Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)
Kendira gewandt fort: » Wir haben zufällig mitbekommen, wie Templeton seine Bulldogge Sherwood aufgefordert hat, zusammen mit Master Wilford die Lichttechnik in der Basilika noch einmal gründlich zu überprüfen, damit es heute Abend keine Ausfälle gibt. «
» Lichtmesse? « Nekias Gesicht hellte sich auf. Schlagartig verlor es den missmutigen Ausdruck. » Wenn das so ist, will ich dir deine gute Laune noch mal verzeihen « , sagte sie mit einem breiten Grinsen. » Eine Lichtmesse ist genau das, was ich heute brauche. «
» Auch wenn es kein Beneficium geben würde? « , frotzelte Flake.
» Ohne Beneficium wäre es doch gar keine echte Lichtmesse, du Trottel! « , gab Nekia zurück. » Nein, das Beneficium muss schon sein. Ich bin nun mal nur für das Echte zu haben! «
» Es wird hinterher noch etwas anderes Echtes geben, Freunde! « , warf Duke nun mit einem verschwörerischen Unterton ein, beugte sich näher zu Kendira und Nekia und fuhr dann mit gedämpfter Stimme fort: » Ich habe über einen der Servanten eine geheime Quelle bei den Guardians angezapft und kann uns für unsere private Feier nach der Lichtmesse Pfirsichbrandy vom Feinsten besorgen. «
Während sich Kendira nicht viel aus dem scharfen Zeug machte, bekam Nekia glänzende Augen. » Pfirsichbrandy? Mensch, das wäre eine Wucht, Duke! « Sie hielt ihm die Hand zum High Five hin, und als Duke sie abgeklatscht hatte, warnte sie scherzhaft: » Jetzt stehst du im Wort! Also trau dich uns nach der Lichtmesse bloß nicht ohne das Zeug unter die Augen! «
Duke grinste. » Kein Sorge, der Deal ist schon so gut wie perfekt! «
Carson wechselte das Thema, während sie das Refectorium betraten, und fragte an Kendira gewandt: » Was meinst du, wen die Oberen diesmal wohl zu Templetons Lichtträgern bestimmen? Eigentlich wären wir beide ja wieder mal an der Reihe, findest du nicht auch? «
» Das vorauszusagen, ist ja wohl fast so unmöglich, wie einen hundertprozentigen Run zu fahren « , erwiderte sie, konnte jedoch nicht verhindern, dass die freudige Erregung der anderen auch auf sie übersprang. » Und wer dran ist, das sehen die Oberen aller Erfahrung nach ja fast immer anders als wir. «
Die Lichtmesse war für alle der unbestrittene Höhepunkt eines jeden Monats. Als einer der zwölf Lichtträger zusammen mit dem Primas in die Basilika einziehen zu dürfen, galt als höchste Auszeichnung. Jeder strebte danach, seinen Namen auf der elektronischen Tafel in der Halle der Lichtburg zu lesen.
Aber mit dieser ehrenvollen Aufgabe wurden immer nur drei Electoren aus jedem Level benannt. Die Chancen standen also bestenfalls 16 zu 1. Und auch wenn die Wahl der Oberen nicht ausschließlich auf diejenigen fiel, die im Schwarzen Würfel und in den anderen Unterrichtsfächern exzellente Ergebnisse erzielten, so spielten diese bei der monatlichen Auswahl doch ganz sicher mit eine Rolle.
Letztlich aber konnte man nie vorhersagen, wer Lichtträger wurde. Fay war dafür das beste Beispiel. Sie war schon seit fünf Lichtmessen nicht mehr bedacht worden, dabei übertraf sie mit ihren Leistungen in der Sim-Kabine, aber auch in den anderen Fächern alle anderen Electoren– und das konstant. Deshalb blieben auch die Wetten spannend, wen die Oberen wohl übergehen und wenn sie beehren würden.
Insgeheim rechnete sich Kendira heute gute Chancen aus. Ihre letzte Ehrung lag geschlagene neun Monate zurück, und in dieser Zeit hatte sie sich im Schwarzen Würfel beständig als eine der besten Driver im Fünfer-Team und als Solo Runner bewiesen.
An diesem Vormittag, als sie wieder zum Tanz der Tausend Stäbe in die Sim-Kabinen des Schwarzen Würfel gerufen wurde, brach sie jedoch auf bestürzende Weise in ihren Leistungen ein.
Master Chapman hatte sie an diesem Tag auf seiner Liste für Solo Runs, was sie insgeheim mit einer gewissen Erleichterung erfüllte. Sie hatte nämlich das ahnungsvolle Gefühl, dass sie in ihrem derzeitigen Gemütszustand als Driver nicht viel taugte und ihr Team das hätte ausbaden müssen.
Aber auch als Solo Runner saß Kendira von Anfang an nervös und angespannt vor der Konsole. Es war jedoch nicht die erwartungsvolle Anspannung, die gewöhnlich vor einem Run von ihr Besitz ergriff und sie in einen Zustand höchster Konzentration versetzte. Es war das genaue Gegenteil davon, nämlich eine nervöse Anspannung, die sich aus Beklemmung und dem instinktiven Wissen zusammensetzte, sich gleich nicht stark genug konzentrieren zu können.
Und
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