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Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)

Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)

Titel: Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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die Höhe. Eine Rampe mit gummiverkleideten Trittleisten und hell leuchtendem Geländer klappte heraus, glitt über Führungsschienen schräg abwärts und verband den Landeplatz des Lichtschiffes mit dem unteren Teil des Flachdachs.
    Und dann war das Lichtschiffherangekommen und verharrte einen Moment hoch über dem Landeplatz. Bei der blendenden Helligkeit, die das Lichtschiff umgab, waren seine Umrisse nur vage auszumachen. Doch nicht nur Kendira sah sofort, dass es sich nicht um das reguläre Lichtschiff handelte, sondern um ein viel kleineres.
    Ein dröhnender Sturmwind fegte aus der Höhe über das Flachdach hinweg, zerrte an den Kutten der Libertianer und zerzauste allen die Haare. Die schillernde Schärpe des Primas wehte wie das Banner einer Truppeneinheit.
    Das war der Moment, in dem Templeton das Zeichen gab und den Arm hob.
    Alle Electoren und Oberen beugten sich wie bei einem Raketenangriff der Nightraider hinunter auf das rechte Knie, während sie das linke gebeugt ließen, und senkten den Kopf. Weniger aus Ehrfurcht, sondern mehr aus Vorsicht, um vom Wirbelsturm der Rotoren keinen Dreck oder kleines Gestein in die Augen geweht zu bekommen.
    Nun sank das Lichtschiff, scheinbar von seinem Kissen aus gleißender Helligkeit getragen, langsam herab, schwankte kurz über den gelb blinkenden Landelichtern und setzte dann mit dem Heck zum Konvent auf der Stahlplattform auf.
    Die rasende Drehgeschwindigkeit der glutroten Rotoren sank zu einem gemächlichen Kreisen herab, auch der Sturmwind verlor erheblich an Kraft. Nun konnte man wieder den Kopf heben, und es gab keinen Elector, der nicht sofort gebannt und erwartungsvoll nach oben schaute.
    Weißer Nebel wogte plötzlich in dichten Wolken unter dem Rumpf hervor, stieg an der silbrigen Haut empor und wurde von den Rotoren zerhackt und verwirbelt.
    Die Heckklappe öffnete sich. Ein tiefblaues Licht drang aus dem Innern des Lichtschiffs, begleitet von einem gleichfarbigen wabernden Bodennebel, der sich mit dem weißen entlang des Rumpfes vermischte.
    Die Anspannung unter den Alpha-Electoren erreichte nun einen beinahe unerträglichen Zustand. Die Herzen rasten und so mancher hielt den Atem an. Jede Sekunde konnte dort oben auf der Anzeigetafel in der Hecköffnung der erste Name aufleuchten, sogleich gefolgt von Templetons verbaler Bestätigung und einem knappen » Geh und diene, Libertianer! « .
    Jeder wusste, dass es keinen Abschied und keine Ansprache gab und auch keine letzten Umarmungen von den Freunden. Wer seinen Namen las und hörte, hatte vorzutreten und unverzüglich und ohne sich umzublicken über die Rampe ins Lichtschiff zu gehen.
    Da blieb vor dem Heraustreten bestenfalls noch Zeit für einen raschen, verstohlenen Händedruck und das hastige Abstreifen des Tokenbands, für das es im Lichttempel keine Verwendung gab. Aber selbst das kostete zu viel Zeit. Deshalb hatten die meisten Alpha-Electoren ihr Tokenband gleich im Dorm zurückgelassen, und so gut wie jeder von ihnen hatte schon lange vorher mit Freunden ausgemacht, wer es bekommen sollte.
    Auch Kendiras Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Ihr Herz raste. Die Faszination, der auch sie sich beim Anblick des Lichtschiffs nicht hatte entziehen können, dieses hingerissene Staunen hatte nun einer Übelkeit erregenden Angst Platz gemacht. Sie schnürte ihr die Kehle zu und ließ ihren Magen zu einem harten Knoten verkrampfen.
    Es war die Angst, dass gleich ihr Name aufleuchten könnte. Dass vielleicht wirklich im Lichttempel auf jeden von ihnen der sichere Tod wartete. Dass Nekia oder Colinda oder Carson mit dem Lichtschiff dem sicheren Tod entgegenfliegen könnten und sie hier allein zurückließen. Dass es womöglich nur sie allein traf. Und dass sie Dante nie wiedersehen würde, wenn sie jetzt aufgerufen wurde.
    Ob er wohl irgendwo unten bei den Containern der Servanten stand, zu ihnen heraufstarrte und um sie bangte?
    Kendira und Nekia hielten sich so fest an den Händen, dass es fast schon schmerzte. Umgeben waren sie von hoffnungsvoll strahlenden Gesichtern. Mit sehnsüchtigen Blicken starrten all die anderen Alpha-Electoren auf die Leuchttafel im Heck des Lichtschiffes, als hofften sie, mit der Kraft ihres Blicks ihren Namen auf die Anzeige zwingen zu können.
    Die wenigen Sekunden vor der ersten Nennung schienen sich endlos lang zu dehnen. Und dann war es so weit. Der erste Name leuchtete im Heck des Lichtschiffes auf.
    Duke
    » Duke! Geh und diene, Libertianer! « , riefTempleton. »

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