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Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition)

Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition)

Titel: Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Rosen
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videoüberwacht. Das hat Dr. Oakville veranlasst. Er will jede Regung von Libby mitkriegen, verstehst du? – Aber im Moment hat niemand außer mir den Monitor im Blick. Nur damit du weißt, dass du da drin nicht alleine mit dem Mädchen bist, okay?«
    Ernesto nickte und dann schloss er die Tür hinter sich. Ein Hoch auf Marylin Long! Ein Blick durch das weiße Zimmer reichte aus, um die an der Zimmerdecke angebrachte Videokamera zu entdecken, die Liberty Bell rund um die Uhr bewachte. Was war Dr. Oakville nur für ein Scheißtyp!
    »Hey Liberty Bell, ich bin wieder da«, sagte er leise und so behutsam wie möglich. »Ich hatte dir ja versprochen wiederzukommen.«
    Er musste sich zusammenreißen, sie nicht gleich noch einmal mit ihrem Namen anzusprechen. Merkwürdig, dass er ihn so gerne aussprach. Liza, Portia, Nyu – sogar Sallys Name, noch nie hatten vier gesprochene Silben so viele Emotionen in ihm ausgelöst wie die vier Silben, aus denen Liberty Bells Name bestand. Er betrachtete sie einen Moment. Sie war genauso blass wie in der vergangenen Woche, lediglich ihre Haare waren noch widerspenstiger, sie standen in alle Richtungen ab wie ein aschblonder Strahlenkranz um ihr schmales Gesicht. Sie sah aus wie eine gefallene, aztekische Sonnengöttin.
    Himmel, was für einen Unsinn redete er sich da nur ein?
    »Liberty Bell, ich wünschte, alles, was passiert ist, wäre nicht passiert. Ich wünschte, du hättest deinen Wald noch. Und deine Hütte. Und deinen Steinbruch. Und das… Grab deiner Mutter. Und deine ekligen, kleinen Biberratten, Eve und so.«
    Ernesto sah, dass ihre Finger für einen Moment bebten.
    »Ich… ich habe nichts von dem vergessen, was du mir gesagt hast. Über deine Mom… Sie – sie muss eine gute Mutter gewesen sein, bestimmt eine viel bessere als meine. – Wobei, dazu gehört auch nicht viel.«
    Wieder regten sich ihre Fingerspitzen, aber ihre Augen blieben fest geschlossen und Ernesto konnte die dünnen, zarten Adern auf ihren Augenlidern erkennen. Unter ihren Augen lagen tiefe Schatten.
    »Liberty Bell, ich habe lange über das Wort Augenhärchen nachgedacht, das du benutzt hast. – Du hast doch Augenhärchen gesagt, habe ich recht?«
    Stille, Stille, Stille.
    Sie hatte auch Schattenmenschen und Schattenwelt gesagt. Und von einem Robby gesprochen. Es gab so wahnsinnig viel, was er noch nicht verstand, noch nicht wusste…
    »Du hast gesagt, deine Mom habe ihre Augenhärchen für dich tanzen lassen. – Nicht wahr, das hast du gesagt?«
    Ernesto war froh, dass seine Freunde in diesem Moment nicht hier, sondern, wie er annahm, im Ed’s oder bei Clark & Sons abhingen, denn ohne lange darüber nachzudenken, nahm er behutsam die Hand von Liberty Bell, in der keine Infusion steckte. Er musste sich tief zu ihr hinunterbeugen, da ihre Handgelenke immer noch mit Mullbinden an den erhöhten Seiten des Bettes befestigt waren. »Ich habe es bei YouTube gesucht (Himmel, sie hatte bestimmt noch nie im Leben etwas von YouTube gehört! Woher auch?). Wow, es ist verrückt, aber ich habe es jedenfalls mal vor dem Badezimmerspiegel ausprobiert, Liberty Bell. Augenhärchen tanzen lassen, eine schräge Sache, was?«
    Er legte Liberty Bells kühle Finger an seine Augenbrauen und bewegte die Stirn in einem Rhythmus, dass sich seine Augenbrauen ruckartig abwechselnd hoben und senkten.
    »Spürst du’s? Ich weiß, ich bin noch nicht besonders gut darin, aber ich arbeite daran.«
    Ernesto richtete sich wieder auf und warf einen kurzen Blick hinauf zu der Videokamera, als könne von dort verächtliches Gelächter oder etwas in dieser Art kommen, aber nichts geschah. Bis auf das leise Summen der Versorgungsgeräte und einem steten ebenfalls leisen Piepston, der sich unermüdlich wiederholte, war es still im Raum.
    »Okay, Liberty Bell, ich weiß etwas von dir, von dem du nicht weißt, dass ich es weiß. – Erinnerst du dich daran, dass ich in dieser letzten Nacht, bevor sie dich hierherbrachten, bei dir in der Hütte war? Ich habe dich vorher um Erlaubnis gefragt. – Und in dieser Nacht hast du etwas im Schlaf getan. Du hast gesungen. Ich wollte dich ganz sicher nicht belauschen, aber es ließ sich gar nicht verhindern, dass ich es mitbekam, verstehst du?«
    Was nützte es, viele Worte zu machen? Wie es schien, war Liberty Bell sowieso zu weit weg, um ihn wahrzunehmen. Vielleicht hatte sie genug von einer Welt, die sie mit Hubschraubern, miesen Roy Edwards, noch mieseren Typen wie Jaden Franklin und Cal

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