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Liaden 3: Gestrandet auf Vandar

Liaden 3: Gestrandet auf Vandar

Titel: Liaden 3: Gestrandet auf Vandar
Autoren: Sharon Lee , Steve Miller
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gipfelten.
    »Wenn der Commander Ihnen einen Befehl erteilt«, schnarrte der Agent, »was antworten Sie dann?«
    »Carpe diem!«, brüllte Val Con. Die Übung »Das Entgegennehmen der Lanze« strebte ihrem Höhepunkt zu, derweil der Agent nach seiner Waffe griff und Val Con sein Wurfmesser zückte.
    Die Klinge traf den Feind oben an der Brust, in der Nähe des Halses; doch mit einem hohlen Klang prallte sie ab, während der Mann seine Pistole zog.
    Val Con warf sich auf den Boden und rollte sich in der engen Bude ein paarmal um die eigene Achse. Reflexhaft winkelte er die Knie an und trat dem Agenten die Beine unter dem Körper weg. Der Mann stürzte, nutzte den Fall jedoch zu seinem Vorteil; auf den Knien landend, zielte er mit der Waffe auf Val Con. Der überlegte, wie er sich mit einem geschickten Sprung auf ihn stürzen konnte, wobei die Schleife den Winkel berechnete, der ihm die größtmögliche Sicherheit vor einer tödlichen Schussverletzung bot.
    »Val Con?« Die Stimme drang nicht von außen an sein Ohr, sondern kam irgendwo aus seinem Inneren; er erkannte sie sofort. Er liebte diese Stimme, doch er konnte sie unmöglich hören. Es musste sich um eine Einbildung handeln. Vor ihm kniete der Agent und nahm ihn ins Visier.
    »Ergeben Sie sich und begleiten Sie mich, ohne Widerstand zu leisten«, befahl der Mann. Gleichzeitig murmelte Shans Stimme beharrlich in seinem Ohr: »Val Con!«
    Er schnellte hoch und sprang.
    Der Agent kippte um, die Pistole fiel ihm aus der Hand; mit dem Kopf prallte er heftig gegen die Wand aus massiven Holzbalken. Doch er fing sich überraschend schnell wieder und warf sich geistesgegenwärtig über die Waffe, aber Val Con war bereits durch die Tür gestürmt und rannte los.
     
    Hinter dem Depot erschauerte Miri und blieb stehen; stocksteif stand sie da, den Kopf hoch erhoben, und erforschte ihr Inneres: Val Cons emotionales Muster hatte sich verändert… etwas stimmte ganz entschieden nicht.
    Und tatsächlich, die Farben trübten sich ein, mehrere wichtige Verknüpfungen strafften sich und zitterten, als stünden sie unter einer unerträglichen Spannung. Die Ausrichtung geriet ins Wanken, brach kurz zusammen – dann stabilisierte sich die ganze Struktur wieder zu einem soliden, gesunden Ganzen, kräftig und in lebhaften Farben strahlend. Sie entspannte sich, um gleich darauf erneut zu erstarren, als der Zyklus sich wiederholte; als sie sah, wie die Farben an Glanz verloren, machte sie auf dem Absatz kehrt und hastete den Weg zurück, den sie gekommen war. Die Angst um ihn war stärker als die Sorge um ihre eigene Sicherheit und der Ekel vor dem kleinen Plastikbeutel mit seinem tödlichen Inhalt in ihrer Tasche.
     
    »Verdammt noch mal, Val Con!«
    Er preschte um die Ecke einer großen Halle, presste sich mit dem Rücken dicht an die Holzwand und wisperte: »Shan?«
    »Wo zum Teufel steckst du?«, fragte die Stimme, die sich in seinem Ohr – in seinem Kopf – befand; sie war untermalt von einem Knistern, das Besorgnis, Ärger, Entschlossenheit und Liebe ausdrückte.
    »Auf dem Winterjahrmarkt«, flüsterte er und reckte vorsichtig den Hals, um Ausschau nach seinem Feind zu halten. »Und wo bist du?«
    »Auf der Passage. Gib mir die Koordinaten deines Aufenthaltsortes, eine ungefähre Ortsbeschreibung…«
    »Nein!«, rief Val Con, viel zu laut. Er zog den Kopf ein und biss sich auf die Lippe. »Shan, du darfst auf gar keinen Fall hierherkommen! Hier wärst du in Gefahr …«
    »Plan B!«, schnitt Shans Stimme ihm das Wort ab. »Ausgerechnet du warnst mich vor Gefahr!« Frustration, echt empfundener Groll und nicht gerade wenig Angst mischten sich unter das Knistern, das wie eine Abfolge von Wellen auf ihn einbrandete.
    Val Con drückte sich noch fester gegen die Wand und schloss die Augen, als schmerzliche Emotionen ihn zu überwältigen drohten.
    »Bitte, jetzt nicht, Bruder …«, flüsterte er heiser, und der mit Schnee befrachtete Wind riss ihm die Worte von den Lippen. »Ich darf nicht ausgerechnet heute verrückt werden …«
    Die Vorhaltungen hörten abrupt auf und wurden durch etwas anderes ersetzt, ehe die Knie unter ihm nachgaben.
    Val Con spürte die Liebe seines Bruders und wisperte gegen den Wind: »Hier ist ein Mann mit einer Waffe, der mich umbringen will, und wo sich meine Lebensgefährtin zurzeit aufhält, weiß ich nicht. Ich bin allein, und im Augenblick ist mir nicht danach zumute, mit dir über die Feinheiten des Melant’i zu diskutieren! Ich bitte dich
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