Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liberty 9 - Todeszone

Liberty 9 - Todeszone

Titel: Liberty 9 - Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
Vom Netzwerk:
Seite auch die Kanzel mit dem Copiloten sowie ein Stück Bordwand. Da war nur Sand.
    Sand war überall.
    Der Pilot lebte jedoch noch. Er hing wie sie in den Gurten und schrie. Er musste schwer verwundet und halb wahnsinnig vor Schmerzen sein.
    Einen halben Schritt links von ihr lag Alisha mit verrenkten Gliedern auf dem stählernen Gerippe des Bodens. Ihr Kopf war unnatürlich weit in den Nacken gebogen. Selbst wenn sie sich nicht das Genick gebrochen hatte, musste sie tot sein. Denn eine Hälfte ihres Gesichtes fehlte. Sie schien wie weggeschnitten zu sein. An ihre Stelle war eine blutige graue Masse getreten.
    Jäh wandte Kendira den Blick ab.
    Die andere Bordseite war weiter von ihr weg, als sie es in Erinnerung hatte. Der Helikopter schien wie ein Kürbis, der aus einigen Metern Höhe auf Beton aufschlägt, auseinandergeplatzt zu sein. Sie sah Carson und die Zwillinge hinter Rauchschwaden, die wie schmutziger Nebel von oben herabfielen. Und über ihr klaffte ein breiter Streifen Himmel.
    Carson, Fling und Flake bewegten sich.
    Sie stöhnten.
    Sie lebten!
    Von irgendwo aus dem grauen Licht jenseits des Wracks kamen aufgeregte Rufe. Es waren viele Stimmen, auch raues Gelächter. In allem schwang ein bösartiger, hämischer Grundton mit, der von Unheil kündete. Die Stimmen näherten sich schnell. Aus mehreren Richtungen. Dazu lautes Fußgetrappel und das Knirschen von Sand unter Schuhsohlen.
    Stimmen auch in ihrem Kopf. Ihre eigene, irgendwie zweigeteilt.
    Alisha und Indigo sind tot.
    Aber du hast überlebt!
    Wo kommt bloß all der Sand her?
    Warum kümmert dich das jetzt?
    Weil wir eigentlich doch alle hätten tot sein müssen.
    Das kann noch kommen, wenn du nicht endlich etwas tust!
    Kendira tastete mit der linken Hand nach der Gurtschnalle. Sie sprang auf und löste die Gurte. Sie stürzte nach vorn zu Indigo auf die Kiste, der wie eine Puppe nach hinten wegkippte. Eine neue Schmerzwelle brandete durch ihren Körper, als sie sich aufzurichten versuchte und gleich wieder in sich zusammensackte. Fast wäre sie neben die Kiste gestürzt.
    In dem Moment tauchten die ersten schattenhaften Gestalten auf. Sie brachten einen stechenden Gestank mit sich, der noch schlimmer war als der einer offenen Latrine. Wie ein beutehungriger Schwarm fielen die Schatten von mehreren Seiten über das Wrack her.
    » Jetzt kriegen wir die Hyperion-Hunde endlich mal vor die Messer! « , schrie draußen eine krächzende Stimme mit wildem Triumph. » Wenigstens ein paar von ihnen! «
    » Und satte Beute bringt der Chopper noch dazu! «
    Im nächsten Augenblick sah Kendira, wie solch ein stinkender Schatten in der weiten Öffnung der aufgerissenen Cockpitkanzel auftauchte und sich über den Piloten beugte. Dann sah sie eine lange Messerklinge, die dem Piloten durch die Kehle fuhr und seinem schmerzerfüllten Schreien ein Ende machte.
    » Verdammt, das ist ja ein Morituri, der da liegt! « , schrie zur selben Zeit eine verdutzte Stimme vor dem Wrack. » Mann, Jethro, die hatten ’ne Gruppe junger Morituri für The Rock an Bord! «
    Der Zuruf löste einen raschen Wortwechsel aus.
    Jemand lachte höhnisch. » Na und? Was juckt es uns? Todgeweiht bleibt todgeweiht! Dafür sorgen wir schon. «
    » Klar, hier wird nicht geteilt, und es wird auch keiner am Leben gelassen, selbst so arme Schweine wie die Morituri nicht, oder, Jethro? «
    » Hey, nicht so schnell, Leute! Lebend können sie uns ’ne Menge Geld bringen, wenn junge Frauen darunter sind! «
    » Genau! Also holt sie erst mal alle aus dem Wrack, vor allem die Weiber. Die können wir später an die Albaner oder besser noch an die Islander verscherbeln, wenn wir sie leid sind! «
    » Ich seh schon eine! « , rief der Mann, der gerade den Piloten abgestochen hatte. » Mann, da sind noch mehr drin! Die haben den Crash sogar überlebt! «
    » Holt die ganze Bande raus! Und beeilt euch! «
    Wankend kam Kendira auf die Beine, obwohl sie gerade noch geglaubt hatte, nicht die nötige Kraft zu haben, sich aufzurichten.
    Sie erinnerte sich daran, dass sie eine Waffe unter der Kutte trug. Aber sie konnte das kalte, harte Metall nicht mehr unter ihrem Trikot spüren. Und als sie nach der Automatik tasten wollte, kam ihr zu Bewusstsein, dass der rechte Arm ihr noch immer den Dienst versagte. Sie kam nicht mehr dazu, mit links nach der Waffe zu suchen.
    Mehrere stinkende Schatten verdunkelten den breiten, klaffenden Spalt am Bug des Helikopters, drängten sich herein und schienen sich alle auf sie zu

Weitere Kostenlose Bücher