Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liberator

Liberator

Titel: Liberator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
Vom Netzwerk:
Die wissen genau, wie es ihnen ergeht, wenn wir gewinnen!«
    »Was soll das denn heißen?«
    Lye schüttelte ihr samtschwarzes Haar, das im Schein des Kronleuchters geradezu strahlte. Dann wandte sie sich an die Menge und rief mit lauter Stimme: »Wir brauchen keine Verräter auf unserer Seite! Wir brauchen keine Unentschlossenen! Wir brauchen starke reine Herzen, die die Welt verändern können. Die die Welt verändern werden ! Einhundert starke reine Herzen für die Sturmtruppe!«
    Sie war völlig erfüllt von brennender Überzeugung und vollkommenem Glauben. Lyes Stimme hatte wieder dieselbe aufwühlende Intensität, die Col schon damals, in Riffs Kabine, kennengelernt hatte. »Die Imperialisten kämpfen nur aus Eigeninteresse. Wir aber kämpfen für Ziele, die größer sind als wir selbst. Wir kämpfen für Gerechtigkeit. Für eine gerechte Welt, in der alle gleich sind. Was wir jetzt tun, ist ein Zeichen an alle Unterdrückten. Wir führen diese Revolution mit unseren Herzen, sie wird tausend Jahre währen! Ob wir gewinnen oder verlieren, leben oder sterben – die ganze Welt wird von uns sprechen!«
    »Hört sich fast so an, als wolltest du sterben«, warf Riff ein, als Lye kurz Luft holte.
    »Ich habe keine Angst davor, zu sterben. Ich werde mich nicht verstecken, mich ins Dunkle verkriechen, als wäre ich im Unrecht. Ich bin drauf vorbereitet zu sterben, weil ich im Recht bin. Wir alle sind im Recht. Dies ist unsere Bewährungsprobe. Jetzt können wir zeigen, wer wir sind. Unsere Wahrheit siegt über ihre Lügen! Unsere Gerechtigkeit über ihre Tyrannei! Unsere Zukunft über ihre Vergangenheit!«
    Sie war prachtvoll! Sie war überwältigend! Col wollte es zwar nicht wahrhaben, aber so war es. Ihre Schönheit verstärkte den Effekt nur noch. Er sah, wie Gansy sie mit strahlenden Augen betrachtete. Wie Padder jeder ihrer Bewegungen bewundernd folgte. Als sie ihre Faust in die Höhe hob und schüttelte, tat die Menge es ihr nach. Allenthalben war gemurmelte Zustimmung zu vernehmen, und ein ganzer Wald von Fäusten füllte den Saal. Nur Col hob seinen Arm nicht. Und das war ein Fehler, denn so machte er die Menge auf sich aufmerksam. Plötzlich nahmen die Rotarmbinden in seiner Nähe seine Anwesenheit zur Kenntnis und starrten ihn an.
    »Protzer anwesend!«, brüllte einer von ihnen.
    »Verräter!« – »Spion!«
    Col versuchte die Hände, die ihn an den Schultern festhielten, abzuschütteln, aber es war zu spät. Er suchte die Gesichter um ihn herum ab, aber es war kein bekanntes dabei. Grob wurde er nach vorne geschoben. Riff und Lye standen noch immer auf ihren Stühlen, die anderen Ratsmitglieder zwischen ihnen.
    Shiv betrachte Col mit kaltem Blick. »Er hat unsern Angriffsplan gehört.«
    »Na und?« Riff zuckte mit den Achseln. »Er wird uns nicht verraten.«
    »Das weißt du doch gar nicht!«
    »Was glaubst du denn? Dass er den Russen Handzeichen geben wird?«
    Padder war auf Shivs Seite. »Unseren Angriff auf Botany Bay hat ja auch jemand den Soldaten verraten.«
    »Vielleicht ist er ja der Saboteur!«, schrie jemand in der Menge.
    Shiv hob seinen Blick zu Lye auf ihrem Stuhl. »Jetzt?«
    Möglicherweise antwortete Lye mit einem ganz leichten Kopfschütteln; jedenfalls aber drehte sie sich zu Riff um. »Warum unterstützt du ihn? Er hat das einfach nicht verdient!«
    »Doch, das hat er. Er ist ein anständiger Mensch. Ich glaube …«
    »Was?« Lye spuckte das Wort geradezu aus, als Riff zögerte.
    »Ich glaube ihm!«
    Lyes Blick bohrte sich in Riffs, und ihr Gesicht sah jetzt wirklich ausgemergelt aus. Aus der Diskussion war ein ganz persönliches Kräftemessen über die Köpfe der anderen Ratsmitglieder hinweg geworden. Dann kappte Riff die Verbindung, indem sie vom Stuhl stieg, auf Col zuging und sich neben ihn stellte.
    »Ich würde ihm mein Leben anvertrauen«, sagte sie.
    Col sonnte sich geradezu in Riffs Worten. Padder packte seine Schwester am Arm und versuchte, sie von Col wegzuziehen, aber sie ließ es nicht zu.
    »Tu das nicht«, murmelte er.
    Shiv hatte sich Lye zu Füßen neben ihren Stuhl gestellt. »Zeit für die Ansage«, empfahl er ihr.
    Aber die hatte ihren bohrenden Blick weiterhin auf Riff gerichtet. »Er ist eine Gefahr für uns«, sagte sie.
    »Mach die Ansage!«, wiederholte Shiv.
    »Du weißt, dass er uns gefährlich wird. Soll ich die Ansage wirklich machen?«
    Riff runzelte die Stirn. »Wovon sprecht ihr?«
    Lye wandte ihren Blick von Riff zur Menge. »Der Saboteur ist

Weitere Kostenlose Bücher