdeutschland - stellen um, darunter frühere Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (LPGn), die mehrere tausend Hektar umfassen.
Ökologisch bewirtschaftete Flächen in Europa
In ganz Europa ist der Biolandbau auf Erfolgskurs. In dieser Darstellung sind die Höfe, die sich 1996 noch in der Umstellungsphase auf Öko-Landbau befanden, bereits mitgezählt. (Quelle: N. Lampkin 1996)
Ein Brandenburger Vermarktungsverbund für Öko-Rindfleisch verkauft allein 6000 Rinder jährlich an einen Babykosthersteller. 2
Andere Länder in Europa sind schon viel weiter. In Schweden zum Beispiel beträgt der Anteil der ökologisch bewirtschafteten Fläche bereits vier Prozent, beim Spitzenreiter Österreich sind es 8,7 Prozent. 3 Europaweit wurden 1996 über 133000 Hektar Land von Biobauern bestellt. 4 [Grafik siehe oben]
Sogar außerhalb der westlichen Wohlstandsgesellschaften gibt es immer mehr Öko-Farmen. So hat sich der Biolandbau in Tschechien etabliert. 5 Farmen in Mexiko, Costa Rica und anderen Entwicklungsländern beliefern den Weltmarkt für biologisch angebaute Südfrüchte. 6 Auf Plantagen in der Türkei und Ägypten wächst Öko-Baumwolle für große Modehäuser. 7
Biobauern wirtschaften besser
Das Bonner Landwirtschaftsministerium verglich 1996 konventionell wirtschaftende Testbetriebe mit solchen, die Biolandbau praktizierten. Ergebnis: Bei den Öko-Höfen lag der Gewinn um 8,3 Prozent höher. (Quelle: Agrarbericht der Bundesregierung 1997)
In vielen Tropenländern werden Mischformen aus konventionellem und ökologischem Landbau praktiziert. Besonders die biologische Kontrolle von Insektenschäden kann Erfolge vorweisen. So wird in afrikanischen Ländern die gefürchtete Maniok-Schmierlaus heute mit Hilfe einer Schlupfwespe bekämpft. 8 Der Bananen-Konzern Chiquita erhielt für die ökologische Verbesserung seiner Anbautechniken von amerikanischen Umweltgruppen ein Zertifikat. 9
Drei Entwicklungen haben dem Biolandbau in Deutschland auf die Sprünge geholfen. Erstens: 1989 begann die EU, endlich auch die ökologische Landwirtschaft zu fördern. Zweitens: Führende Babykosthersteller stellten ihre Produkte ganz oder teilweise um. Allein für das Unternehmen Hipp bearbeiten 550 Öko-Landwirte 11000 Hektar Acker. 10 Und drittens stiegen im Laufe der neunziger Jahre die großen Handelsketten Rewe, Tengelmann und Edeka in das Biogeschäft ein.
Mit ihrer Öko-Marke »Füllhorn« machte die Rewe-Gruppe Ende der neunziger Jahre 250 Millionen Mark Jahresumsatz. Bei manchen Lebensmitteln liegt der Anteil der Füllhorn-Ware bereits bei zehn Prozent. Die österreichische Rewe-Tocher BILLA verkauft bei den Milchprodukten sogar schon 20 Prozent Bio-Erzeugnisse.
Biobauern ernten weniger, verdienen aber mehr. Gegenüber vergleichbaren konventionellen Betrieben liegt ihr Gewinn um 8,3 Prozent (5092 Mark pro Arbeitskraft) höher." Immer mehr Verbraucher sind bereit, die höheren Preise der Bioprodukte zu bezahlen, weil sie es satt haben, Umweltverschmutzung und Tierquälerei zu unterstützen. Nach einer Allensbach-Umfrage
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