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Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (E-Book zu Print) (German Edition)

Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (E-Book zu Print) (German Edition)

Titel: Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (E-Book zu Print) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Passig , Aleks Scholz
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Anti-Nobelpreis «Ig Nobel Prize» für den Fachbereich Akustik.
    Dem Schutz des Gehörs dient die Reaktion also wohl eher nicht. Halpern, Blake und Hillenbrand stellen in ihrer Studie die Frage, ob diese Geräusche ihre menschlichen Hörer an Primaten-Warnrufe oder Raubtiergeräusche erinnern und die Reaktion daher angeboren sein könnte. Diese Vermutung wird nicht gestützt von einer 2004 am MIT durchgeführten Studie an Lisztaffen (Saguinus oedipus) , denen ziemlich egal war, ob man ihnen weißes Rauschen oder Schiefertafelkratzgeräusche vorspielte. Blake vertritt bis heute die Primatentheorie, Hillenbrand dagegen hat noch nie viel von ihr gehalten. Seiner Meinung nach ist es weniger das Geräusch als der Anblick, der den Widerwillen auslöst. Dafür sprechen einige Experimente, die der Psychologiestudent Philip Hodgson 1987 an der University of York durchführte. Hodgson hatte ebenfalls festgestellt, dass Frequenzen um die 2,8 Kilohertz herum als besonders unangenehm empfunden werden. Er versuchte, dem Problem zu Leibe zu rücken, indem er Testpersonen, die von Geburt an taub waren, dazu befragte, wie unangenehm sie den Anblick des Fingernägelkratzens an einer Tafel fanden. 83 Prozent der Befragten fühlten sich dabei unwohl, und auf die Frage, in welcher Körperregion sich dieses Unwohlsein äußere, gaben 72 Prozent davon an, es sitze in den Zähnen. Eine Erklärung für dieses Phänomen fand jedoch auch Hodgson nicht.
    Wer seine eigene Empfindlichkeit testen will, kann sich auf der «Bad Vibes»-Website des britischen Akustikprofessors Trevor Cox ( www.sound101.org ) 30 schlimme Geräusche vorspielen lassen und sie bewerten. Cox selbst gibt an, ihn ließen alle diese Geräusche kalt. Er glaubt ebenfalls nicht an die Primatentheorie, wollte aber anhand seiner international erhobenen Daten wenigstens herausfinden, ob sich die Ansichten über unangenehme Geräusche regional unterscheiden. Cox’ ersten veröffentlichten Ergebnissen kann man zwar keine Details zur Verteilung nach Ländern entnehmen, aber nach Analyse von 1,1 Millionen abgegebenen Stimmen liegt Erbrechen auf Platz 1 der unangenehmsten Geräusche, gefolgt von Mikrophonfeedback, vielstimmigem Babygeschrei und einem schrillen Quietschton. Frauen reagieren in den meisten Fällen empfindlicher als Männer. Die Ergebnisse der Studie, so Cox, passen nicht zu einer reinen Ekelreaktion und können auch nicht als Beleg der Warnruf-Hypothese dienen. Leider sind von Cox keine weiteren Erkenntnisse zu erwarten, denn er möchte sich als Nächstes der Suche nach dem angenehmsten Geräusch der Welt zuwenden. Verdenken kann man es ihm nicht.

Voynich-Manuskript
pada ata lane pad not ogo old wart alan ther tale feur far rant lant tal told
Charles Kinbote, in Vladimir Nabokov: «Pale Fire»
    Das Voynich-Manuskript wurde vor mindestens 400 Jahren von einem anonymen Autor handschriftlich in einem unbekannten Alphabet und einer rätselhaften Sprache – nein, nicht Französisch – abgefasst. Seine Wiederentdeckung verdanken wir dem Archivar Wilfrid Michael Voynich, der es 1912 in aller Heimlichkeit italienischen Jesuiten abkaufte, die Geld brauchten. Heerscharen von Linguisten, Kryptologen, Mittelalterforschern, Mathematikern und Literaturwissenschaftlern versuchen sich seitdem erfolglos an der Entschlüsselung des Textes, gegen den Niklas Luhmanns Werke geradezu verständlich wirken.
    Ursprünglich bestand das Manuskript wohl aus 272 Pergamentseiten unterschiedlicher Größe, von denen nur noch knapp 240 erhalten sind. Es ist in Abschnitte gegliedert, die sich – den reichen Illustrationen zufolge – wahrscheinlich mit Pflanzen, Astronomie, Biologie, Kosmologie und Heilkunde befassen. Dazu kommt ein Abschnitt mit kleinen, nicht bebilderten Absätzen, die als «Rezepte» bezeichnet werden, aber genauso gut Fahrplanauskünfte oder vermischte Nachrichten enthalten könnten. Die Seiten wurden zu einem späteren Zeitpunkt in Leder gebunden; auch die Seitenzahlen und die Kolorierung der Illustrationen sind wohl nachträglich ergänzt.
    Im ersten Teil des Voynich-Manuskripts sind bisher größtenteils unidentifizierte Pflanzen detailreich abgebildet. Der Abschnitt über Astronomie enthält offenbar bekannte Tierkreiszeichen und Darstellungen der Jahreszeiten, und zumindest hier ist klar, dass die Abbildungen auf den Bewegungen der Sterne und Planeten beruhen. Unter anderem aus der Kleidung und den Frisuren der dargestellten Menschen (oder auch nur den Frisuren – bei

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