Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)
scheint. «
Bevor Carson fragen konnte, was sie mit dieser rätselhaften Äußerung meinte, tauchten Master Wilford und Master Sherwood auf der Treppe auf.
» Was steht ihr denn hier noch herum? Ihr solltet euch doch alle wieder in eure Dorms begeben! « , rief Sherwood. Dass ihm in dieser Nacht viel zu wenig Schlaf vergönnt gewesen war, konnte man seinem zerknitterten Gesicht unschwer ansehen.
» Ja, ihr geht jetzt wirklich besser in eure Dorms und ruht euch noch ein wenig aus « , pflichtete Master Wilford der Bulldogge bei, doch in einem nachsichtigen Ton und mit einem freundlichen Lächeln auf dem Gesicht. » Bis zum Morgenappell ist noch ein bisschen Zeit. «
» Bewegt euch! « , schnarrte Sherwood.
Carson und Kendira nickten und erklommen gemeinsam die letzten Stufen.
Als sie oben im Gang standen, wo sie entgegengesetzte Richtungen einschlagen mussten, raunte Carson ihr noch hastig zu: » Wir müssen über all das noch mal reden! «
» Ja, das müssen wir « , stimmte sie ihm zu und murmelte dann, als er schon den Korridor hinunterlief, noch leise vor sich hin: » Fragt sich nur, ob du das auch aushältst… «
35
Im Dorm herrschte stark gedämpftes Licht, als Kendira durch die Tür trat. Hier und da behauptete sich ein kleiner Lichtpool gegenüber der nächtlichen Dunkelheit. Wer bis zum Morgenappell noch schlafen wollte, sollte daran nicht von zu starker Helligkeit gehindert werden. Aber die Oberen wussten auch, dass viele Electoren, vor allem die aus den niederen Levels, nach dem Erlebnis mit dem Lichtschiff sehr aufgewühlt waren, miteinander darüber reden wollten und nicht daran dachten, sich so kurz vor dem Morgenappell noch zu Bett zu begeben. Deshalb hatte man ihnen gestattet, die kleinen Bettleuchten einzuschalten.
Die dämmrigen Lichtverhältnisse in ihrem Schlafsaal entsprachen Kendiras Stimmung und der ihrer Freundin. Aber auch Hailey, die bei Nekia am Bett saß, wirkte alles andere als heiter. Für sie war an Schlaf jetzt nicht zu denken. In weniger als einer Stunde mussten sie wieder unten zum Morgenlob auf dem Appellplatz stehen. Und selbst wenn sie hätten einschlafen können, hätten sie sich nachher beim Wecken bestimmt noch viel müder und geräderter gefühlt als jetzt. Es war besser, noch ein bisschen miteinander zu reden und sich dann in aller Ruhe unter die Dusche zu stellen.
» Komisch, dass Colinda, Leota, Fay und Samarra und all die anderen auf einmal nicht mehr hier sind « , sagte Hailey, als Kendira sich zu ihr und Nekia gesellte, und ließ ihren Blick über die leeren, zerwühlten Betten ihrer Freundinnen schweifen. » Irgendwie fehlen sie mir schon jetzt. Selbst Colinda, obwohl die mir manchmal ganz schön auf den Geist gehen kann. «
» Mir auch « , sagte Kendira, zog sich einen der Hocker heran, die vor jedem Spind standen, und setzte sich ihnen gegenüber.
» Wird langweilig werden ohne sie « , sinnierte Hailey. » Aber vielleicht sind wir ja nächste Woche beim zweiten Transport mit dabei. «
Hoffentlich sind wir nicht dabei!, dachte Kendira und tauschte einen verstohlenen Blick mit Nekia, die offenbar dasselbe dachte.
Statt aufHaileys Bemerkung einzugehen, sagte Nekia: » Ich möchte bloß wissen, warum das große Lichtschiff nicht gekommen ist. «
Hailey zuckte gleichgültig die Achseln. » Wird diese Nacht eben wo anders eingesetzt worden sein. «
Nekia nickte. » Ja, vermutlich. «
» Ob es was damit zu tun haben könnte, dass kürzlich hier bei uns in der Sicherheitszone einige Systeme ausgefallen sind? « , warfKendira in die Runde.
Hailey sah sie verwundert an. » Was soll denn das mit den Lichtschiffen zu tun haben? «
» Keine Ahnung « , gestand Kendira. » Aber ist Master Chapman nicht mal herausgerutscht, wie schwer es geworden ist, an Ersatzteile zu kommen? «
» Richtig, das habe ich auch gehört « , erinnerte sich Nekia. » Das war, als letztes Jahr die beiden Sim-Kabinen wochenlang nicht funktionierten, weil Schaltkreise durchgebrannt waren. Und da habe ich gehört, wie er schimpfte: ›Dieser verdammte Engpass bei elektronischen Komponenten!‹, oder so was in der Art. «
Sie spekulierten noch eine Weile, verloren dann aber die Lust daran und redeten über anderes. Und dann wurde es auch schon allmählich Zeit, sich zum Duschen in die Waschräume zu begeben. Als Kendira hinüber zu ihrem Spind ging, um ihren Waschbeutel zu holen, merkte sie plötzlich, dass etwas auf ihrem Kopfkissen lag. In der schwachen Beleuchtung sah es im ersten
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