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Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)

Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)

Titel: Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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als zweitausend Jahre alten Botschaft auszusetzen. Er fürchtete sich davor, von Reue übermannt zu werden und die eigene Schande nicht länger ertragen zu können.
    Warum hatte er die Bibel aus dem Versteck geholt? Was brachte es ihm, darin zu lesen und einmal mehr daran erinnert zu werden, dass auch seine Seele nicht rettungslos verloren war, sofern er nur zur bußfertigen Umkehr bereit war. Er mochte bereuen, so viel er wollte, eine Möglichkeit zur Buße und Umkehr gab es für ihn nicht. Er war gefangen.
    Abrupt drehte er der Bibel auf dem Schreibtisch den Rücken zu und blieb vor dem Fenster stehen. Mit gequälter Miene starrte er hinunter auf den ausgestorbenen Appellplatz, erfüllt von Schuld und Abscheu vor sich selbst.
    Aber so war es immer nach einer Lichtmesse. Selbst bei seiner ersten Lichtmesse, als er von der Notwendigkeit und Wichtigkeit seiner Aufgabe noch uneingeschränkt überzeugt gewesen war, hatte er schon Unbehagen, ja sogar einen Anflug von Widerwillen empfunden. Doch damals hatte er es noch geschafft, das ganze Liberty-System vor sich selbst zu rechtfertigen.
    Es gab natürlich gute Gründe dafür, so hatte er sich eingeredet, dass die geistigen Architekten des Liberty-Systems sich bei der katholischen Kirche bedient und nicht nur deren Zeremonien für ihre Zwecke umgeschrieben, sondern der Zwangsgemeinschaft in der Sicherheitszone zudem auch noch den Charakter eines Ordens gegeben hatten. Nicht allein, weil es diese Vorlage gab und diese so leicht zu kopieren war, sondern vor allem wegen ihrer Erfolgsgeschichte.
    Der Symbolreichtum und die Aura des Mysteriums, das sich jeglicher menschlicher Logik entzog, hatten von Anbeginn der Kirche eine gewaltige Faszination ausgeübt. Und dass diese Faszinationskraft in den Händen machthungriger und skrupelloser Kirchenführer auch bestens dazu taugte, die Gläubigen gefügsam zu machen und sie bis zur Selbstaufgabe zu knechten, ohne dass ihnen ihre Knechtschaft bewusst wurde, das hatten viele Jahrhunderte dunkler Kirchengeschichte zur Genüge bewiesen. Das alles mit moderner Technik und anderem Blendwerk zu kombinieren, war eine geniale Idee gewesen. Es gab viele Arten von Gehirnwäsche, aber wohl keine wirksamere, zumal wenn man sie an Kindern und Jugendlichen und abgeschieden vom Rest der Welt ausübte.
    Ja, damals hatte er für all das noch Verständnis und jede Menge logische Argumente für diese abscheuliche Travestie gefunden. Aber davon war längst nichts mehr übrig geblieben. Jetzt schämte er sich bis auf den Grund seiner Seele. Und wie ein Krebsgeschwür fraß ihn das Wissen innerlich auf, dass er Tag für Tag tatkräftig daran mitarbeitete, die in Wahrheit doch frohe und Botschaft des Christentums in pervertierter Form zu missbrauchen, um aus begeisterungsfähigen jungen Menschen willenlose und vor allem ahnungslose Werkzeuge zu machen– und sie ins sichere Verderben zu schicken.
    Aber so groß sein Schuldgefühl und seine Reue auch waren, es gab für ihn kein Entkommen. Er musste weiter in diesem Tal der Schande ausharren.
    Ein lauter Zuruf, der über den Hof schallte, ließ ihn kurz aus seinen finsteren Gedanken auffahren. Es war Chapman, der aus dem Schwarzen Würfel geeilt kam und Sherwood drüben bei der Tube etwas zurief. Die beiden waren am besten mit der Technik vertraut und mussten nun dafür sorgen, dass sie die Tube wieder zum Laufen brachten. Keine leichte Aufgabe, wenn man wusste, wie alt die Anlage schon war und dass sie vor der großen Zeitenwende zu einem Vergnügungspark in Norcal gehört hatte.
    Er verzog das Gesicht zu einer bitteren Miene. Die Tube war nicht die einzige Anlage, die immer reparaturanfälliger wurde und für die es immer weniger Ersatzteile gab. Zwei der Module unter dem Schwarzen Würfel, die eigentlich noch viele Jahre hätten Strom erzeugen sollen, waren mittlerweile schon ausgefallen. Auch die Lichttechnik machte neuerdings Sorgen. Sie auf dem bisherigen Stand zu halten, wurde immer aufwendiger und schwieriger.
    Wie knapp die Ressourcen geworden waren, hatte er gestern nur zu deutlich vor Augen gehabt. Hyperion hatte anstelle des großen regulären Lichtschiffs, das noch immer nicht repariert war, notgedrungen einen kleinen, schnell mit Lichttechnik umgerüsteten Chopper geschickt. Das hatte es früher nicht gegeben und es gab ein beredetes Zeugnis über die angespannte Lage ab. Es hieß, es fehle am nötigen Rohmaterial.
    Er lachte freudlos und trocken auf. Es klang wie ein heiseres Krächzen. Auch

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