Liaden 3: Gestrandet auf Vandar
Miri…« In seiner Stimme schwang eine Andeutung von Ehrfurcht mit.
Sie hob eine Hand und strich ihm die widerspenstige Haarsträhne aus der Stirn. »Val Con?« In der kurzen Stille, die eintrat, forschte sie in seinem Gesicht und in seinen Augen. Es kam ihm vor, als würde sie versuchen, seine Seele zu ergründen, und mit angehaltenem Atem wartete er ab. »Du liebst mich«, stellte sie dann fest. Es klang, als habe sie eine für sie neuartige Entdeckung gemacht.
»Miri«, sagte er unvermittelt und ging dazu über, in der intimsten Weise, die er kannte, mit ihr zu sprechen. Er sang beinahe die Worte in Niederliaden: »Du bist meine Weisheit und mein Lachen, du bist das Lied meines Herzens und meine Heimat. Meine beste Freundin, meine Geliebte, meine Gemahlin …«
Sie verstand nicht, was er sagte, die Bedeutung der Worte blieb ihr fremd, aber er merkte, dass sie der Melodie seiner Stimme zu folgen vermochte. Abrupt schob er seine Finger in ihre prächtige rote Mähne und hielt ihr Gesicht so, dass sie ihm in die Augen blicken musste. Dann suchte er krampfhaft nach den terranischen Vokabeln, um seine Liebeserklärung zu übersetzen. Doch ihm war klar, dass diese Sprache niemals ausreichen würde, um die Tiefe seiner Gefühle zum Ausdruck zu bringen.
»Ich liebe dich, Miri; du bist mein ganzes Glück.«
Er ließ sie los, lehnte sich zurück und atmete erleichtert auf, als sie seine beiden Hände ergriff.
»Bedeutet ›Lebensgefährtin‹, dass man sich tatsächlich für den Rest seines Lebens aneinander bindet?«, vergewisserte sie sich.
Er zog eine Braue hoch. »Selbstverständlich. Was denn sonst?«
»Ach, ich wollte nur mal nachfragen.« Sie stand auf und zog ihn mit sich. »Lass uns zu Bett gehen. Ich wette, es ist schon nach Mitternacht.«
Dutiful Passage
P riscilla, findest du wirklich, dass du klug handelst?«, wandte Lina mit der Direktheit einer Freundin und Vertrauten ein.
Die Angesprochene war gerade dabei, die Schnalle ihres Gürtels zu öffnen. Sie hielt inne und wölbte verwundert die Augenbrauen. »Aber es ist notwendig«, erwiderte sie und legte den Gürtel mit einer flinken Bewegung zur Seite.
Lina verbiss sich einen Seufzer. Priscilla hielt viel von Pflichterfüllung, und sie würde tun, was sie für erforderlich hielt, ganz gleich, ob Lina sie dabei unterstützte oder nicht.
»Vielleicht solltest du doch lieber noch ein Weilchen warten«, tastete sie sich behutsam vor, während sie zusah, wie Priscilla ihre Hose auszog, sie akkurat zusammenfaltete und auf ihre Bluse legte. »Wenigstens so lange, bis Shan abends wieder zurück an Bord ist.«
Lina vermutete, dass Shan yos’Galan Priscillas Plan nicht billigen würde – was für Lina Faaldom nichts Gutes verhieß, sollte sie denn tatsächlich vor ihn hintreten und ihm eröffnen müssen: »Alter Freund, Ihre Liebste ist nicht mehr anwesend. Und auf dem Weg, den sie beschritten hat, vermag kein Heiler und keine Heilerin ihr zu folgen. Sie wird unauffindbar bleiben …«
Das Bett schwankte leicht, als Priscilla sich darauf legte und ihre Freundin anlächelte. »Ich bin nicht in Gefahr, Lina. Schließlich bist du bei mir.«
Die kleine Frau lachte. »Natürlich. Die Maus soll über den Löwen wachen!«
Priscilla nickte ernst. »Wer wäre besser geeignet als du, auf mich aufzupassen.« Sie lächelte wieder. »Du bist eine weise Frau, Lina.«
»Pah!« Lina quittierte dieses Kompliment mit einem verächtlichen Wedeln ihrer winzigen Hand. »Also gut, tu das, was du nicht lassen kannst. Und wenn du schon auf diesem Wahnsinnstrip beharrst, dann spute dich!«
»Ja. Du hast die Worte nicht vergessen, die ich dir sagte?«
»Natürlich nicht.« Falls etwas darauf hinwies, dass sich irgendein Unglück anbahnte oder die Dinge nicht so liefen wie geplant, sollte Lina laut rufen: »Priscilla! Priscilla, komm nach Hause zurück!« Es waren Worte, die aus dem Herzen kamen und in ein anderes Herz einzudringen vermochte, hatte Priscilla erklärt. Angeblich konnte sie diese Formel hören und zurückkommen, ganz gleich, wie weit sie sich von Lina entfernt hatte.
Die Wege der Dramliz sind wirklich wundersam, dachte Lina und prägte sich die Formel noch einmal fest ein.
Unterdessen verlangsamte sich Priscillas Atmung, die einzelnen Atemzüge wurden tiefer; der Puls an ihrem Hals hörte beinahe auf zu schlagen. Es war beängstigend. Lina war selbst eine Heilerin, und sie erkannte Priscillas mentales und physiologisches Muster. Ihre Freundin zog sich
Weitere Kostenlose Bücher