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Liberty 9 - Todeszone

Liberty 9 - Todeszone

Titel: Liberty 9 - Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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landwirtschaftlichen Betrieben Eden1 bis Eden24. Sonst gab es für Duke, Colinda, Fay und all ihre anderen Freunde und Gefährten im Lichttempel keine Hoffnung auf Rettung.
    Deshalb mussten sie alles auf eine Karte setzen. Der Einsatz konnte nicht höher sein, es war ihrer aller Leben, dass auf dem Spiel stand. Jetzt gab es nur noch Gelingen oder Verderben!

13
    Es war die kurze Zeitspanne, in der die Dunkelheit der Nacht mit zähem Widerstand gegen das nahende Grau der Morgendämmerung ankämpfte. In einer halben Stunde würde der neue Tag, der schon hinter den Bergen im Osten anrückte, die Vorherrschaft über den Himmel zurückerobern. Doch noch lag über dem Totenwald und Liberty9, als aus den Lautsprechern in den Türmen der Lichtburg die Fanfarenstöße in einem harmonisch an- und abschwellenden Rhythmus ertönten und die trügerische Stille der Nacht zerrissen. Sie riefen den Konvent zum Morgenlob auf den Appellplatz. Und die Lichtorgie, die fast gleichzeitig einsetzte und um die Lichtburg herum ihre spektakuläre Wirkung entfaltete, ließ die umgebende Dunkelheit nur noch tiefer und undurchdringlicher erscheinen.
    Zahlreiche Strahler von unterschiedlicher Leuchtkraft und Lichtfarbe, die überall in die mit Erkern und kleinen Türmen verzierte Fassade eingelassen sowie rund um das Gebäude im Boden versenkt waren, warfen von allen Seiten großartige Lichtkaskaden auf das Bauwerk aus rotbraunem Sandstein. Solange die sphärisch nachhallenden Fanfarenklänge aus den Lautsprechern drangen, umhüllte vielfarbiges Licht das Gebäude und wogte in Wellen über die Fassaden.
    Kendira schnürte es die Kehle zu, als der Konvent auf dem Vorplatz zusammenströmte und sie sich mit Nekia und Hailey in den Block der Alpha-Mädchen einreihte. Es fiel ihnen schwer, sich normal zu geben und sich ihre ungeheure innere Anspannung nicht anmerken zu lassen. Zum Glück waren ihre Mitschwestern noch zu schläfrig oder mit eigenen Gedanken und Sorgen beschäftigt, um zu bemerken, wie ungewöhnlich blass ihre Gesichter und wie starr ihre Blicke waren.
    » Erhabene Macht, auf was haben wir uns da bloß eingelassen! «, stöhnte Hailey leise auf. Es war, als wäre ihr erst in diesem Augenblick zu Bewusstsein gekommen, dass der Countdown unerbittlich lief und dass der Einsatz ihr eigenes Leben war. » Diese schaurigen Wolfsköpfe und Bones… «
    » Halt jetzt bloß die Klappe! « , zischte Nekia und stieß ihr den Ellbogen in die Rippen.
    Joetta, die in der Reihe vor ihnen stand, drehte sich zu ihnen um. » Schlecht geträumt? « , flüsterte sie mit hochgezogenen Brauen.
    » Ja, sie hatte einen üblen Albtraum « , antwortete Kendira schnell und rang sich ein Lächeln ab, das irgendwie nachsichtig und spöttisch zugleich wirken sollte. » Hatte was mit Knochenbergen, Wölfen und so zu tun. «
    Joetta grinste. » Kenn ich. Bin im Traum mal auf einem Friedhof und mitten unter Skeletten aufgewacht. Und im Wald hat eine Wolfsmeute geheult. Irre gruselig. « Sie schüttelte sich.
    » Psst! « , zischte jemand hinter ihnen. » Wir haben Morgenlob! «
    » Mach dir bloß nicht ins Hemd! « , fauchte Nekia über die Schulter zurück.
    Kendira tastete nach der Hand ihrer Freundin und drückte sie fest. Ein stummer Zuspruch, der auch ihr selbst galt. Nekias Hand war feucht und kalt wie ihre eigenen Hände. Vor nicht mal einer Stunde hatte sie die beiden Schauergestalten vom Clan der Bones, die Sherwood getragen hatten, in den Keller und zu den Arrestzellen geführt. Und vor gerade mal zwanzig Minuten hatte sie noch oben im dritten Stock mit Dante und Carson die letzten Gewehre und Magazine aus der Waffenkammer geholt und sie in das Audimax gebracht. Und jetzt stand sie in ihrem Block, als wäre dies ein gewöhnlicher Morgenappell wie so viele tausend andere zuvor.
    Was ihr zusetzte und geradezu Übelkeit in ihr hervorrief, war einerseits das Wissen, dass die schwerbewaffneten Mountain Men im Audimax oben auf der Empore und hinter dem Vorhang der Bühne nur darauf warteten, dass in wenigen Minuten die Falle zuschnappte und sie den ersten und hoffentlich alles entscheidenden Schlag führen konnten.
    Hinzu kam der Zeitdruck, unter dem sie alle plötzlich standen. Denn von Templeton hatten sie erfahren, dass ihn die Leitstelle in Presidio am gestrigen Abend über das Eintreffen des nächsten Lichtschiffes unterrichtet hatte. Demnach würde der Chopper in der kommenden Nacht gegen vier Uhr auf dem Dach des Schwarzen Würfels landen, um weitere zwölf

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