Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)
einmal der Beste!‹ Tja, und manchmal fehlen eben selbst mir ein paar Prozente bis zur Vollkommenheit. «
Er lachte laut auf.
» Carson! « , rief nun Colinda hinter ihm ungeduldig. » Das Boot muss zurück ins Bootshaus und trocken gerieben werden. Willst du die Arbeit vielleicht mir allein überlassen? «
» Nein, natürlich nicht « , rief er zurück.
» Dann pack mit an! Ich will auch noch mal auf einen Sprung ins Wasser. «
» Reg dich ab, ich komme ja schon. « Carson wandte sich an Kendira. » Schön, dass ihr trotzdem noch gekommen seid. Vielleicht schaffen wir es ja morgen Abend, zusammen ein paar Rennen gegen die anderen zu fahren. «
Kendira nickte ihm nur wortlos zu und setzte sich mit Nekia ins Gras. Ihr Blick ging über den See und hoch zu den Bergen, hinter deren eisigen Gipfeln der Mond seine Bahn am Nachthimmel erklomm. Wie eine riesige Silberscheibe, die von einigen kleinen Schmutzflecken gesprenkelt war, schwebte er hoch über dem Tal.
Der Mond bildete ein beinahe perfektes Rund.
Nekia war ihrem Blick gefolgt. » Mensch, wir haben bestimmt morgen oder spätestens übermorgen Vollmond! « , stieß sie aufgeregt hervor. » Dann ist Lichtmesse und es gibt wieder das Beneficium! Vielleicht werden wir ja diesmal zu Lichtträgern bestimmt. Nach den tollen Ergebnissen im Schwarzen Würfel sollten wir doch eine gute Chance haben, was meinst du? «
» Mhm, ja, sollten wir eigentlich « , pflichtete Kendira ihr bei und hörte nicht wirklich hin. Sie war mit ihren Gedanken ganz woanders. Und diese Gedanken beschäftigten sich nicht mit der hohen Ehre, zum Lichtträger bestimmt zu werden, und auch nicht mit dem erhebenden Einzug in die Lichtbasilika, sondern mit den Zweifeln, die spätestens seit heute im Dunkeln ihres Innersten lauerten und ihr keine Ruhe ließen.
25
Dante saß auf einem kleinen Felsen, der auf der Kuppe des Vista Hill wie ein versteinerter Buckel aus dem Boden wuchs. Er drehte sich nicht einmal um, als er hinter sich das Rascheln von Büschen und Kendiras Schritte auf dem schmalen Pfad zwischen den Sträuchern hörte.
Kendira setzte sich neben ihn. Sie sah ihn nicht an. Ihr Blick ging wie seiner hinunter zum See, der still vor ihnen lag und sich mit dem silbrigen Schein des vollen Mondes schmückte. Lautlos glitt der Schatten eines Nachtvogels über die flirrende Wasseroberfläche und verschwand sogleich wieder in den tiefen Schlagschatten. Es war ein Bild des Friedens, sofern man die ruhelosen Wanderungen der Suchscheinwerfer ausblendete, die im Nordosten über die pechschwarze Wand des Totenwalds geisterten.
» Irgendwie wusste ich, dass du kommen würdest. «
» Und ich wusste, dass du hier sein würdest. «
» Komisch, nicht wahr? «
» Nein, überhaupt nicht « , sagte Kendira leise und fügte in Gedanken hinzu: ist eher beängstigend.
Für ein, zwei Minuten saßen sie schweigend nebeneinander und blickten hinunter auf den Liberty Lake, ohne dass sie das Schweigen als unangenehm oder gar trennend empfunden hätten. » Konntest du auch nicht schlafen? « , fragte Kendira. Sie hatte sich ruhelos von einer Seite auf die andere gewälzt und einfach nicht einschlafen können. So vieles war ihr durch den Kopf gegangen, hatte sie aufgewühlt und bedrückt, sodass der Schlaf gar keine Chance gehabt hatte, ihr Bewusstsein niederzuringen und sie mit sich fortzutragen.
» Ich hatte es erst gar nicht vor « , sagte Dante.
Sie nickte und verzog das Gesicht. » Ich hätte es auch gar nicht erst versuchen sollen « , sagte sie, weil sie zu wissen glaubte, was er meinte. Doch was wirklich hinter seiner Antwort steckte, das sollte sie erst einige Minuten später erfahren.
» Schlaf ist sowieso maßlos überbewertet « , sagte er trocken.
» Wieso? «
» Schlaf kostet Lebenszeit, und die kann manchmal verdammt knapp bemessen sein. «
Sie lachte leise auf. » Aber ganz ohne geht es auch nicht. Und manchmal ist es schon eine Erlösung, wenn man nicht weiter nachdenken und grübeln muss und der Schlaf dem inneren Tumult kurzerhand ein Ende macht. «
» Aber er löst nicht das Problem. Man kann eben nicht davor flüchten, sondern muss sich ihm stellen und es bei den Hörnern packen. Erst wenn weiß, was man unternehmen muss, und sich auch wirklich an die Arbeit macht, findet man seine innere Ruhe zurück. «
» Und du meinst, du kannst diese Probleme, die dich und mich um den Schlafbringen, lösen? « , fragte sie skeptisch und sah ihn nun von der Seite an. Sein markantes Profil
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