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Liaden 3: Gestrandet auf Vandar

Liaden 3: Gestrandet auf Vandar

Titel: Liaden 3: Gestrandet auf Vandar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Lee , Steve Miller
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sank um vier Grad. Als sie überzeugt war, dass sich diese Funktionen stabilisiert hatten und auch beständig bleiben würden, bis der Körper selbst vor Hunger oder durch ein Trauma zusammenbrach, schloss Priscilla ihr Bewusstsein in ihren persönlichen Schutzraum ein und sprach in Gedanken das Gebet, das ihr bei diesem riskanten Abenteuer Sicherheit gewähren sollte; dann öffnete sie die Tür zwischen ihrem eigenen Ich und dem, was nicht ihr Selbst war – und schritt hindurch.
    Geräusche, verwirrende Muster, verführerische Parfüms: Plötzlich erlebte sie die Passage mit allem, was sich darin befand, nur mit ihren inneren Sinnen: Shan auf der Brücke. Lina im Gemeinschaftsraum. Gordy im Büro der Händler; Rusty an der Kom-Konsole; Ken Rik, Calypso, Billyjo, Vilt … Priscilla berührte jede einzelne Person, begrüßte sie und ließ sie wieder los.
    Die Passage mit ihrem vertrauten Trubel und der freundschaftlichen Atmosphäre blieb unter ihr zurück, und sie befand sich allein in der lärmenden Außenwelt. Sie schottete sich vor dem fremden Radau ab, erzeugte die Aura, die sie brauchte, und konzentrierte sich darauf; sie dehnte ihr Bewusstsein so weit aus, bis ihr eigenes Ich einem hauchdünnen Netz aus Schmetterlingsfühlern glich, das sich lauschend und vibrierend immer weiter ausstreckte …
    Als sie einen Punkt erreicht hatte, an dem ihr Selbst sich bis an die Grenze der Belastbarkeit ausdehnte und der Faden, der sie mit der Passage verband, zu reißen drohte, hörte und fühlte sie etwas; und dann sah sie es.
    Ein schwaches Glimmen, nicht mehr. Ein Hauch von Vertrautheit; bittersüßer Geschmack …
    Ihr Bewusstsein zog sich zusammen, während sich das Selbst gierig auf diese Spur stürzte. Alles fokussierte sich auf das Muster, das in ihren Sinnen wuchs, mit dem einzigen Ziel, Kontakt aufzunehmen, und deshalb erkannte sie erst im allerletzten Moment das unterschwellige Signal eines Menschen, der sich im Schutz einer tiefen Meditation befindet.
    Der Körper an Bord der Passage schrie auf, als sich das Bewusstsein und das Selbst bis zum Zerreißen strafften und Priscilla darum kämpfte, den psychischen Aufprall abzufangen; sie tastete nach der sich auflösenden Rettungsleine, hangelte sich daran zurück, mit einem Bewusstsein, das einem zitternden Bündel aus Schmerzen glich, gefangen in dem vom Feuer umzüngelten Netz des eigenen Ichs; schwer wie ein Stein plumpste dann ihr Selbst wieder in den reglosen Körper.
    Abermals schrie sie, als die Schmerzen sich die Nerven und Sehnen entlangfraßen, das Herz zu stolpern anfing und sie nach Luft röchelte; sie war in Schweiß gebadet und ihr war heiß, viel zu heiß.
    Kühle.
    »Shan!«, rief sie verzweifelt, denn er war ein kraftvoller, geschickter Heiler. »Shan!«
    Kühle hüllte sie ein, vertrieb die unerträgliche Hitze und linderte die Qualen. Erschöpft ließ sie sich fallen, als würde sie in seine Arme sinken, und öffnete vollständig ihren Geist; sie ließ es zu, dass er sogar die Erinnerung an die Schmerzen kühlte, sie gänzlich aus ihrem Gedächtnis verdrängte, während ihr Herzschlag sich beruhigte und sie wieder tief durchatmen konnte … Befreit von allen Gedanken driftete sie dahin.
    »Priscilla.«
    Sie öffnete die Augen und sah in sein Gesicht; zu ihrer gelinden Überraschung merkte sie, dass sie tatsächlich in seinen Armen lag.
    »Mach das nie wieder, Priscilla.« Miene und Stimme drückten tiefsten Ernst aus; mit dem Gespür einer Hexe konnte sie den Nachhall seiner Angst fühlen. Sie wollte lächeln, und vielleicht tat sie es auch.
    »Ich habe Val Con gesehen.«
    Sein emotionales Muster veränderte sich, aber der Wandel war so gering, dass sie keine Deutung wagte. »Wo?«
    Sie bewegte den Kopf. »So funktioniert das nicht, Liebster. Wenn man den Geist auf eine Reise schickt, gibt es keine Richtungsangaben. Aber er lebt… und es geht ihm gut… Er meditiert; es könnte auch sein, dass er sich mit Musik beschäftigt. Ich hätte daran denken müssen, dass alles rings um ihn her versinkt, wenn er musiziert … Und das brachte mich in Schwierigkeiten. Ich stürmte los, ohne mich vorher über das Ziel zu vergewissern. Impulsiv wie Anthora.«
    »Ich wüsste nicht, dass Anthora sich bei ihrer Suche nach meinem Bruder oder einem anderen von uns jemals in eine so große Gefahr begeben hätte. Ich meine es im Ernst, Priscilla: So etwas darfst du nicht wiederholen. Du sollst nicht dein Leben riskieren, um meinen Bruder aufzuspüren, der im Übrigen

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