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Liberator

Liberator

Titel: Liberator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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gesetzt.
    Der Offizier hätte wütender nicht aussehen können. Col drehte sich jetzt kraftvoll aus der Hüfte heraus um die eigene Achse, so dass sich sein Gegner am anderen Ende des Degens mit ihm drehen musste. Dann trat er einen Schritt auf Kodalski zu und zwang ihn damit, einen Schritt zurückzutreten. Zwei weitere Schritte – dann drehte sich Col wieder mit aller Kraft und drängte den Offizier mit Schwung über das Ende der Fliesen.
    Zu spät gab der Offizier seinen Degen frei. Für eine Sekunde hingen seine Füße noch in der Luft, dann landete er mit einem Riesenplatsch im Becken. Als es aufgehört hatte zu spritzen, stand der Offizier bis zur Brust im Wasser. Col zog den Degen aus dem Handtuch und wedelte damit vor Kodalskis Nase herum. Das Gesicht des Offiziers war zornesrot, und er weigerte sich, Col anzusehen. Aber er hob zum Eingeständnis seiner Niederlage den Arm.
    »Du hast ihn schwer gedemütigt«, lachte Riff. »Im Duell geschlagen und ins Wasser geschubst!«
    Im nächsten Moment wurden die Türen der Umkleidekabinen geöffnet, und die anderen Offiziere traten mit erhobenen Armen ins Freie. Die Damen im Wasserbecken waren komplett abgetaucht.
    Unja stellte sich nun an die Seite des Beckens und sprach zu Kapitan Kodalski. Er murmelte eine Antwort, und sie erhob daraufhin ihre Stimme.
    »Was sagen sie?«, fragte Dunga.
    Orris hatte seine Stirn in Falten gelegt und versuchte zu übersetzen. »Es geht irgendwie um hochfahren .«
    Der Austausch zog sich noch eine Weile hin. Unjas Ton wurde schärfer, Kodalski senkte seinen Kopf tiefer und tiefer. Schließlich ging er durchs Wasser zur Treppe und stieg aus dem Becken. Nicht ein einziges Mal wanderten seine Augen in die Richtung seiner Kollegen. Er nahm den Messinghelm vom Kopf und steckte ihn unter den Arm.
    »Dawai, dwigaischsja!«, befahl Unja.
    »Das bedeutet Los, beweg dich !«, sagte Orris.
    Kodalski bewegte sich steif auf den Torbogen zu, der dem, durch den sie eingetreten waren, gegenüberlag, und Unja gab den anderen Zeichen zu folgen.
    Riff grinste. »Ich glaub, der muss jetzt alles machen, was wir wollen. Schon toll, so ein Ehrenkodex!«
    Hinter dem Ausgang befanden sich weitere holzgetäfelte Korridore. Col trug seinen frisch errungenen Degen in der Hand und überließ Dunga sein Gewehr. Kodalski hinterließ nasse Fußspuren auf dem Teppich und zitterte. Sie gingen wieder an einer Gruppe von Gesindlingen vorbei, die mit Putzen beschäftig war, aber dieses Mal sprach Unja sie nicht an.
    Es überraschte niemanden, dass Kodalski nach einer Weile vor zwei Glastüren stehenblieb. Unja ließ ihn sich zur Wand drehen und die Hände auf den Kopf legen.
    »Ein Dampffahrstuhl!«, rief Orris aus. »Auf geht’s nach oben!
    70
    Der Dampffahrstuhl brachte sie zweiundvierzig Decks nach oben. Als sie heraustraten, befanden sie sich in einem Raum, der noch viel verschwenderischer ausgestattet war als die vorherigen. Die Wände waren mit feinsten Gobelins behängt, die Decken mit goldenen Sternen bemalt. In kleinen Nischen waren künstliche Blumen und Wachsfrüchte unter Glas ausgestellt.
    »Hört mal!«, sagte Riff.
    Aus der Nähe erscholl Gefechtslärm: lautes verzweifeltes Geschrei, Gewehrfeuer und im Hintergrund der Gesang der Swolotschi.
    »Ich denke, das kommt von dem anderen Fahrstuhl«, sagte Orris.
    »Und vom Treppenhaus«, fügte Dunga hinzu.
    »Wahrscheinlich sind inzwischen Hunderte von ihnen oben«, sagte Col.
    »Los!«, rief Riff und zeigte in die Richtung, aus der der Lärm kam. Sie liefen los. Der Korridor war hier eine an die zwanzig Meter breite Schneise. Jemand kam ihnen entgegengerannt.
    »He, das ist Cree!« – »Und Jarvey!«
    Im selben Moment erkannten auch Cree und Jarvey die anderen. Sie blieben stehen und warteten, bis sie sie erreicht hatten.
    »Da seid ihr ja endlich!«, begrüßte sie Cree.
    »Was ist passiert?«, fragte Riff. »Wer siegt?«
    »Wir – aber grade jetzt erst«, sagte Cree. »Wir sind hier auf dem obersten Deck. Und die Leibgarde des Zaren hat sich auf’s offene Deck über uns zurückgezogen.«
    »Sie haben nur wenige einfache Soldaten«, fügte Jarvey hinzu, »und die Offiziere sind fast alle alt.«
    »Aber sie haben die Treppe zum offenen Deck blockiert. Die russischen Dreckigen versuchen sich da durchzukämpfen. Und wir suchen nach einem anderen Weg nach oben.«
    »Gute Idee«, lobte Col. »Es gibt bestimmt noch eine Treppe.«
    »Sollte man denken«, sagte Jarvey und zog ein Gesicht. »Aber wir können sie

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