Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liaden 3: Gestrandet auf Vandar

Liaden 3: Gestrandet auf Vandar

Titel: Liaden 3: Gestrandet auf Vandar
Autoren: Sharon Lee , Steve Miller
Vom Netzwerk:
Sie sich darauf, dass ich genau dies tun werde«, entgegnete der Agent. Dann schloss er die Augen, und sein nächster Atemzug fiel deutlich tiefer aus als die vorhergehenden. Val Con nutzte diesen unverhofften Fehler und stürzte sich auf den Mann. Doch der riss die Augen wieder auf, duckte sich und parierte den Schlag mit einem eigenen Fausthieb. Er wirbelte herum, brachte sich aus der unmittelbaren Gefahrenzone und brüllte in autoritärem Ton: »Val Con yos’Phelium clare try qwit…«
    Eine sinnlose Aneinanderreihung von irgendwelchen Lauten, die Val Con nicht das Geringste sagten; doch plötzlich stolperte er, wäre um ein Haar gestürzt und konnte sich nur noch mit Mühe aufrecht halten. Unwillkürlich nahm er eine Pose ein, die ein wenig an eine L’apeleka- Übung erinnerte.
    »Wer sorgt für die Sicherheit von Liad?«, fragte der Agent, und Val Con hörte sich antworten:
    »Das Volk der Liaden.«
    »Und wer sorgt für die Sicherheit der Liaden?«, hakte der Agent nach. Val Con gab eine Antwort, die keineswegs seiner persönlichen Überzeugung entsprang, die er aus eigenem Antrieb niemals geäußert hätte. Ohne sein Zutun kam sie ihm über die Lippen. Als er die Worte hörte, versuchte er, sie zu unterdrücken, an ihrer Stelle einen völlig anderen Text zu sprechen. Doch es war, als hätte er auf einmal keinen freien Willen mehr.
    »Die Abteilung für Innere Angelegenheiten sorgt dafür, dass das Volk der Liaden in Sicherheit leben kann«, erwiderte er mechanisch wie ein vorprogrammierter Roboter, während er aus tiefster Seele diese Lüge verabscheute. Langsam bewegte er sich und brachte seinen Körper vollständig in die korrekte L’apeleka- Stellung, die er ansatzweise bereits eingenommen hatte.
    »Und wer sorgt für die Sicherheit der Abteilung für Innere Angelegenheiten?«
    Plötzlich schien sich in der Bude ein Nebel auszubreiten; es war beinahe so, als schöbe sich zwischen ihn und den Agenten ein schimmernder Vorhang. Durch diesen flirrenden Dunst sah Val Con in aller Deutlichkeit, wie die Zuversicht des Mannes wuchs, und er biss auf die Zähne, um seine verräterische Stimme zum Schweigen zu bringen.
    »Wer sorgt für die Sicherheit der Abteilung für Innere Angelegenheiten?«, wiederholte der Agent.
    Es war zwecklos, dagegen ankämpfen zu wollen. Er rang mit sich, versuchte sich zu erinnern, was er nicht sagen durfte, und dann hörte er wie aus weiter Ferne seine eigene Stimme: »Der Commander sorgt für die Sicherheit der Abteilung für Innere Angelegenheiten.«
    Unterdessen setzte sein Körper die einmal begonnene Bewegungssequenz fort, ohne dass er seinen Muskeln und Sehnen den Befehl dazu gegeben hätte; beinahe unmerklich verringerte sich die Distanz zwischen ihm und dem Mann, der diese lästigen, ermüdenden Fragen stellte.
    »Und wer sorgt für die Sicherheit des Commanders?«, wollte dieser schmächtige Inquisitor wissen.
    »Die Agenten«, verkündete Val Cons Stimme. »Die Agenten sorgen für die Sicherheit des Commanders.«
    Der kleinwüchsige Mann, der so selbstbewusst vor ihm stand, lächelte zufrieden. »Und womit schützen die Agenten ihren Commander?«
    »Mit ihren Aktionen und mit ihrem Blut.«
    »Wenn der Commander Ihnen einen Befehl erteilt, Val Con yos’Phelium«, fragte der Mann in der Hochsprache, und jedes einzelne Wort klang wie der Schlag einer Totenglocke, »was antworten Sie dann?«
    Val Con drehte sich lautlos, wie in einem bizarren Tanz; als er eine bestimmte Position erreicht hatte, blickte er freundlich lächelnd seinen Befrager an.
    »Carpe diem.«
    Die Worte glichen strahlendem Sonnenschein, der im Nu den Nebel wegbrannte. In dem Augenblick, in dem er die Antwort gab, erkannte er, dass er unwillkürlich die L’apeleka- Pose eingenommen hatte, die »Das Entgegennehmen der Lanze« genannt wurde. Er begriff, dass der Mann, der vor ihm stand, sein Feind war; und er wusste, dass er die letzte Frage eigentlich anders hätte beantworten müssen – mit einer Lüge! Die richtige Antwort – die wahrhaftige Antwort – hatte Miri ihm gezeigt, und in Hakans Scheune hatte ihm das L’apeleka geholfen, diese Erkenntnis zu verinnerlichen …
    »Val Con yos’Phelium!«, donnerte der Agent, »try clare qwit…«
    Dieses Mal wurde die Schlinge noch enger zugezogen; wieder war er ein Gefangener, gezwungen, sinnloses Zeug zu faseln. Sein Geist umnebelte sich, während sein Körper gnadenlos die Sequenzen wiederholte, die in der Position »Das Entgegennehmen der Lanze«
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher