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Liaden 3: Gestrandet auf Vandar

Liaden 3: Gestrandet auf Vandar

Titel: Liaden 3: Gestrandet auf Vandar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Lee , Steve Miller
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Kummer über Jerrels Verlust aushalten müssen. Und nun sollte dieser… dieser Grünschnabel auf dem Klavier spielen, das Jerrels Ein und Alles gewesen war? In Gedanken sah sie wieder ihren Zamir vor sich, wie er gesund und vor Kraft strotzend dastand. »Ihr zwei seid hier, um für mich zu arbeiten, und nicht, um das Kommando im Haus zu übernehmen! Wo soll das noch enden, wenn ihr mir jetzt schon sagt, was ich zu tun und zu lassen habe? Ausgerechnet Jerrys Klavier! Außer ihm hat kein Mensch dieses Instrument je angerührt. Kein Mensch! Hast du gehört, Mädchen? Und jetzt soll ich es einem … einem dahergelaufenen Ausländer zur Verfügung stellen, den ich vor drei Wochen noch nicht einmal gekannt habe? Wie käme ich dazu? Wer weiß, vielleicht führt ihr beide doch nichts Gutes im Schilde und seid nur darauf aus, mich zu berauben …«
    »Nein!« Vehement unterbrach das Mädchen Zhena Trelus Wortschwall. »Cory ist ein guter Mensch! Er hat viel Geduld. Er arbeitet fleißig, repariert alles, was im Haus kaputt ist. Cory hilft jedem. Wer hilft Cory?« Sie rang die Hände, und Zhena Trelu sah, dass in den grauen Augen Tränen schimmerten. »Zhena Trelu, bitte! Lass Cory auf dem Klavier spielen!«
    Was nützt einem toten Mann schon ein Klavier, dachte Zhena Trelu ernüchtert. Sie schloss die Augen und spürte, dass sie plötzlich selbst den Tränen nahe war. Jerrel Trelu war ein gutmütiger Mann gewesen; im Hause seiner Zhena Trelu sollte niemand musikalischen Hunger leiden.
    Langsam öffnete sie die verkrampften Finger und steckte den Schlüssel ins Schloss. Nachdem sie einen Moment lang mit dem verrosteten Mechanismus gekämpft hatte, ließ der Knauf sich drehen. Sie stieß die Tür weit auf.
    »Danke, Zhena Trelu«, flüsterte Miri hinter ihr; doch als die alte Frau sich umdrehte, war das Mädchen bereits verschwunden.
     
    Das Klavier war arg verstimmt. Hakan arbeitete sorgfältig, und Cory, der neben ihm stand, beobachtete jeden seiner Handgriffe. Auf dem zweisitzigen Sofa rechts von dem Instrument saßen Miri und Kem und beugten sich gemeinsam über ein Buch. Ab und zu hörte Hakan Kems ruhige, sachliche Stimme; offenbar brachte sie Miri das Alphabet bei.
    Zhena Trelu hatte es sich in einem Sessel neben der Lampe bequem gemacht; sie gab vor, ein Buch zu lesen, doch Cory, der hin und wieder unter seinen langen Wimpern zu ihr hinschielte, merkte, dass sie noch kein einziges Mal eine Seite umgeblättert hatte.
    Als Hakan das Instrument endlich gestimmt hatte, schloss er seinen Koffer, grinste breit und bedeutete Cory mit einem Wink, er möge sich ans Klavier setzen. Doch der schmächtige Mann zögerte und trat dann geräuschlos vor die alte Frau, die mit ihrem Buch im Sessel saß.
    »Zhena Trelu«, begann er leise; sie hob den Blick und sah ihn stirnrunzelnd an.
    Mit gemessenen Bewegungen vollführte Cory eine Verbeugung, wie man sie macht, wenn man jemandem zu großem Dank verpflichtet ist. »Ich danke dir, Zhena Trelu. Ich stehe tief in deiner Schuld.«
    Sie zog die Nase hoch. »Solange du nur nicht deine Arbeit auf der Farm vernachlässigst, soll es mir recht sein, wenn du musizierst. Aber wehe, wenn ich merke, dass du über das Klavierspielen deine Pflichten vergisst. Die Arbeit kommt immer zuerst, das merke dir gut!«
    »Natürlich, Zhena Trelu.« Er lächelte. »Zuerst werde ich arbeiten und danach Klavier spielen.«
    Abermals zog sie die Nase hoch und war sich sehr wohl bewusst, dass die Blicke der drei jungen Leute gespannt auf ihr ruhten. »Was ist, worauf wartest du? Du warst doch derjenige, der unbedingt Musik machen wollte!« Sie wedelte mit der Hand in Richtung des Klaviers. »Dann leg mal los!«
    Er lächelte, ging zum Instrument zurück, setzte sich auf die Bank und ließ die Finger über die Tastatur gleiten. Dann begann er zu spielen, ernsthaft und ohne Schnörkel, das Hauptmotiv des Stücks, das Hakan vor drei Tagen auf seiner Gitarre geübt hatte.
    Hakan stieß einen überraschten Ruf aus, griff nach seiner Gitarre und sorgte für die Begleitung.
    Auf dem zweisitzigen Sofa legten Miri und Kem das Buch zur Seite, um der Musik zuzuhören. Zhena Trelu saß in ihrem Sessel und lauschte hingerissen.
     
    Wie es bei solchen improvisierten Ereignissen üblich ist, folgte ein Lied dem anderen. Zu irgendeinem Zeitpunkt während des Abends wurde eine Flasche Wein geöffnet und getrunken; dann stellte man fest, dass sie viel zu schnell leer war. Kurze Zeit später entschuldigte sich Zhena Trelu gähnend

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