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Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition)

Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition)

Titel: Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Rosen
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Sorge, der dringende Wunsch, irgendjemand möge zurückkommen. So was in der Art stand wohl drin«, sagte er achselzuckend. »Mein Onkel hat natürlich nur Andeutungen gemacht.«
    »Der alte, einbeinige Haudegen auf Abwegen?«, murmelte Jaden.
    »Quatsch, Leute, das ist der volle Holzweg«, beharrte Dara. »Glaubt es mir ruhig.«
    »Wieso bist du da so sicher?«, erkundigte sich Ronan.
    »Impotent«, sagte Dara nur und zog die Tür zum Ed’s auf.
    »Wer? Der alte Flavio? Woher willst du das denn schon wieder wissen?«
    Ronan winkte ein paar Football-Freunden zu, die ebenfalls im Ed’s saßen und auf den Start des Spiels warteten.
    »Tja, er hat’s mir eben erzählt«, sagte Darayavahush. »Du weißt doch, wie tough er war. Irgendwann kamen wir mal auf das Thema Sex, keine Ahnung, warum, da hat er’s mir anvertraut. Seine Eier waren hin, tote Hose, genau so hat er es formuliert. Vietnam, ihr wisst schon. Es hat eben nicht nur sein Bein erwischt…«
    »Aber diese Briefe«, beharrte Mose nachdenklich. »Sie müssen sehr – gefühlvoll und so gewesen sein. Na, im Grunde ist es auch egal – sie kamen sowieso zurück. Sie lagen in seinem Briefkasten mit dem Vermerk Empfänger unbekannt. Und zwar erst nach dem Mord…«
    Ronan sah hoch. »Mein Vater glaubt ja, Flavios verschwundene Kohle hat mit dem Ganzen zu tun. Vielleicht hat er sie doch nicht nur versoffen. Die Cops waren jedenfalls deswegen ein paarmal auf der Bank und haben in seinen alten Kontodaten rumgestöbert.«
    »Das macht ihn leider alles nicht wieder lebendig«, sagte Salvador abschließend, denn jetzt begann das Spiel und alle hefteten ihre Blicke auf den an der Wand angebrachten Flachbildfernseher, der eine neue Errungenschaft im Ed’s Corner darstellte.
    »Das ist doch idiotisch!«, schimpfte Ernesto und hatte das Gefühl, auf glühenden Kohlen zu sitzen. »Mann, sie ernähren sie über eine Sonde, sie pumpen sie mit Beruhigungsmitteln voll! Und das schon bald vier Wochen!«
    »Ern, sie werden ihre Gründe haben. Die Untersuchungen dauern eben ihre Zeit. Dr. Walther ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der Neurologie. Er weiß, was er tut, glaub mir.«
    Dr. Merrill war auf dem Sprung in seine Klinik und er hatte es nicht gerne, wenn man ihn aufhielt. »Ich habe ein paar wichtige Eingriffe heute, das habe ich dir doch schon gesagt.«
    Ernestos Vater war ein Workaholic, er operierte an sieben Tagen in der Woche.
    »Deine Schiefnasentussis sind mir gerade echt egal, Dad«, feuerte Ernesto wütend zurück. »Ich will, dass du Dr. Walther und sein beschissenes Team dazu bringst, mich zu ihr zu lassen! Das kostet dich einen Anruf, mehr nicht, verdammt!«
    »Den Anruf werde ich aber nicht tätigen, Ern. Es gibt eine Menge andere Dinge, für die du dich engagieren könntest. Wie war das mit diesem koreanischen Mädchen, das für Greenpeace aktiv ist? Warum triffst du dich nicht mal mit ihr?«
    Ernesto schob mit dem Fuß ungeduldig eine der drei Siamkatzen zur Seite, die seiner Mutter gehörten und die eben hereingekommen war, um gestreichelt zu werden. Mrs Merrill war verrückt nach diesen grauen Fellknäulen. Dabei hatte sie kein gutes Händchen mit ihnen. Sie starben ihr ziemlich häufig weg und dann folgten düstere Tage, bis für Ersatz gesorgt war.
    »Dr. Merrill, Sie müssen nun aber wirklich los«, rief Natasha, die immer noch Schwarz trug, weil sie erst vor ein paar Minuten von Flavios Trauerfeier zurückgekehrt war, und schaute zur Tür herein. Sie sah schlecht aus, ihre Augen rot geweint, ihr Gesicht blass. »In einer Stunde haben Sie bereits die erste Operation…«
    Ernesto verdrehte die Augen. Aber plötzlich horchte er auf. Durch die von Natasha geöffnete Tür drang leise Musik. Die Haushälterin arbeitete fast immer mit Musik, oft hörte sie polnische Weisen, die sie hin und wieder zum Weinen brachten, und sie hatte eine echte Schwäche für Frank Sinatra, den sie auch heute aufgelegt hatte.
    »Nat, was ist das – für ein Song? Sag doch mal«, fragte Ernesto und lauschte konzentriert. Konnte es sein…? Konnte das das Lied sein, das Liberty Bell…?
    …I’m coming home, I’ve done my time, now I’ve got to know what is, or isn’t mine! If you received my letter telling you I’d soon be free. Then you’ll know just what to do. If you still want me, if you still want me… tie a yellow ribbon round the ole oak tree…
    Ja, das hatte sie gesungen. Ernesto war sich auf einmal ganz sicher.
    Sein Vater war unterdessen aus dem Salon gerollt,

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