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Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)

Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)

Titel: Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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dementsprechend katastrophal fuhr sie den Run. Kaum hatte sich der virtuelle Raum auf der Bildschirmwand belebt und die tiefe Schwärze den ersten Schwarm Stäbe aufsteigen lassen, als sie auch schon den ersten groben Fehler machte. Gedanken, die nichts mit dem Run zu tun hatten, schwächten ihre Aufmerksamkeit, lenkten sie für Sekundenbruchteile ab. Master Seyward kam ihr in den Sinn, das Bild der Arrestzelle und die ins Metall gekratzte Nachricht.
    Wie kann das hier alles Lug und Trug sein?
    Sie zuckte zusammen und riss den Blocker mit dem Joystick nach links unten. Aber sie war zu spät zur Stelle, um zwei Ausweichler noch rechtzeitig abfangen zu können. Die Randschwärze hatte sie schon verschluckt.
    Das war ihr seit Jahren nicht mehr passiert. Ein solches Manöver beherrschte sie eigentlich perfekt und führte es sonst reflexartig aus!
    Es blieb nicht bei diesem einen groben Fehler. Sie verlor einen Stab nach dem anderen. Mal überzog sie den Bouncer, sodass der Stab einen viel zu harten Stoß erhielt und wie eine Rakete aus der Bildfläche schoss, mal schlampte sie mit dem Grip oder drückte zu hastig den Locker. Und je mehr Stäbe ihr entkamen, desto fahriger und nervöser wurde sie.
    All diese Fehler wären vielleicht noch hinnehmbar gewesen, wenn Chapman ihr einen Run mit extrem hohem Speed auf die Wand geschickt hätte. Aber das war nicht der Fall.
    Dass sie den Run schließlich mit beschämenden 71,6 Prozent beendete, beruhte allein auf mangelnder Konzentration und motorischer Fahrigkeit.
    Mit hochrotem Kopf starrte Kendira auf die Anzeigetafel in der Lounge. Sie wusste vor Scham nicht, was sie sagen sollte. Es gab nichts, was sie zu ihrer Entschuldigung hätte vorbringen können. Als sie das letzte Mal ein solches Ergebnis erzielt hatte, war sie noch im Delta-Level gewesen, und dort galt alles jenseits von 65 Prozent als hervorragend. Doch für einen Alpha-Elector, der mehr als drei Jahre Training hinter sich hatte, waren 71,6 Prozent eine Blamage!
    » Erhabene Macht, was war denn das, Kendira? Der Run ist dir ja vollkommen aus dem Ruder gelaufen! « , stieß Master Chapman hervor. » Was um alles in der Welt ist bloß mit dir los, dass es zu solch einem unglaublichen Einbruch hat kommen können? «
    Sie senkte den Blick, weil sie die bittere Enttäuschung, die auf seinem Gesicht stand, nicht ertrug. » Ich weiß auch nicht, wie mir das passieren konnte « , murmelte sie. » Ich hatte eine schlechte Nacht, irgendwie konnte ich keinen Schlaf… «
    » Das lasse ich nicht gelten! « , schnitt Chapman ihr das Wort ab. » Du kommst nicht frisch von den Selectionen, sondern trägst das Hologramm des Alpha-Electors auf deiner Brust! Von dir darf man deshalb erwarten, dass du selbst nach einer schlaflosen Nacht noch in der Lage bist, bei einem Solo Run mindestens 85 Prozent zu bringen! « Er schüttelte den Kopf. » Und ich dachte, du wärst reif für den hochwürdigen Dienst! «
    Die Worte stachen wie Messer, zumal sich noch andere Electoren aus dem Gamma- und Beta-Level in der Lounge aufhielten. Diese verfolgten den Anschiss eines Alpha-Electors mit unverhohlener Schadenfreude. Ausgenommen Zeno, der sie ähnlich fassungslos ansah wie Master Chapman, und das war fast noch schlimmer.
    Am liebsten wäre Kendira im Boden versunken. Ihr einziger Trost war, dass keiner aus ihrem Level anwesend war. Aber natürlich würden sie von ihrem Versagen erfahren, wenn nicht von Zeno, dann von einem anderen Beta-Elector.
    » Los, zurück in die Kabine! « , befahl Chapman ihr schroff. » Und wehe, du strengst dich nicht an! «
    Wie ein geprügelter Hund kehrte Kendira in die Sim-Kabine zurück. Sie hatte einen ekelhaften Geschmack im Mund, und kalter Schweiß stand ihr auf der Stirn, als sie hinter der Konsole in den Schalensitz sank.
    Sofort begann die emotionslose Computerstimme mit dem Countdown: » Zehn… neun… acht… «
    Ihre Hände zitterten, als sie nach den Joysticks griff. Eine Blamage wie gerade eben durfte sich nicht wiederholen. Doch die Angst, dass genau das eintreten könnte, trieb ihr den Schweiß aus den Poren.
    » … sieben… sechs… fünf… vier… «
    Verdammt noch mal, reiß dich zusammen!, ermahnte sie sich selbst. Du bist ein Alpha-Elector – und zwar einer der besten! Also zeige allen, dass das eben nur ein blöder Ausrutscher war!
    » … drei… zwei… eins… RUN ! «
    Der virtuelle Raum vor ihr erwachte und der Tanz der Stäbe begann erneut. Mit aller Willenskraft konzentrierte sie sich

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