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Liaden 3: Gestrandet auf Vandar

Liaden 3: Gestrandet auf Vandar

Titel: Liaden 3: Gestrandet auf Vandar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Lee , Steve Miller
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Winterjahrmarkt nach Gylles.
    Ein Instinkt sagte ihm, dass er nicht mehr allein war, und als er von der Tastatur hochblickte, sah er Miri im Türrahmen stehen. Er verlangsamte das Spiel und lächelte erfreut. »Hallo, Miri.«
    »Hi!« Ihr Lächeln wirkte ein wenig schüchtern, als wolle sie sich bei ihm für etwas entschuldigen. »Ich will dich nicht beim Musizieren stören. Aber ich habe mein Buch hier liegen lassen.«
    »Du störst mich überhaupt nicht«, erwiderte er und sah zu, wie sie mit geschmeidigen Schritten auf das zweisitzige Sofa zusteuerte. In letzter Zeit trug sie das Haar offen, was ihm sehr gefiel. Es schien, als betrachteten sie beide diesen Ort, diese Welt, immer mehr als eine Zuflucht, in der sie sich entspannen konnten.
    Miri hatte das Buch gefunden und schickte sich an, den Raum wieder zu verlassen.
    »Bitte bleib doch«, meinte er. »Es sei denn, meine Musik stört dich.«
    Sie grinste. »Nee! Ich hatte nur Angst, ich könnte dir lästig werden.«
    »Du wirst mir nie lästig«, entgegnete er liebevoll. »Ich würde mich freuen, wenn du bei mir bliebst.«
    »Lieber höre ich dir zu als diesem blödsinnigen Gequassel, das Zhena Trelus Radio von sich gibt«, erklärte sie, ließ sich auf das Sofa plumpsen und schlug das Buch auf.
    »Das ist ja ein dickes Lob«, murmelte er und schmunzelte, als sie laut losprustete. Seine Finger senkten sich auf die Tasten, und er fing erneut an zu spielen.
    Nacheinander probte er die elf Melodien, die sein und Hakans kleines Repertoire ausmachten. Seine volle Aufmerksamkeit galt nun der Musik, nur ab und zu bekam er mit, wie Miri eine Seite umblätterte.
    Das letzte Musikstück war eine flotte Melodie, die harmonisch begann, sich zu wilden Dissonanzen entfaltete und mit einem furiosen Crescendo endete. Selbst auf einer Omnichora wäre sie schwer zu spielen gewesen, und ein vergleichsweise plumpes Instrument wie ein Klavier verlangte dem Spieler ein hohes Maß an Virtuosität ab, um diese exaltierten Tonfolgen und Sprünge zu meistern.
    Er seufzte, weil sein Spiel seinen Ansprüchen noch lange nicht genügte, und schaute kurz von den Tasten hoch. Sein Blick fiel auf Miri, die mit hochgezogenen Beinen auf dem Sofa hockte, den Kopf über das Buch gebeugt, während die prächtige rote Mähne im Schein der Leselampe glänzte.
    Wie von selbst bewegten sich seine Finger über die Tasten, produzierten ein Motiv, das wie übermütiges Lachen klang, untermalt von etwas Lieblichem, dem gleichzeitig eine ungezügelte Wildheit innewohnte – wie bei einem nur schemenhaft wahrgenommenen Tier, das die Schwingen spreizt und in die Lüfte abhebt.
    Mit der anderen Hand ließ er eine Unterströmung von Kraft und Stärke entstehen, von Zuverlässigkeit und bestürzender Kühnheit. Die beiden Motive verwoben sich ineinander, verschmolzen zu einer Einheit, trennten sich vorübergehend und fügten sich wieder zusammen zu einem vollständigen Ganzen. Viel zu schnell gelangte er zu einem Ende, und als er schließlich den Schlussakkord anschlug und den Kopf hob, merkte er, dass sich das Klangvolumen seines Spiels erheblich gesteigert hatte.
    Miri lächelte. »Das war schön«, meinte sie. »Hat dieses Stück auch einen Namen?«
    Er erwiderte ihr Lächeln. »Ja. Es heißt Miri.«
    Verständnislos starrte sie ihn an. »Die Melodie soll mich darstellen?«
    »Wen denn sonst?«, gab er nüchtern zurück. »Und jetzt hör genau zu.«
    Er spielte eine Tonfolge, ein humpelndes, ältliches Motiv, vorhersehbar und stur.
    »Zhena Trelu«, erklärte er. Miri stand vom Sofa auf und näherte sich langsam dem Klavier.
    Er stimmte eine neue Melodie an, beginnend mit einem tollpatschig anmutenden Bass, und Miri gluckste vor Lachen. »Das ist Borril!«
    »Genau!« Voller Begeisterung ging er in dem neuen Spiel auf. Bei den Göttern, wie viele Jahre war es her, seit er sich das letzte Mal so unbeschwert amüsiert hatte?
    Er brauchte nur wenige Noten zu spielen, und Miri rief: »Kem!«
    »Wieder richtig«, bestätigte er und rutschte auf der Sitzbank ein Stück zur Seite, um ihr Platz zu machen. Dann produzierte er ein hastiges, chaotisches Motiv, in dem sich Dur und Moll wild miteinander vermischten. »Und das ist natürlich Hakan …«
    Leise kichernd hockte sie sich auf das Ende der Bank, wobei sie sorgsam darauf achtete, Val Con nicht zu nahe zu kommen.
    Er legte den Kopf schräg und begann eine Melodie, die wie ein Nebelhorn klang; begleitet wurde dieses musikalische Thema von einer nicht ganz korrekten

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