Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition)

Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition)

Titel: Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Rosen
Vom Netzwerk:
Sally?«, flüsterte Liberty Bell fragend und wies auf das kleine Telefon in seiner Hand. Ernesto nickte, gerade als Mrs Blue ins Zimmer trat und begann, den Frühstückstisch zu decken.
    »Otis sagte, Jaden wäre, nachdem er es gelesen hatte, wie elektrisiert gewesen«, fuhr Sally fort. »Genauso hat er es ausgedrückt. Irgendwie nervös und gleichzeitig in einer merkwürdigen Hochstimmung…«
    Jaden. Immer wieder Jaden. Und jetzt war Jaden tot… So tot wie Flavio, der auch etwas gewusst hatte…
    »Sally, hat Otis eine Ahnung, wo dieses – Tagebuch geblieben ist?«, fragte Ernesto. »Es… es könnte vielleicht sehr wichtig sein…«
    Liberty Bell lauschte mit zusammengepressten Lippen und warf ihm einen langen, fragenden Blick zu.
    »Später …«, flüsterte Ernesto und streichelte ihre lila Finger.
    »Das ist es ja gerade«, sagte Sally. »Es ist verschwunden. – Zumindest sagt Otis das. Er hat letzte Woche zusammen mit Mr Franklin Jadens Zimmer ausgeräumt und es war nicht mehr da. Und die Polizei weiß auch nichts davon.«
    Einen Moment herrschte Stille. In Ernestos Kopf wirbelte es und er schaffte es kaum, sich von Sally zu verabschieden und sich bei ihr zu bedanken. Langsam ließ er das Telefon sinken.
    Was hatte Ruby bloß in dieses Buch geschrieben? Welche – Enthüllungen enthielt es? Gab es womöglich den Namen ihres… Peinigers wieder?
    Ernesto musste plötzlich wieder an den letzten Satz denken, den Jaden von sich gegeben hatte, ehe er gestorben war.
    Hochmut kommt vor dem Fall…
    Was hatte Jaden damit gemeint? Oder vielmehr, wen hatte er damit gemeint? – Etwa einen von ihnen? Das war doch irrwitzig!
    Es war noch nicht mal zehn Uhr, als Salvador, Dalí und Baz vor der Fliegengittertür standen.
    »Danke für eure Nachricht«, sagte Salva zu Ernesto, während sein Vater Mrs Blue begrüßte.
    Salvador folgte Ernestos Blick.
    »Ich weiß, du bist bestimmt angepisst, weil mein Alter mitgekommen ist«, sagte er schnell, »aber es gibt gute Neuigkeiten, Ern. Baz hat beim Social Welfare Office durchgesetzt, dass Liberty Bell so schnell wie möglich provisorische Papiere erhält – und vorerst bei uns in Cedars End wohnen kann. Die Sache mit dem Heim in Village ist damit vom Tisch.«
    Baz Coleman, der zugehört hatte, nickte. »Das heißt natürlich auch Schule im Herbst, damit du so schnell wie möglich deinen Highschoolabschluss machen kannst, Liberty Bell«, fügte er lächelnd hinzu, während Mrs Blue den hungrig winselnden Dalí mit Frühstückshäppchen versorgte.
    »Das… das ist – gut… Danke«, sagte Liberty Bell nach einer Weile. Mehr sagte sie nicht. Die anderen redeten dafür eine Menge. Ernesto schwieg ebenfalls. Es war, als hätte er eine schwere, unsichtbare Last auf den Schultern. Liberty Bell suchte immer wieder seinen Blick und was tat er? Er wich ihrem aus.
    Verdammt, warum konnte er sich nicht freuen wie alle anderen? Er verstand es selber nicht. Baz erklärte Mrs Blue unterdessen, wer Tiffy wirklich war, was die alte Frau, wie es zu erwarten gewesen war, in große Aufregung versetzte. Sie warf Liberty Bell in der Folge eine Menge verstohlene, scheue Blicke zu, als habe sie es mit einem äußerst seltenen, womöglich wilden Tier zu tun.
    »Ich kann es kaum glauben, Mr Coleman«, flüsterte sie einmal kopfschüttelnd, als sie annahm, dass keiner es hörte. »Sie kam mir eigentlich ganz – normal vor. Ver-versteht sie denn alles, was man sagt? Kann sie einem Gespräch folgen wie ein – normaler Mensch?«
    »Verdammt, ich glaub’s nicht! Natürlich kann sie das. Schließlich ist sie kein Yeti!«, schnaubte Ernesto, der auf einmal wahnsinnig gereizt war, sprang auf und ging hinaus ins Freie, um durchzuatmen. Liberty Bell folgte ihm und hockte sich still neben ihn auf die Steintreppe.
    »So ein Mist alles, Liberty Bell«, sagte Ernesto leise. »Sorry, dass ich so schlecht drauf bin, aber…«
    Er sprach nicht weiter. Wieder nicht. Und sie sagte auch nichts.
    »Otis? Ihr wollt zu Otis?«, fragte Mrs Franklin, die schrecklich aussah. Betroffen schauten Ernesto und Mose sie an. Sie hatten beschlossen, nicht alle zusammen bei den Franklins auf der Matte zu stehen. Darum waren nur Ernesto, Mose und Liberty Bell gekommen. Salvador, Dara, Ronan, Sally und Portia warteten im Milk and Honey auf sie.
    Mrs Franklins Wangen waren eingefallen, um ihre Augen lagen dunkle Ringe und sie blickte wirr von einem zum anderen, wie jemand, der viele Nächte vergeblich nach Schlaf gesucht hat. »Otis

Weitere Kostenlose Bücher