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Liberator

Liberator

Titel: Liberator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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ausgewählt hatte, gehörten zu den wenigen, auf die es nicht tropfte. Col teilte sich ein trockenes Fleckchen mit Riff zwischen einer Reihe von Kupferrohren und einem Abflussgitter.
    »Ljaschesch!«, befahl Unja. »Ljaschesch!«
    Riff blickte zu Orris, aber der schüttelte den Kopf. Unja beugte sich zur Seite und legte ihre Hände unter den Kopf, als wollte sie schlafen.
    »Frag sie, was mit uns passieren soll!«, sagte Riff zu Orris.
    Unja schüttelte den Kopf und legte einen Finger auf die Lippen. »Babja«, sagte sie. »Sawtra.«
    »Ich meine, Sawtra heißt morgen«, sagte Orris, »aber was Babja bedeutet, weiß ich nicht.«
    Jetzt imitierte Unja ein Schnarchgeräusch.
    »Wir sollten uns auf’s Ohr hauen, wer weiß, wann wir wieder schlafen können«, sagte Riff.
    Sie legte sich mit dem Gesicht zu den Rohren, und Col legte sich mit dem Rücken auf das Abflussgitter. »Was meinst du, was wird morgen passieren?«, flüsterte er Riff zu.
    »Keine Ahnung.«
    »Mein Plan ist nicht aufgegangen.«
    »Nicht deine Schuld«, sagte Riff.
    »Wir sind ja auch noch nicht fertig.«
    Riff fand seine Hand und drückte sie.
    »Pssst«, machte Unja laut und kam mit großen Schritten zu ihnen geeilt. Doch als sie die ineinander verschlungenen Hände sah, feixte sie breit. Sie sagte etwas auf Russisch, und als Riff und Col nichts verstanden, lachte sie. Ihr Lachen war sehr laut und derb, so derb wie ihre gesamte Körpersprache.
    Dann fing sie an, Cols und Riffs Arme und Beine nach ihrer eigenen Ordnung zurechtzulegen. Sie rollte Col auf die Seite, damit er sich nah an Riffs Rücken kuscheln konnte.
    »Sie glaubt, wir sind verpartnert«, flüsterte Riff.
    Unja legte Cols Arm über Riffs Taille. Sie behandelte die beiden, als spielte sie mit Puppen. Dann zog sie die Nase hoch und ging zu Orris, um auch ihm ein lautes Pssst! entgegenzuschleudern; dasselbe tat sie mit Jarvey. Als Col etwas später über seine Schulter linste, sah er, dass Unja es sich halb sitzend, halb liegend vor der Tür bequem gemacht hatte.
    Abgesehen von den Tropfgeräuschen und dem dauernden Wusch-gaah der weit entfernten Maschinen war es jetzt still. Riff schlief bereits. Kein Problem für sie, dachte Col. Die Dreckigen hatten Unten gelernt, in jeder Position zu schlafen. Col war sich sicher, dass er keinen Schlaf finden würde – er machte sich zu viele Sorgen um den Liberator . Wann würden die imperialistischen Juggernauts angreifen? Bei Tag oder bei Nacht? Er fand es furchtbar, hier festgehalten zu werden – eine Zeitvergeudung. Und er hatte ein ganz klein wenig ein schlechtes Gewissen, weil Sephaltina nun doch länger ohne ihn auskommen musste.
    Erst bemerkte er gar nicht, wie sein Arm sich vorsichtig bewegte und um Riffs Taille legte. Aber als seine Hand auf ihrer Hüfte zu liegen kam, merkte er, dass er das gar nicht selbst tat. Er blinzelte und sah, wie sein Arm von einem anderen Arm geführt wurde … von einem Arm, an dessen Handgelenk ein verbogener Löffel prangte. Als er sich umdrehte, sah er direkt in Unjas Augen.
    Sie ließ seinen Arm fallen, setzte sich aufrecht hin und kicherte. Dann zeigte sie auf Riff, leckte sich die Lippen und gab schmatzende Geräusche von sich. Ihre Version eines Kusses. Sie versuchte anscheinend, ihn zu ermutigen.
    Riff murmelte leise im Schlaf: »Was is?«
    Unja musste so lachen, dass sie nicht mehr schmatzen konnte. Dann ging sie wieder zu ihrem Platz an der Tür.
    Riff murmelte weiter vor sich hin. Es hörte sich für Col an wie das Schnurren einer Katze. Erstaunt stellte er fest, dass seine Hand noch immer auf ihrer Hüfte lag – wie festgeklebt, und er brachte nicht die Kraft auf, den Kleber zu lösen.
    Zum Schluss brach er den Zauber doch, zog seine Hand weg und hing seinen eigenen Gedanken nach. Was würde aus Riff und ihm werden? Würden sie je zueinander finden? Es war einfach grausam zu wissen, dass er sie liebte und sie ihn, und dass sie trotzdem sie nicht zusammenkommen konnten.
    Warum? Warum nur hatte er die Hochzeit mit Sephaltina zugelassen? Es war alles seine Schuld! Er hatte die ganze Zeit gewusst, dass es falsch war; nur schien das damals keine Bedeutung zu haben. Musste er jetzt den Rest seines Lebens dafür zahlen? Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Es war alles so hoffnungslos und deprimierend! Endlich fiel er in einen flachen Schlaf. Doch als er wieder zu sich kam, hatte er das Gefühl, kaum eine Minute geschlafen zu haben. Allerdings lag seine Hand wieder auf Riffs Hüfte. Hatte Unja noch

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