Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liberator

Liberator

Titel: Liberator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
Vom Netzwerk:
prischli … my prischli wladet.« Das Kichern hörte abrupt auf, stattdessen gafften sie nun komplett ungläubig.
    »Ich habe ihnen gesagt, dass wir regieren«, erklärte Orris. »Wir sind die Herrscher.«
    »Ich zeig’s ihnen«, rief Riff, nahm das Gewehr von ihrer Schulter und zielte nach oben, zum Oberdeck der Romanow .
    »My prischli wladet«, gab sie eine perfekte Imitation der Worte von Orris von sich. »Bumm! Bumm! Bumm!«
    Die Swolotschi beobachteten sie mit wachsender Neugier.
    »Waffen kennen sie«, sagte Col. »Aber nur in den Händen ihrer Unterdrücker.«
    Er legte seine eigene Waffe an und tat so, als ob er sie auf einen russischen Offizier hoch über ihnen richten würde. »Bumm!«, sagte er und drückte ab, ohne das Gewehr allerdings entsichert zu haben.
    Jetzt führte das ganze Kommando eine Pantomime auf, sie zielten und taten so, als ob sie feuerten; danach jubelten sie und schlugen sich triumphierend gegen die Brust. Nach einer Weile schwappte diese Stimmung auf die Swolotschi über, und auch sie begannen zu jubeln und sich auf die Brust zu schlagen.
    »My prischli wladet!«, riefen sie. »My prischli wladet!« Nun griffen sie nach den Gewehren und wollten das Ganze selbst ausprobieren.
    »Lasst sie«, sagte Riff. »Aber die Waffen müssen gesichert sein.«
    Minutenlang hielt das gespielte Geschieße und Gejubel und Umhergetanze an. Die Swolotschi zielten nach oben und drückten wie wild auf den Abzug. Dass die Waffen keinen Laut von sich gaben, störte sie nicht.
    Col grinste Riff an. »Ich glaube, die Vorstellung gefällt ihnen.«
    Aber dann musste doch jemand gegen die Sicherung gekommen sein, denn plötzlich hörten sie einen Schuss.
    Krack! Klong! Klong!
    Die Kugel war vom Eisen über ihnen abgeprallt und gleich darauf noch einmal gegen Eisen geprallt. Ein Schmerzensschrei erscholl, und zwei der Swolotschi fielen zu Boden. Eine davon war die Frau, die den Schuss unabsichtlich abgefeuert hatte. Sie war durch den Rückstoß des Gewehrs umgeworfen worden und eher verdutzt als verletzt. Ein Mann mit einem buschigen schwarzen Bart aber war getroffen worden. Als er den anderen endlich gestattete, seine Schulter zu untersuchen, stellten sie fest, dass die Kugel kaum eingedrungen war. Das zweimalige Abprallen hatte ihr die Wucht genommen. Es war Unja, die mit ihren kleinen geschickten Fingern die Operation ausführte. Sie nahm das Ende des Geschosses zwischen ihre Fingerspitzen und zog es mit einer schnellen Drehung heraus.
    »Aaaahhhh!« Das Geschrei des Schwarzbarts übertraf seine vorherigen Schmerzbekundungen. Er saß aufrecht mit einem beleidigten Ausdruck im Gesicht und starrte die Waffe an, die nun auf der Erde lag, wo die Frau sie hatte fallen lassen. Er quälte sich auf die Füße, ging taumelnd zu der Waffe und trat dagegen. Dann stampfte er darauf. Er schien sie als seinen persönlichen Feind zu betrachten.
    Dann begann er den anderen die Waffen aus den Händen zu schlagen. Keiner der Swolotschi protestierte dagegen. Vielleicht war der Schwarzbart ja eine wichtige Person, oder aber sie alle hatten genug von der gefährlichen Kraft der Waffen. Ein Gewehr nach dem anderen fiel krachend zu Boden. Von den Mitgliedern des Kommandos hatte jetzt nur noch Dunga ihre Waffe in der Hand. Als der Schwarzbart auf sie zukam, rief Riff ihr warnend zu: »Keinen Kampf!« Dunga ließ ihr Gewehr fallen, bevor der Schwarzbart es ihr aus der Hand schlagen konnte.
    »Und es hatte so gut angefangen«, lamentierte Orris.
    »Jetzt isses nicht mehr gut«, sagte Cree.
    Die Stimmung hatte sich verändert. Der Schwarzbart schrie etwas auf Russisch, und die Swolotschi umringten das Kommando. Ein weiterer Befehl, und sie wurden vorwärtsgescheucht.
    »Schätze, wir sind gefangengenommen«, sagte Col.
    65
    Sie wurden in einen nahegelegenen Raum gebracht, und Unja übernahm ganz allein ihre Bewachung. Es wäre ein Leichtes gewesen, sie zu überwältigen. Das zeigte, dass sie nicht wirklich gefangen waren. Aber wieso sollten sie auch fliehen, wenn es das Ziel ihrer Operation war, die russischen Dreckigen auf ihre Seite zu ziehen?
    Der Raum wies ein verwirrendes Labyrinth aus Rohren auf. Kupferrohre zogen sich unten um die Wände; weiter oben und unter der Decke verliefen Bleirohre. Sie waren mit einem weißem Oxid überzogen, das kleine Stalaktiten gebildet hatte, von denen es dauernd tropfte. Die Kupferrohre waren lauwarm.
    Unja hatte sie auf unterschiedliche Plätze in dem Raum aufgeteilt. Die Stellen, die sie

Weitere Kostenlose Bücher