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Liberator

Liberator

Titel: Liberator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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Möglichkeit ausschließen würde, aber das tat sie nicht. »Zurück«, rief sie. »Alle. Wir brauchen mehr Schutz, für den Fall, dass sie schießen.«
    Jetzt war sie in ihrem Element, wie ein General, der seine Truppen befehligt. Die Offiziere zogen sich sofort zurück, doch die Matratzen blieben von allein aufrecht stehen.
    Dann wies Gillabeth alle an, Bücherregale zu verrücken. Sie ließ eine Barriere quer durch die Bibliothek ziehen; nur in der Mitte blieb eine kleine Lücke, damit die Verteidiger sich ein Bild von der Lage machen konnten. Dann gab Gillabeth Anweisung, diese Lücke bis auf Schulterhöhe durch Stapel schwerer Bücher zu schließen.
    Professor Twillip wurde kreidebleich. »Aber das sind Bücher! Bedenk nur, was ein einziges Gewehr anrichten kann. Wörter gehen für immer verloren! Ganze Sätze werden bedeutungslos! Septimus!«
    Aber Septimus war schon damit beschäftigt, den Stapel aufzuschichten. Der Professor gab auf und beschäftigte sich damit, Bücher von geringerem Wert für den Stapel herauszusuchen. Unglücklicherweise lenkten sie ihn immer wieder von seiner eigentlichen Aufgabe ab, und er vertiefte sich darin.
    Das Rammen gegen die Tür ging weiter. Vermutlich war das Holz schon an mehreren Stellen gesplittert, aber die Matratzen gaben der Tür zusätzlichen Halt. Noch immer wurde nicht geschossen, aber das Gebrüll und die Pfiffe von draußen schwollen stetig an. Die Bewohner der Bibliothek kauerten sich hinter die Barriere und warteten ab.
    »Wieso greifen sie uns an?«, fragte Orris laut. »Was haben wir ihnen getan?«
    Mr. Gibber tippte sich an die Nase und warf einen Blick auf das Ex-Königspaar.
    »Ist das Ihre Antwort? Werden wir angegriffen, weil Victoria und Albert hier sind?«
    »Sie sind doch das Symbol des alten Regimes schlechthin. Also sind sie auch das Angriffsziel schlechthin.« Mr. Gibber hielt seine Stimme gesenkt, aber er sprach nicht so leise, als dass Victoria und Albert ihn nicht hören konnten.
    »Es ist wegen uns?«, fragte Victoria mit einem unglücklichen Gesichtsausdruck.
    Mr. Gibber leckte sich seine wulstigen Lippen. »Es steht mir nicht zu, darauf zu antworten.«
    »Sollen wir gehen?«
    »Nein«, mischte sich Col ein. »Sie bleiben bei uns. Ich übernehme die volle Verantwortung.«
    »Wir könnten zur Staatskapelle zurückkehren.«
    »Auf gar keinen Fall.«
    »Ich habe nicht gesagt, Sie sollten gehen.« Mr. Gibber feixte und machte gleichzeitig einen Rückzieher. »Habe ich jemals gesagt …?«
    »Was war das?«
    Ein neues Geräusch erklang – direkt über ihren Köpfen. Fußgetrampel und ein Klopfen und Pochen mit schweren Gegenständen.
    »Sie sind auf Deck 44«, sagte Septimus.
    »Aber was machen sie da?«, fragte der Notar vom 37. Deck erschrocken. »Ein Angriff von oben?«
    »Unmöglich«, stellte Gillabeth unmissverständlich fest. »Jeder Boden dieses Juggernaut ist aus solidem Stahl. Sie können da nicht durchbrechen.«
    Nichtsdestoweniger fuhren sie fort, als könnten sie es. Dann begann das Licht zu flackern: an-aus, an-aus, an-aus. Col blickte in die blassen Gesichter um sich herum, während das Licht immer wieder an- und ausging.
    »Keine Angst!«, rief er mit der festesten Stimme, über die er verfügte. »Krach und Lichtgeflacker sind harmlos! Sie wollen uns nur in Panik versetzen!« Die Menschen stützten sich jetzt gegenseitig und kämpften gegen ihre Angst an. So lange, wie sich ein jeder von ihnen zurückerinnern konnte, war die Deckenbeleuchtung, die entweder Tageslicht oder Nachtlicht verbreitete, eine Konstante ihres Lebens gewesen. Dass diese Konstante ihnen genommen werden konnte, war nicht nur beunruhigend, es war schlichtweg traumatisch.
    Aber sie hielten durch – alle bis auf Quinnea. Sie begann unkontrolliert wie Espenlaub zu zittern. Jede ihrer Gliedmaßen schien ein Eigenleben zu führen.
    »Komm, meine Liebe«, sprach Orris ihr gut zu und tätschelte ihre Wangen immer heftiger. »Es geht gleich vorüber.«
    »Oh. Oh. Oh. Oh. Oh.« Quinnea konnte nicht aufhören. Ihre Haarkämmchen lösten sich und fielen zu Boden. »Oh. Oh. Oh. Oh!«
    Nach dem letzten lauten Oh riss sie sich heftig von ihrem Mann los und rief plötzlich aus: »Wenn sich die anderen Juggernauts doch nur beeilen und uns zu Hilfe kommen würden!«
    Col und Orris wechselten einen Blick. Orris sagte beruhigend: »Aber das solltest du wirklich nicht sagen, meine Liebe. Wir sind doch nicht auf Seiten der Reaktionäre!«
    »Auf wessen Seite sind wir denn dann?«

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