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Liberator

Liberator

Titel: Liberator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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gar abknickt und lag in Trümmern auf einer der darunterliegenden Terrassen. Das Hauptsegment der Romanow hatte sich von den zwei kleineren gelöst, viele ihrer Masten waren gebrochen und wurden nur noch von den verwickelten und verknäulten Drähten aufrecht gehalten; das elektrische Knistern war vollständig erloschen. Die beiden Juggernauts lagen mehr oder weniger Seite an Seite, am Bug etwa dreihundert Meter voneinander entfernt, am Heck vielleicht doppelt so weit.
    Plötzlich tauchten russische Offiziere auf dem Deck der Romanow auf. Sie riefen sich etwas zu und gestikulierten wild durcheinander. Offenbar war die Kollision für sie völlig überraschend gekommen. Col versuchte erst gar nicht, sich zu verstecken, und wurde auch bald bemerkt. Die Offiziere drohten ihm mit den Fäusten und riefen ihm Worte zu, die sich ganz nach russischen Flüchen anhörten. Dann verschwanden sie wieder.
    Etwa drei Minuten später erschien ein Aufgebot an bewaffneten Soldaten, sicherlich fünfzig an der Zahl. Col duckte sich, als sie ihre Gewehre anlegten und zu schießen begannen.
    Das Krack-krack-krack des Gewehrfeuers kam schneller und schneller, ebenso das Pling der Kugeln, die den Eisenboden des Decks trafen, und das Zischen der Querschläger. Sie schienen eine Menge Kugeln an eine einzige Person zu verschwenden.
    Er robbte hinter der Brüstung an einen anderen Platz. Wenn er von hier aus nur ganz kurz über die Brüstung schaute, hätten sie nicht genug Zeit, ihn erneut ins Visier zu nehmen. Hoffte er.
    Er atmete tief durch und reckte seinen Kopf über die Brüstung. Die Russen schossen noch immer, aber er war nicht mehr länger ihr Hauptziel. Dreckige hatten ihre Positionen in den Sortierwannen an der Flanke des Liberator eingenommen. Sie waren im Schutz der Wannen kaum auszumachen, aber Col konnte ihr Mündungsfeuer sehen.
    Und sie boten den Russen Paroli. Wenn die Russen bloß nicht ihre Spezialwaffen zum Einsatz brachten … Col duckte sich wieder und robbte weiter.
    Als er erneut über die Brüstung blickte, stellte er fest, dass die Russen jetzt ihre Spezialwaffen einsetzten, denn in genau dem Moment, als er seinen Kopf über die Brüstung hob, sah er, wie eine Glaskugel vom Deck der Romanow abgefeuert wurde. Sie flog in hohem Bogen durch die Luft und zerschellte auf einer der Sortierwannen. Sofort entlud sich eine Wolke von übel aussehendem gelben Gas. Von dieser Sortierwanne war kein Mündungsfeuer mehr zu sehen. Die Gaswolke wurde größer und größer.
    Col war unvorsichtig geworden, und eine Kugel schoss um Haaresbreite an ihm vorbei, er konnte den Luftzug auf seiner Wange fühlen. Er ließ sich schnell wieder fallen und suchte nach einem neuen Aussichtspunkt. Dann zählte er bis zwanzig, bevor er seinen Kopf wieder über die Brüstung hob.
    Die Situation hatte sich grundlegend geändert, denn die leichte Brise, die aufgekommen war, trieb die Gaswolke nun direkt zurück zum russischen Deck.
    Col hörte die Soldaten in Panik schreien, sah viele, die ihre Waffen fallen ließen und sich ein Taschentuch über Mund und Nase hielten. Und dann hallte eine Megaphonstimme zu ihm herüber. Dieselbe Stimme, die er schon in Botany Bay von der Romanow gehört hatte. Doch dieses Mal schien sie keine Drohungen gegen den Liberator auszustoßen, sondern den Soldaten Befehle zu erteilen. Er ließ sich wieder hinter die Brüstung fallen. Als er das nächste Male guckte, waren die Soldaten weg, und das russische Deck lag verlassen da.
    Die erste Kampfrunde war also vorüber. Sie war unentschieden ausgegangen. Aber Col wusste, dass es nicht so bleiben würde. Alle Vorteile lagen auf Seiten der Russen.
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    Col harrte noch lange auf seinem Beobachtungsposten an der Brüstung aus. Die gelbe Gaswolke hatte sich verzogen, aber die russischen Offiziere hatten sich nicht wieder gezeigt. Keine Frage, sie saßen jetzt zusammen und baldowerten die nächsten strategischen Schritte aus.
    Als die Sonne höher gestiegen war, löste sich der Nebel auf. Col lehnte sich weit über die Brüstung und sah die tausend Fuß hinab in die Tiefe. Es war, als blickte er in eine tiefe Schlucht. Er konnte sehen, wie sich die beiden Juggernauts tief in das Erdreich gewühlt hatten. Dort, wo die Natur unberührt geblieben war, zeigten sich saftige grasbewachsene Hügel, trockene Schluchten, mit Büschen bewachsene Senken und vereinzelte Baumgruppen.
    Um die Walzen des Liberator zeigte sich eine hässliche graue Brühe, vermutlich gab es im Kielraum ein

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