Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liberator

Liberator

Titel: Liberator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
Vom Netzwerk:
hinauf zugeknöpft waren, während die Badekostüme der Damen locker saßen und wie Ballons über dem Wasser schwebten.
    Plötzlich entdeckte eine der Damen die Eindringlinge und begann laut zu schreien.
    69
    Die Offiziere eilten zur Treppe auf der anderen Seite des Wasserbeckens. Die meisten von ihnen waren mittleren Alters, hatten dicke Bäuche und wirkten plump wie Walrosse in ihren engen Badekostümen. Sie liefen barfuß über die Fliesen und verschwanden in den Umkleidekabinen.
    Riff, Col und ihre Begleiter umkurvten das Becken. Am anderen Ende der Halle hatten sie einen weiteren Torbogen entdeckt. Sie rannten an Liegestühlen, Handtüchern, den Überresten eines Picknicks sowie an sechs Kleidern vorbei, die von ganz allein aufrecht standen, wie menschliche Gestalten ohne Arme und Köpfe. Die Kleider gehörten den Damen im Wasserbecken; sie wurden von Reifen und anderen Versteifungen aufrecht gehalten.
    Die Damen waren mittlerweile untergetaucht; nur ihre Augen und Badekappen guckten noch aus dem Wasser heraus.
    Das Kommando hatte etwa die Hälfte des Weges zum Torbogen zurückgelegt, als eine Stimme auf Russisch einen Befehl brüllte. Unja bremste so abrupt, dass sie beinahe ausrutschte, und zeigte zu den Kabinen. Über den Türen von sechs Umkleidekabinen ragten die Läufe von sechs Pistolen heraus. Jetzt hielten alle an.
    »Das können wir auch«, knurrte Riff und zielte mit ihrer Pistole auf den Kopf einer der Damen im Wasser. Col tat es ihr gleich und kniff die Augen so zusammen, als ob er jeden Moment abdrücken wollte, während er gleichzeitig betete, dass er nicht würde schießen müssen. Es war eine Pattsituation. Die russischen Offiziere riefen sich hinter den Kabinentüren etwas zu. Dann schwang eine Tür auf, und ein Offizier trat hervor. Auf dem Kopf trug er einen Messinghelm, was in Verbindung mit dem Badekostüm etwas seltsam aussah. Außerdem hatte er sich seinen Schwertgürtel umgebunden, seine Pistole jedoch zurückgelassen.
    Die Nase hochmütig in die Luft gereckt, stolzierte er um das Becken, zog seinen Degen und stieß seine Spitze neben Col gegen den Boden. Mit vor Verachtung triefender Stimme sagte er: »Kapitan Kodalski«.
    »Das muss ein Name sein«, vermutete Riff. Unja zeigte auf die Brust des Offiziers und fuchtelte mit dem Arm herum.
    »Ach, ich weiß«, rief Riff wieder, »ein Degenkampf. Ich glaube, Kapitan Kodalski fordert dich zum Duell.«
    »Ich könnte ihn einfach niederschießen.«
    »Und sie könnten uns einfach niederschießen.«
    »Warum eigentlich ich? Du bist doch unsere Nahkampfexpertin.«
    Riff grinste sarkastisch.
    »Ich glaube, gegen eine Frau zu kämpfen wär mit seinem Ehrenkodex nicht vereinbar!«
    Col bemerkte, dass der Offizier ihn weiterhin anstarrte, unbeweglich wie eine Statue. Er zuckte mit den Schultern und reichte seine Waffe an Dunga weiter.
    Kapitan Kodalski verbeugte sich vor den Damen im Wasserbecken, rief: » En garde !«, und sprang auf Col zu. Dass dieser unbewaffnet war, schien seinen Ehrenkodex nicht zu verletzen. Col sprang zurück und stürzte dabei einen Liegestuhl um. Der Degen sauste an ihm vorbei und verpasste sein Ohr um Haaresbreite. Koldaski machte sich zum nächsten Ausfall bereit. Col griff sich den Liegestuhl und warf ihn seinem Gegner in den Weg – und der Degen durchtrennte Segeltuch und Holz statt Fleisch und Knochen.
    »Nimm das hier!« Riff warf ihm ein Handtuch zu.
    Ein Handtuch! Schon setzte Kodalski wieder zum Angriff an. Col tat, was er mit einem Handtuch tun konnte: Er schoss vorwärts und zog es seinem Gegner durchs Gesicht. Der gab einen Schmerzensschrei von sich und verlor die Kontrolle über seinen nächsten Stoß; die Klinge surrte nur durch die Luft. Kodalskis Schrei wurde zur Selbstanklage und ging schließlich in Wutgeheul über. Unja johlte vor Vergnügen.
    Col sah dem Mann in die Augen. Vor langer Zeit hatte Riff ihm beigebracht, auf die Bewegung in den Augen eines Gegners zu achten, die der Bewegung der Muskeln stets um Sekundenbruchteile vorausgeht. So sah er, wohin der nächste Stoß zielte, und duckte sich weg. Der Stoß, der seine Brust treffen sollte, ging haarscharf an seinem linken Ellbogen vorbei. Auf einmal hatte er eine neue Idee, wie er das Handtuch zum Einsatz bringen konnte. Bei Kodalskis nächstem Ausfallschritt trat er blitzschnell zur Seite, hob kurz den Arm, so dass der Degen darunter durchfuhr, warf das Handtuch um die scharfe Klinge und zog sie an seinen Körper – der Degen war außer Gefecht

Weitere Kostenlose Bücher