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Liberator

Liberator

Titel: Liberator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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Stellen, wo sich mehrere Löcher nebeneinander befanden. Während die anderen sich vergeblich damit abmühten, die Hülle der Röhren mit den Händen auseinanderzureißen, benutzte Col sein Gewehr. Er steckte den Lauf durch eines der Löcher und zog ihn dann hin und her, wie eine Säge.
    »Gut«, rief Riff, als sie sah, wie sich der Riss schnell vergrößerte.
    »Noch besser«, rief Orris aus. »Seht euch das an!«
    Er meinte Unja, die zu ihnen gestoßen war. Sie benutzte weder ihre Hände noch ein Gewehr, sondern setzte ihre angespitzten Zähne ein. Sie kniete neben einer Stelle mit vielen Einschusslöchern, genau zwischen Col und Orris, und vergrößerte sie mit ihren Zähnen. Col sägte jetzt nur noch nach unten, in Richtung Unja.
    Riff drehte sich zu den Swolotschi. »Hier«, schrie sie und winkte heftig mit den Armen. »Hierher! Fluchtweg!«
    Die Swolotschi verstanden, was geschah, und setzten sich in Bewegung. Ihr Gesang schwoll zu einem Donnern an, als sie durch den Raum marschierten. Das gelbe Gas strömte weiter, und die Luft wurde schlechter, aber bislang schwebte das Gas noch hoch über ihren Köpfen.
    Nach einer weiteren Minute trafen sich Cols Sägen und Unjas Nagen. Riff riss den Stoff auseinander, und das entstehende Loch war gerade groß genug, um jemanden hindurchschlüpfen zu lassen. Schon war Riff in das Rohr gekrochen, und Unja gleich hinter ihr her. Als nächstes folgten Col, dann Orris und der Rest des Kommandos. Und hinter ihnen drängten die Swolotschi energisch vorwärts.
    Wir haben es geschafft!, dachte Col jubilierend. Sein Plan hatte also doch geklappt. Dies war nicht nur ein Fluchtweg, dies war der Weg zu den oberen Decks. Die Revolution hatte begonnen!
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    In der Röhre hochzusteigen, war eine ganz eigene Erfahrung. Die eisernen Ringe bildeten die Stufen einer Treppe. Die Swolotschi stürmten hinter dem Kommando aufwärts und trieben es schneller und schneller vor sich her. Cols Füße schienen die Stufen kaum mehr zu berühren.
    Er hatte keine Ahnung, wie lange der Anstieg dauerte. Es kam ihm nur wie eine Minute vor, aber sie erklommen Hunderte von Stufen. Das Licht, das durch das halbdurchsichtige Material drang, war ein trübes Grau. Doch je höher sie kamen, desto häufiger wechselte das Licht; mal war es grell, mal ganz schwach. Endlich endete die Röhre, und sie befanden sich in einer Art Empfangsbereich. Col stolperte und sprang zur Seite, als hinter ihm die Swolotschi in Massen in den Raum drängten. Sie hatten den untersten Teil der oberen Decks der Romanow erreicht.
    Drei russische Offiziere standen ihnen gegenüber und starrten sie mit offenen Mündern ungläubig an. Alle hatten sie elegante dicke Schnauzbärte und trugen weiße Uniformen mit Epauletten, dazu Schirmmützen mit geflochtenen Goldkordeln. Sie gingen jetzt ganz langsam rückwärts auf zwei Glastüren zu und fingerten dabei an ihren Pistolenhalftern.
    Riff trat sofort in Aktion. Dem ersten der Offiziere verpasste sie einen Handkantenschlag an den Hals, dem zweiten trat sie die Beine weg und dem dritten gab sie einen Schlag auf den Solarplexus, der ihn in zu Boden zwang. Als die drei japsend oder bewusstlos dalagen, kniete sie sich neben sie und nahm ihnen die Pistolen ab. Eine behielt sie selbst, die anderen reichte sie an die Swolotschi weiter. Unja pfiff laut vor Bewunderung und versuchte Riffs Bewegungen nachzuahmen.
    Col schaute sich um. Mehr und mehr Swolotschi füllten den Empfangsbereich, und noch immer sangen sie ihr Widerstandslied.
    »Das könnte ein russischer Dampffahrstuhl sein«, sagte Orris plötzlich und zeigte auf die Glastüren, hinter denen die russischen Offiziere hatten verschwinden wollen. Dekorative Ornamente waren in das Glas geätzt, und dahinter konnte Col ein Gitter aus sich kreuzenden Streben erkennen. Es sah alles ganz anders aus als die Vorhänge und Schwingtüren der Dampffahrstühle des Liberator , aber für Orris’ Idee sprach, dass sich am Ausgang der Doppelröhre fast zwingend ein Fahrstuhl befinden musste.
    »Lasst uns nachkucken!«, rief Cree. Sie öffnete die Glastüren und drückte vergebens gegen das Gitter. Jarvey löste das Rätsel. Er schob das Gitter einfach auseinander. Dahinter zeigte sich eine große Plattform zwischen senkrecht verlaufenden Schienen, von denen Ketten und Kabel herabhingen. Es war eindeutig ein Dampffahrstuhl, allerdings war er weit größer als alle Dampffahrstühle des Liberator .
    Jubelnd drängte die Menge heran. Cree und Jarvey wurden mit in den

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