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Lexikon der Oeko-Irrtuemer

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Titel: Lexikon der Oeko-Irrtuemer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk und Miersch Maxeiner
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oder Afrika fliegen, um sich dort »ungepflegte« Naturlandschaften anzusehen?
      
    1 Bundeslandwirtschaftsministerium, Land- und Forstwirtschaft in Deutschland, 1997. 2 G. Easterbrook, A Moment on Earth, 1995. 3 Bundeslandwirtschaftsministerium, Land- und Forstwirtschaft in Deutschland, 1997. 4 WWF-Journal Nr. 4/1995. 5 die tageszeitung vom 3. 11. 1997. 6 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 4. 3. 1998. 7 Robin Wood Magazin Nr. 2/1994. 8 Du und das Tier Nr. 5/1994. 9 New Scientist vom 17. 1. 1998. 10 Informationsblatt des Naturschutzbundes Deutschland (NABU): Vogelwelt und Landwirtschaft, 1991. 11 New Scientist vom 17. 8. 1991. 12 Die Zeit vom 15. 3. 1996.

»Die Bauern setzen immer mehr Dünger und Gift ein«
      
    Nein, ganz im Gegenteil sogar: Europas Bauern schütten erfreulicherweise immer weniger Mineraldünger und Pestizide auf die Felder. Auch in Nordamerika ist der Zenit überschritten: Der Einsatz von Düngemitteln geht zurück. Der Gebrauch von Pestiziden sinkt immerhin relativ zur Anbaufläche, wenn auch noch nicht in absoluten Zahlen. 1 Insgesamt benutzen die US-Farmer weitaus weniger Gift als ihre europäischen Konkurrenten. 2 Nur in den Entwicklungsländern nimmt der Gebrauch von Agrarchemikalien weiterhin zu. 3
    Doch sogar in manchen armen Ländern ist die blinde Euphorie der sechziger Jahre vorüber. In Nicaragua wurden 1993 nur noch 40 Prozent der in den achtziger Jahren verwendeten Pestizide eingesetzt. 4
      
Absatz von Pestizid-Wirkstoffen in der EU*
    "ohne Belgien und Luxemburg
      

      
    In den meisten alten Industrieländern spritzen die Bauern immer weniger Agrargifte auf ihre Felder. (Quelle: Industrieverband Agrar 1997)
      
    Die Behörden Malaysias sind hellhörig geworden, seit Nachbarländer malaysisches Exportgemüse wegen überhöhter Pestizidbelastung zurückgewiesen haben. Sie bauen Kontrollinstitutionen auf und schulen die Bauern, damit sie Pflanzenschutzmittel sparsam und sicher einsetzen. 5 Das ist auch bitter nötig, denn weltweit erkranken nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) drei Millionen Menschen aufgrund falschen Pestizideinsatzes, 220 000 sterben. 6 Eine Untersuchung des Fraunhofer-Instituts für Umweltchemie und Ökotoxikologie warnt vor Gesundheitsschäden durch den Aufenthalt in der Nähe frisch gespritzter Felder und Obstbaumkulturen. Obendrein würden die Pestizide vergeudet, weil bis zu 17 Prozent auf Nachbarflächen verweht werden. 7 Auf den Philippinen fanden Forscher heraus, das sogar 80 Prozent der Pestizide, die auf Reisfeldern versprüht werden, keinen Nutzen bringen, weil sie zur falschen Zeit oder gegen die falschen Insekten eingesetzt werden. 8
    Erfreulich also, daß Bauernverbandspräsident Gerd Sonnleitner auf dem Deutschen Bauerntag 1997 stolz verkünden konnte, in den vergangenen zehn Jahren habe sich der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Dünger ohne Ertragseinbußen halbiert. 9 Kein Grund zur Freude beim Industrieverband Agrar, der über den sinkenden Absatz von Mineraldünger jammert und - wer hätte es gedacht? - davon abrät, den Verbrauch weiter zu senken. 10
    Nach Angaben des Industrieverbandes Agrar waren vor zehn Jahren noch über 300 Pflanzenschutzmittel auf dem deutschen Markt. Ende der neunziger Jahre waren es zirka 250, davon rund 30 Neuentwicklungen, die in der Regel umweltverträglicher sind als die alten Gifte. Seit dem DDT-Verbot Anfang der siebziger Jahre wurde eine Reihe von bedenklichen Mitteln (wie zum Beispiel Atrazin) vom Markt genommen (siehe auch »Das Verbot des Pestizids DDT hat Menschenleben gerettet«). Manchmal reagieren die Hersteller sogar freiwillig. Jüngstes Beispiel: Auf Drängen argentinischer Naturschützer zog 1996 der Schweizer Chemiekonzern Ciba-Geigy (heute Novartis) das Insektizid Monocrotophos zurück. Tausende von Präriebussarden waren durch das Gift verendet. 11
    Der Absatz von Pflanzenschutzmitteln in Deutschland erreichte 1989 mit 63 110 Tonnen (BRD und DDR gemeinsam) sein Maximum und sank bis 1996 um die Hälfte (32000 Tonnen). Brachte ein deutscher Bauer 1990 noch 5,8 Kilogramm Wirkstoff pro Hektar aus, so waren es 1995 noch 3,0 Kilo. Dies ist auch der Trend in der gesamten EU, wo der Absatz von über 313 980 Tonnen (1991) auf 248 737 Tonnen (1995) sackte. 12 Der gemäßigte Gifteinsatz hat verschiedene Gründe. Die neueren Mittel wirken in kleineren Mengen, haften besser und werden durch optimierte Spritztechniken gezielter eingesetzt. Immer mehr Bauern kaufen vorbehandeltes

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