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Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition)

Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition)

Titel: Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Rosen
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mein Vater gern in Princeton gesehen, weil er dort studiert hat, aber in Village haben sie jetzt zwei Professoren, die mein Vater wahnsinnig schätzt. Neurochirurgie. Eigentlich ist das absolut nicht mein Fall, aber ich schätze, ich habe nicht genug Widerstandsgeist, um mich gegen einen Patriarchen wie meinen Vater durchzusetzen. Was ich sagen will: Er hat mich überredet, es wenigstens zu versuchen. Du hättest es vielleicht besser gemacht als ich. Ich glaube, du hast – mehr Power als ich.«
    Liberty Bells Miene war so reglos wie zuvor.
    »Ernesto, das muss erst mal reichen«, sagte Dr. Bolino in diesem Moment behutsam und trat neben ihn und den Besucherstuhl.
    »Nein, bitte, noch einen Moment«, antwortete Ernesto und wandte sich erneut an Liberty Bell.
    »Liberty Bell! Wenn ich irgendetwas für dich tun kann, egal, was es ist, dann lass es mich wissen, sag es mir – jetzt – oder sag es einer der Schwestern, die sich hier um dich kümmern, ja? Ich weiß, dass du dich im Moment bestimmt beschissen fühl…«
    »Liberty Bell?«, unterbrach ihn in diesem Moment Dr. Bolino ein zweites Mal. »Liberty Bell? So heißt sie?«
    Sie machte eine hastige Notiz auf ein Klemmbrett, das sie plötzlich in den Händen hielt. Ernesto kam es wie eine Kriegserklärung vor.
    Verdammt, das hatte er sich selbst zuzuschreiben. Es war sein Fehler gewesen. Er hätte ihnen Liberty Bells Namen noch viel länger vorenthalten sollen. So, wie die Dinge jetzt standen, ließen sie ihn bestimmt nie wieder an ihr Bett.

9
    D er Pfarrer, der den Trauergottesdienst für Flavio Fabiani abhielt, sah sich mit halb Old Town konfrontiert. Ganz hinten, in der allerletzten Reihe saßen sogar ein paar anteilnehmende Policeofficer.
    »Sie wissen immer noch nicht, wer es war«, flüsterte Mose den anderen zu. Sein Onkel Bill, der Ehemann seiner Tante Phoebe, arbeitete für die Polizeibehörde. Moses Mutter, Mrs Meyerowitz, schön wie eh und je, saß ein paar Reihen vor ihnen, zusammen mit ihrer Schwester. Bill, ihr Mann, war im Einsatz, er hatte keine Zeit, an der Trauerfeier teilzunehmen.
    »Wow, deine Mom und deine Tante sehen ja aus wie Zwillinge«, raunte Darayavahush beeindruckt. »So viel geballte Schönheit am frühen Samstagmorgen kann einem echt auf den Magen schlagen, Mann, Mann, Mann.«
    »Dabei wird meine Mom nächsten Monat schon vierzig, während Tante Phoebe erst etwas über dreißig ist!«, raunte Mose zurück. »Aber noch mal zum alten Flavio. Könnt ihr euch vorstellen, dass er…«
    »Pscht!«, machte Mrs Franklin streng, die in der gleichen Bank saß wie sie.
    Als Flavios Sarg schließlich von sechs schwarz befrackten Männern in die Höhe gehoben und auf einen geschmückten Karren befördert wurde, um ihn hinaus zur Grabstelle zu fahren, trat still und leise Chazza Blume ein. Ernestos Mom begleitete ihn. Ihre elegante, beringte Hand lag auf seinem Ellenbogen.
    Hinter den beiden folgte wie ein Schatten die gute, alte Natasha.
    »Wo steckt eigentlich Ern? Warum ist er noch nicht da?«, erkundigte sich Mose flüsternd.
    »Zoff mit seinem Alten«, flüsterte Salvador zurück. »Er hat mir eine Nachricht geschickt. – Und dann wäre da noch…«
    Er hielt einen Moment inne und warf Jaden einen vielsagenden Blick zu.
    »…also, er schrieb, er habe keine Lust, bestimmten Leuten zu begegnen.«
    Jaden kniff die Augen zusammen, sagte aber nichts. Das übernahm seine Pfirsichmutter, die ihrem Namen heute allerdings keine Ehre machte.
    »Schluss mit dem Dauergeflüster«, sagte sie warnend. »Das hier ist eine Beerdigung. Habt ihr das etwa vergessen, ihr Lieben?«
    Okay, das war wieder typisch Miss Peach. So richtig böse konnte sie einem einfach nicht sein.
    »Was wolltest du vorhin noch über den alten Flavio sagen?«, nahm Ronan den Faden wieder auf, als sie eine Stunde später den weitläufigen Friedhof von Wood Green schon ein Stück hinter sich gelassen hatten.
    »Ach ja«, sagte Mose und steckte im Gehen die Hände in die Hosentaschen. »Könnt ihr euch vorstellen, dass er eine, sagen wir mal, geheime – Liebschaft hatte?«
    »Der alte Flavio? Eine Liebschaft? Nie und nimmer«, sagte Darayavahush entschieden.
    »Aber er hat da wohl ein paar merkwürdige Briefe verfasst«, fuhr Mose fort und kickte einen Stein über den Gehweg. Sie waren auf den Weg ins Ed’s, um sich dort die Übertragung eines Baseballspiels der Seattle Mariners anzuschauen.
    »Was für Briefe?«, fragte Salvador.
    Aber Mose wusste nichts Genaues. »Gefühle, Liebe,

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