Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)

Ende des Mittagessens verkündete und das Refectorium sich rasch leerte, würde es hier sehr laut und betriebsam zugehen, besonders im Bereich der Schleusen zu den kleinen Tubes.
    Dann würden sich dort vor allem die Jungen in Gruppen drängen, über die zur Wahl stehenden Spiele hitzig diskutieren und Teams bilden. Denn bei einigen dieser Shooter Games konnte man zu zweit oder auch zu dritt in den Kampf ziehen und dementsprechende Programme wählen.
    Kendira erklomm das stählerne nackte Treppenhaus und begab sich ganz nach oben. Die Programme der drei unteren Tubes boten neben Shooting Games zwar auch sehr aufregende Rides. Aber nur in der Tube ganz oben konnte man Fahrten aus dem Programm Lost Worlds auswählen.
    Wenig später stand sie vor der Schleuse zur oberen Tube. Über dem Eingang leuchtete ein grünes Licht. Sie berührte kurz den Wandsensor, und die Tür, milchiges Kunstglas in einem Stahlrahmen, öffnete sich mit einem scharfen Zischlaut. Sie trat in die Kabine, und während sich die Tür hinter ihr wieder schloss, flammte gleichzeitig die Beleuchtung über der Konsole auf, und das Display, groß wie zwei nebeneinanderliegende Tablets, erwachte mit einem hellen, nachhallenden Computerlaut zum Leben.
    Die Liste mit den zur Verfügung stehenden Rides durch versunkene Welten erschien auf dem hinterleuchteten Touchscreen. Die jeweiligen Namen standen in blauen oder roten Kästen. Die Farben gaben den Wert des Tokens an, der für die jeweiligen Rides eingesetzt werden musste.
    Kendira kannte die Reihenfolge längst auswendig, dennoch scrollte sie langsam durch die Liste abwärts und ließ die Titel auf sich wirken, als wüsste sie noch nicht recht, wofür sie sich diesmal entscheiden sollte.
    Es begann mit der Nilfahrt Fluss der Pharaonen, gefolgt von der Karawane Das Abenteuer Seidenstraße, der Zugreise durch Indien Von Darjeeling nach Madras, der schwindelerregenden Motorradrallye Paris-Dakar, der Ballonfahrt über Städte der alten Welt und dem Schlittenhundrennen Durch Eis und Schnee, das einen hoch im Norden durch das winterlicheAlaska führte. Danach ging es auf der Liste weiter mit Einmal um die Welt, der Reise über die sieben Meere an Bord eines Viermasters , mit Unterwasserwelt, einem farbenprächtigen Tauchgang zu Korallenriffen, mit dem Flug des Condor, der in die Welt der Anden entführte, sowie mit Amazonien, einer Flussfahrt und aufregenden Durchquerung des Regenwalds. Den Abschluss der Liste machte der Ride Die Savannen Afrikas.
    Und diese Reise war Kendiras Liebling.
    So aufregend und faszinierend auch viele andere Rides waren, so konnte sie doch von der Weite und Schönheit der afrikanischen Landschaften und der dort lebenden Tiere nach all den Jahren immer noch nicht genug kriegen.
    Ohne auch nur einen Moment zu zögern, tippte sie auf dem Touchscreen den roten Balken an, mit dem der Ride Die Savannen Afrikas unterlegt war. Daraufhin begann sich auf dem Display der Zeiger einer bunten Windrose unablässig im Kreis zu drehen, während der Sensor auf der Konsole nach einem roten oder ersatzweise zwei blauen Token an ihrem Armband suchte. Er fand den roten, deaktivierte ihn, und der Zeiger der Windrose blieb stehen und wies auf ein kleines Elefantensymbol, das auf am Rand aufleuchtete.
    » Freischaltung durch roten Token erfolgt. Die Savannen Afrikas werden hochgeladen. Begeben Sie sich in den Rover, legen Sie den Sicherungsbügel um und warten Sie das Startsignal ab! « , sagte die Computerstimme aus dem Lautsprecher.
    Gleichzeig glitt eine Metalltür zu ihrer Rechten seitlich in die Wand zurück und gab den Blick frei auf einen kurzen Metallsteg und das, was das Programm als » Rover « bezeichnete. In Wirklichkeit handelte es sich dabei nur um eine zweisitzige Bank mit hoher, gepolsterter Rückenlehne, hüfthohen Seitenteilen und einem dicken, gleichfalls gepolsterten Sicherheitsbügel auf der Vorderseite. Die Bank ruhte auf einem hydraulischen Unterbau, der nach allen Seiten hin beweglich war, und lief auf Schienen, die in den Boden der Tube versenkt waren, was bei der schwachen Beleuchtung jedoch nicht zu erkennen war.
    Kendira trat auf den Steg, setzte sich in das Gefährt und zog den Sicherheitsbügel zu sich heran. Mit einem vernehmlichen metallischen Klicken rastete die Sicherung ein. Die Polsterung der Stange übte einen sanften Druck auf ihren Oberschenkeln und Hüften aus.
    » Start in zehn Sekunden! « , verkündete die Computerstimme. Die schwache Beleuchtung in der Tube fuhr