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Liberator

Liberator

Titel: Liberator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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vorbeischossen.
    Nach einer Weile ließ der Liberator seine Turbinen wieder an, und ein leises Surren erklang, als die Walzen sich ganz langsam und vorsichtig wieder in Bewegung setzten.
    Col nickte. Sie mussten sich so weit wie möglich von der Stelle entfernen, an der sie das letzte Mal gesichtet worden waren. Und dann? Vermutlich würden sie in einem großen Bogen zurück zur Küste fahren, so weit weg von Botany Bay wie möglich. Wenn sie erst einmal auf dem Meer waren, konnten sie ihre Verfolger mühelos abschütteln.
    Das einzige Problem war der heller werdende Himmel. Die eben noch schwarzen Nebelschwaden hatten eine eigenartige Farbe angenommen, ein leichenblasses Grau. Was würde am Morgen passieren, wenn es wirklich hell wurde? Zwar würde der Nebel sie noch schützen, aber längst nicht mehr so gut wie jetzt im Dunkeln. Und wie lange würde der Nebel sich überhaupt noch halten?
    Die nächsten zwanzig Minuten bewegte sich der Juggernaut fast geräuschlos voran. Langsam verwandelte sich der graue Nebel in weißen. Er wurde dünner, an einigen Stellen war er schon fast durchsichtig. Col zitterte, während lange Nebelschwaden ihn umschwebten. Dann kam, mit einem leise seufzenden und flüsternden Geräusch, eine Brise auf. Über kurz oder lang würde die Brise die Nebelwolke auflösen.
    Nach weiteren zwanzig Minuten wurden die Maschinen plötzlich wieder ausgeschaltet. Was war das? Der Liberator kam langsam zu stehen. Col spitzte die Ohren und hörte, was einige Dreckige offenbar schon vorher vernommen hatten: das Rumpeln der Maschinen eines anderen Juggernaut!
    Sein Herz rutschte ihm in die Hose. Die Österreicher mussten ihren Irrtum erkannt haben und kamen nun auf einer anderen Route zurück. Und zufälligerweise hatten sie eine Route gewählt, die die des Liberator querte!
    Er suchte nach dem Glühen der Feuerbälle, sah aber nur weißen Nebel. Vielleicht war es bei Tag nicht zu sehen? Das Horn war auch nicht zu hören.
    Von wo kam das Rumpeln genau? Der Nebel dämpfte und veränderte alle Geräusche so, dass das nicht auszumachen war. Col rannte zum vorderen Ende der Plattform und schaute von dort in alle Richtungen. Das Geräusch wurde lauter und lauter – die Maschinen der Prinz Eugen waren so laut wie nie zuvor. Aber kam der Lärm von rechts oder von links?
    Von vorne! Der andere Juggernaut befand sich auf direktem Kollisionskurs!
    Die Dreckigen auf der Brücke hatten es auch bemerkt, denn sie warfen die Maschinen des Liberator wieder an. Das Verstecken im Nebel half nichts mehr. Aber einen mechanischen Koloss von drei Millionen Tonnen zu beschleunigen dauert lange. Endlich sprang der Liberator mit einem Ruck nach vorn und drehte sofort nach links.
    Das herannahende Gedonner umfing Col jetzt vollständig. Ein ohrenbetäubendes Dröhnen, begleitet von rasselnden Knirschgeräuschen. Halt! Ein Gedanke schoss Col durch den Kopf und wurde einen Herzschlag später bestätigt. Die Form, die sich nun im Nebel abzeichnete, war zu groß für die Prinz Eugen . Und die Farbe war falsch. Khaki!
    Es war der russische Juggernaut, die Romanow . Die Russen mussten eine Stelle gefunden haben, an der sie die Hügelkette überqueren konnten.
    Col ließ die Brüstung los und trat einen Schritt zurück – ein Fehler, denn nun konnte er sich an nichts mehr festhalten, wenn die beiden Juggernauts kollidierten.
    Im letzten Moment lichtete sich der Nebel, vertrieben von den massiven Eisenkörpern. Für den Bruchteil einer Sekunde sah Col vollkommen klar jedes Detail am Bug der Romanow , ihre Masten, die Drähte mit den verknäulten Vogelnestern.
    Dann der Zusammenstoß.
    Es war, als hätte jemand mit einem Hammer auf jeden einzelnen Knochen seines Körpers eingeschlagen. Seine Zähne schlugen aufeinander, und er flog, das Gesicht nach unten, quer über die Plattform. Die Erschütterungen des Decks übertrugen sich auf seine Hände, seinen Brustkorb, seine Wangenknochen.
    Er rollte weiter herum und sah, wie die Romanow von der Wucht des Aufpralls zurückgeworfen wurde. Ihr Bug hatte den Liberator mittschiffs erwischt. Heftige elektrische Blitze zischten und spuckten in dem Durcheinander von Drähten zwischen ihren Masten.
    Cols Ohren klingelten, und seine Beine waren weich geworden. Als er es endlich schaffte, wieder auf die Füße zu kommen, standen beide Juggernauts still. Er zog sich an der Brüstung hoch und besah den Schaden.
    Zwei Schornsteine des Liberator waren nach links zur Seite gekippt, ein dritter war ganz und

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