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Liberator

Liberator

Titel: Liberator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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seiner Sicherheitstruppe war. »Aber einige von uns müssen eben dafür sorgen, dass alles auf der Brücke weiter seinen Gang geht.«
    »Was entscheiden sie denn?«
    »Na, das ist ja mal ’ne richtig gute Frage! Wie soll ich das denn wissen, bevor sie entschieden haben?«
    »Ich meinte …«
    »Warum gehste nicht einfach hin?«
    Augenblicklich änderte Col seine Pläne. Es waren also doch nicht alle Dreckigen gegen ihn … und in Zeiten der Krise …
    »Genau das mach ich auch«, sagte er.
    45
    Als Col den Großen Versammlungssaal erreichte, war die Sitzung schon weit fortgeschritten. Die Menge war nicht sehr groß, aber die Leute drängten sich vor der Stirnseite des Saales. Col überquerte schnell die leere Fläche und mischte sich unter sie. Glücklicherweise waren alle mit dem beschäftigt, was sich vorne abspielte.
    Die Luft im Saal knisterte vor Spannung; es roch nach abgestandenem Schweiß, und die Ratsmitglieder lieferten sich gerade eine erbitterte Auseinandersetzung. Alle sahen mitgenommen und übermüdet aus. Im Gegensatz zu Col hatte keiner von ihnen in der letzten Nacht ein Auge zugetan.
    »Wir müssen sie angreifen, bevor sie uns angreifen!«
    »Wir werden mit der Waffe in der Hand untergehen!«
    »Und wenn sie noch mehr Gasbomben gegen uns einset-zen …«
    »Der letzte Abschaum! Mörderischer Abschaum!«
    »Wie sollen wir gegen Gas kämpfen?«
    Lye, Shiv, Padder, Gansy und Riff waren alle da und versuchten, sich über den Lärm hinweg Gehör zu verschaffen. Riff zog einen Stuhl heran und stellte sich darauf.
    »Wir werden uns nicht ergeben! Niemals! Aber wir müssen uns was ausdenken. Wir sind kein Selbstmordkommando. Wir haben ihre Gasbomben schon schmecken dürfen. Wir müssen schnell rausfinden, was sie sonst noch gegen uns vorhaben.«
    »Wie soll’n wir das rausfinden, wenn wir sie nicht angreifen?«, schrie eine Stimme zurück.
    »Wir finden die Dinge so raus, wie der Rat sie bisher immer rausgefunden hat. Stimmt’s?«, wandte sich Riff an die anderen Mitglieder. »Es gibt ja Leute hier an Bord, die nachforschen können, was es mit den anderen Juggernauts auf sich hat. Wenn wir die an die Arbeit setzen …«
    »Sie meint die Protzer«, unterbrach sie eine entrüstete Stimme.
    Am liebsten hätte Col herausgeschrien, was der Professor und Septimus bereits herausgefunden hatten, aber die aggressive Stimmung hielt ihn zurück.
    »Wir haben keine Zeit, unseren Groll zu pflegen«, fuhr Riff fort. »Wir brauchen alle Hilfe, die wir kriegen können.«
    »Ich würde denen nich eine Sekunde trauen«, blaffte Padder los. Nicht einmal der eigene Bruder wollte Riff unterstützen.
    »Wir haben einen bessren Plan«, rief Lye. Sie hatte etwa zehn Schritte von Riff entfernt auch einen Stuhl gefunden und war auf ihn gestiegen. Sie schaute Riff ganz kurz an und wandte sich dann an die Menge. »Ein Luftlandeangriff! Shiv und ich haben es durchgespielt. Wir schießen Seile von unserem Juggernaut zu ihrem. Und dann gleiten unsere Sturmtrupps an ihnen auf die Romanow .«
    »Wo kriegen wir denn die Seile her?«, fragte Gansy.
    »Auf Deck 4 gibt es Seilrollen ohne Ende. Alles, was uns fehlt, sind die Enterhaken.«
    »Die können die Schmiede von den Fertigungsdecks doch in Nullkommanix machen!«, rief Shiv. »Bloß zwei Eisenstücke zusammenschweißen! Das ist nich schwer, die Enterhaken werden sich an den ganzen Masten und Drähten auf dem russischen Juggernaut festhaken.«
    Riff zog ein nachdenkliches Gesicht. »Aber bevor wir hundert Mann da drüben haben, werden sie tausend Verteidiger in Stellung bringen können.«
    »Es wird ein Überraschungsangriff«, konterte Lye. »Immer noch besser als ein Selbstmordkommando, oder?«
    Riff nickte. Sie hatte auf jeden Fall nichts Prinzipielles gegen den Plan einzuwenden.
    »Wie schießen wir die Enterhaken rüber?«
    »Das haben wir noch nicht ganz gelöst, es muss mit einer starken Feder oder einem Bogen gemacht werden.«
    »Sollten wir da nicht die Protzer zu Rate ziehen? Es gibt vielleicht Beispiele von früher. Das sind doch genau die Dinge, die sie für uns herausfinden können.«
    Ja, dachte Col. Genau das konnten der Professor und Septimus. Und wenn sie es dann auch noch schafften, die Maximgewehre zu finden …
    »Nein«, sagte Lye, »wir brauchen sie nicht. Die warten doch nur darauf, zu ihren imperialistischen Brüdern überzulaufen.«
    »Es geht hier ums Überleben!«, insistierte Riff.
    »Genau. Und sie werden ihr Überleben sichern, indem sie den Russen helfen.

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