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Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (E-Book zu Print) (German Edition)

Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (E-Book zu Print) (German Edition)

Titel: Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (E-Book zu Print) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Passig , Aleks Scholz
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reagiert. Der australische Physiker Robert Foot vertritt dagegen die These, es habe sich bei diesem und anderen untypischen Einschlägen von Himmelskörpern um «Mirror Matter» gehandelt, eine hypothetische Materie, die komplett aus spiegelverkehrten (also nicht wie bei der Antimaterie lediglich anders geladenen) →Elementarteilchen besteht und deshalb über andere physikalische Eigenschaften verfügt als gewöhnliche Materie. Die Hypothese, es handle sich um den Einschlagskrater eines vom Himmel gestürzten Pottwals, krankt daran, dass nicht die geringsten Pottwalüberreste gefunden wurden. (Ihre Anhänger wenden ein, es sei bisher auch gar nicht nach Pottwalüberresten gesucht worden.) Die theoretischen Physiker A. A. Jackson IV und Michael P. Ryan jr. schlugen 1973 vor, es könne sich um ein winziges Schwarzes Loch gehandelt haben, das die Erde durchquert habe und im Nordatlantik wieder ausgetreten sei. Theoretisch ist das nach dem bisherigen Wissensstand über Schwarze Löcher nicht völlig unmöglich, aber leider fehlt ein glaubhaftes Austrittsloch. Supervorteil des Schwarzen Lochs ist seine Unsichtbarkeit, denn bekanntlich lässt sich mit Unsichtbarem von Gott bis zu den Radiowellen alles erklären: «Ein unsichtbarer Hund hat meine Hausaufgaben gefressen!» Und am äußersten Ende des Spektrums finden sich auch hier die UFO-Theorie sowie die schöne und leider ziemlich unbelegte Vermutung, der geniale Erfinder Nikola Tesla habe bei einem Experiment zur Fernübertragung von Energie versehentlich den falschen Hebel umgelegt.
    Obwohl das Explosionsgebiet auch heute noch nicht leicht zu erreichen ist – der nächste Bahnhof ist 600 Kilometer weit entfernt –, finden mittlerweile fast jährlich neue Tunguska-Expeditionen statt. Es besteht immer noch Hoffnung, mit Hilfe einer neuen Idee oder Technologie neue Daten zu gewinnen, die die Frage nach dem Auslöser der Explosion zweifelsfrei klären. So wurden in den letzten Jahrzehnten nach mühevoller Suche unter anderem verschiedene Kleinstpartikel mit ungewöhnlichen Elementen (vor allem Iridium) im Baumharz der Tunguska-Bäume, im Boden und den Torfmooren des Gebiets und in den entsprechenden Jahresschichten des antarktischen Eises gefunden, ein Zusammenhang mit dem Tunguska-Ereignis ließ sich aber bisher nicht schlüssig nachweisen. Ähnlicher kosmischer Staub findet sich in unterschiedlichen Mengen fast überall auf der Erde. Zudem kann das Element Iridium sowohl aus dem Weltall als auch aus dem Erdinneren stammen, passt also zu allen Hypothesen. Aber vielleicht verstecken sich ja irgendwo noch gänzlich unentdeckte Indizien. Und wenn endlich jemand herausfindet, wodurch das Tunguska-Ereignis ausgelöst wurde, kann man diesen Auslöser in ein handliches Format bringen und immer bei sich führen. Falls man mal nachts um halb drei in Schottland Golf spielen möchte.

Unangenehme Geräusche
Dass ich aus Angst vor dem Geräusch die Klospülung nicht mehr benutzte, stürzte unsere Ehe in eine Krise.
Jochen Schmidt: «Meine Geräuschempfindlichkeit», in: «Meine wichtigsten Körperfunktionen»
    Es gibt viele scheußliche Geräusche auf der Welt – manche Radiosender übertragen den ganzen Tag nichts anderes. Wenn die Meinungen über das Radioprogramm auch auseinandergehen, ist man sich über Gabelkratzen auf Porzellantellern oder Kreidequietschen auf Tafeln weitgehend einig: Bestimmte Geräusche verursachen fast allen Menschen Gänsehaut. Das Quieken aneinandergeriebener Styroporbecher oder Luftballons und das Surren des Zahnarztbohrers gehören ebenfalls dazu. Aber warum ist das so? Menschen können Geräusche bis etwa 20 Kilohertz wahrnehmen, und es sind die hochfrequenten Geräuschanteile, die bis vor kurzem gern verdächtigt wurden, Abscheu zu erregen: Es handle sich um eine Schutzreaktion, weil diese hohen Frequenzen auf Dauer das Gehör schädigen könnten. Wie Lynn Halpern, Randy Blake und Jim Hillenbrand 1986 in einer der raren Studien zu diesem Thema herausfanden, werden solche Geräusche jedoch nicht erträglicher, wenn man den hochfrequenten Anteil herausfiltert. Tatsächlich scheinen eher die niedrigen bis mittleren Frequenzen zwischen 3 und 6 Kilohertz Gänsehaut auszulösen. Das für alle Versuchspersonen unangenehmste Geräusch im Experiment war das Kratzen eines dreizinkigen «True Value Pacemaker»-Gartenwerkzeugs auf einer Schiefertafel. Mit zwanzigjähriger Verspätung erhielten die drei Forscher 2006 für ihre aufopferungsvolle Arbeit den

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