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Liberator

Liberator

Titel: Liberator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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Fahrstuhl geschoben, doch der Rest des Kommandos blieb draußen. Es war kein Platz mehr auf der Plattform.
    »Ist schon okay«, rief Riff Cree und Jarvey zu. »Ihr bringt die erste Gruppe nach oben.«
    »Wir schicken den Fahrstuhl gleich wieder runter«, rief Cree zurück.
    Jarvey hatte den Kontrollhebel entdeckt und zog ihn in die Aufwärts-Stellung. Die Plattform wackelte kurz und setzte sich dann in Bewegung. Die Swolotschi im Empfangsbereich jubelten und jauchzten noch lange, nachdem der Fahrstuhl in Wolken dichten Dampfs verschwunden war.
    Col, Riff, Dunga und Orris standen beisammen – mit Unja, die sich ihnen anscheinend als neues Mitglied angeschlossen hatte.
    »Es muss doch noch andere Wege nach oben geben«, sagte Col. Es war offensichtlich, dass der eine Fahrstuhl nicht ausreichen würde, die vielen Menschen, die noch immer der Doppelröhre entstiegen, schnell genug zu befördern.
    »Es gibt bestimmt ein Treppenhaus in der Nähe«, sagte Riff und führte sie aus dem Raum.
    Sie fanden sich in einem Korridor wieder, dessen Boden mit weinroten Teppich ausgelegt war und dessen Wände holzgetäfelt waren. Unja musste verstanden haben, was sie suchten, denn sie rief etwas auf Russisch in den Empfangsraum, und schon gesellte sich eine Gruppe Swolotschi zu ihnen. Bereits hinter der ersten Ecke entdeckten sie das Treppenhaus. Es war dem des Liberator ähnlich und doch ganz anders, denn es führte spiralförmig nach oben, vorbei an bunt bemalten Holzvertäfelungen. Torbögen führten auf jedes neue Deck.
    Immer im Kreis liefen sie an einem Deck nach dem anderen vorbei. Sie trafen niemanden auf der Treppe und entdeckten auch niemanden in den Korridoren, wenn sie durch die Torbögen schauten. Die oberen Decks der Romanow schienen merkwürdigerweise völlig verlassen.
    Nach fünf Decks konnte Orris nur noch schnaufen und keuchen. »Ich bin … nicht so jung … wie …« Sein Mund war weit geöffnet, und er war puterrot im Gesicht.
    »Ich bleibe bei dir, wir machen eine Pause«, sagte Col sofort. Aber am Ende pausierten alle, auch Unja. Sie verließen das Treppenhaus beim nächsten Torbogen, die Swolotschi aber drängten an ihnen vorbei nach oben.
    »Muss noch Dutzende Decks über dem hier geben«, sagte Dunga.
    »Wir können ja nochmal nach einem Fahrstuhl suchen«, schlug Col vor. Damit waren alle einverstanden; schließlich verfügte der Liberator ja auch über viele parallele Fahrstühle. Als Orris wieder zu Atem gekommen war, machten sie sich auf die Suche. Riff mit der Pistole in der Hand und Col mit seinem Gewehr führten die Gruppe an.
    Dieses Deck war noch nobler als das weiter unten. Die Holzvertäfelung war auf Hochglanz poliert, und der Teppich unter ihren Füßen war wie aus Samt. Es gab verzierte Spiegel an den Wänden, und der Doppeladler prangte an jeder Tür. In einem Korridor begegneten sie einer Gruppe russischer Gesindlinge, die an ihrer gebeugten Haltung und den ausdruckslosen Gesichtern sofort zu erkennen waren. Sie trugen kunstvoll gearbeitete Ledergeschirre um die Taille, über der Brust und an den Schultern.
    »My na waschej storonje!«, rief Unja ihnen zu. Mit leeren Blicken schauten sie kurz auf, um gleich darauf ihre Putzarbeiten fortzusetzen.
    Das Kommando lief weiter geradeaus den Hauptkorridor entlang. Doch plötzlich endete er vor einem eindrucksvollen Torbogen. Col fühlte sich an den Eingang zu Dr. Blessamys Akademie erinnert, nur dass dieser Torbogen vergoldet war und viel aufwendigere Schnitzereien zeigte.
    »Die Türen sind offen«, sagte Dunga.
    »Lasst uns einfach weitergehen!«, schlug Riff vor.
    Sie gingen durch eine hohe gewölbte Galerie und folgten dabei einem Weg aus Mosaiksteinen zwischen üppigen Grünpflanzen hindurch. Von vorn waren Stimmen zu hören, auch Lachen und sogar das Plätschern von Wasser. Col und Riff hoben ihre Waffen. Sie kamen zu einem weiteren Torbogen und konnten von dort in eine sehr seltsame Halle blicken. Ein riesiges Wasserbecken lag in der Mitte, sicherlich fünfzig Schritt lang und fünfzig Schritt breit. Um seine Seiten war der Boden gefliest, und elegante Säulen umgaben das Becken. Zwischen den Säulen führten Türen zu Kabinen.
    Das Wasser in dem Becken musste warm sein, denn Dampf stieg von seiner Oberfläche auf. Sechs Offiziere mit Schnauz- und Backenbärten standen oder schwammen im Wasser, und ebenso viele Frauen mit Badekappen hielten sich im Becken auf. Die Offiziere trugen eng anliegende rotgestreifte Badekostüme, die bis zum Hals

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