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Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition)

Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition)

Titel: Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Rosen
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trinken, das war es. Seine Zunge war staubtrocken. Und dick. Sie drückte gegen seinen Gaumen. Besser, er ließ den Mund leicht offen. Atmen. Luft holen. Einatmen. Ausatmen. Den Kopf oben halten. Was war mit seinem Hals? Warum schaffte er es immer schlechter, seinen Kopf gerade zu halten? Konnte man einen Fadenhals haben? Einen Hals, dünn wie einen Faden? Seine Finger, die sein Fahrrad schoben, waren auch Fäden… Lange, dünne Fadenfinger. Wie von einem Weberknecht…
    Was, zum Teufel, war nur los mit ihm?
    Irgendetwas schleuderte ihn zur Seite. Ein Schlag gegen seinen Brustkorb, als wollte jemand die ganze Welt zertrümmern. Wahnsinn, was für eine Kraft, was für ein Lärm. Und er flog, flog, flog…
    Auf einmal war ihm leichter.
    Fast zum Lachen.
    Sein Kopf war wieder in Ordnung. Seine Arme, Hände und Finger ebenfalls. Nur das Atmen tat immer noch weh. Einatmen. Ausatmen. Einatmen. Ausatmen.
    Wo um alles in der Welt war überhaupt sein Fahrrad?
    Hey, es hatte fast siebenhundert Dollar gekostet…
    Klar, für Leute wie Ronan oder Ern war das ein Pappenstiel, aber er hatte einen ganzen Sommer dafür in einem Donut-Laden geschuftet…
    Er sollte mal wieder raus in die Wälder fahren.
    So wie Ronan es tat.
    Ironman.
    Irgendwie liebten alle die Wälder.
    »Jaden?«, schrie eine Stimme über ihm.
    Wieso bloß über ihm?
    Und noch mal: »Jaden …!«
    Warum brüllte Portia so? Weinte sie? Es sah in der Tat so aus, als würde sie weinen…
    Portia Jenkins. Auch so eine Sache.
    So. Eine. Sache.
    Er hatte sie immer gerne gemocht. Aber sie hatte mit Ern herumgemacht. Und jetzt mit Darayavahush. Was wollte sie speziell mit Letzterem? Hush war nichts als ein Idiot. Sie alle waren bessere Freunde gewesen, ehe Darayavahush zu ihnen gestoßen war mit seinem Sexgelaber und seiner Wichtigtuerei.
    »Hochmut. Kommt. Vor. Dem. Fall«, sagte Jaden mühsam. »Und… und richte ihm aus, dass ich die wichtigen Stellen – natürlich – kopiert – habe…«
    Dann schloss er die Augen.

13
    B ullshit. Bullshit. Bullshit. Bullshit. Bullshit. Bullshit. Bullshit. Bullshit… schrieb Ronan via E-Mail aus Kanada. Wer hätte denn so einen Scheiß angenommen? Warum, zum Teufel, läuft der Trottel einfach vor ein Auto? Könnt ihr mir das mal sagen? Ich bin fix und alle und völlig sprachlos, Leute! Bis so bald wie möglich… Hier war es bisher prima, aber jetzt ist alles Mist…
    Ernesto saß stumm da, die Hände an die Stirn gepresst und starrte auf seine Knie. Wahrscheinlich überforderte er Liberty Bell. Warum erzählte er auch gerade ihr von Jadens schrecklichem Unfall? Irgendetwas hatte ihn ins General Hospital getrieben, in Liberty Bells Patientenzimmer, das wie immer in letzter Zeit ganz leicht nach Lindenblütentee roch. Erschöpft schloss er für einen Moment die Augen. Und in diesem Moment berührte ihn Liberty Bells Hand. Sie schob ihm eine Haarsträhne aus der Stirn. Ernesto öffnete die Augen, während Liberty Bell rasch ihre Hand zurückzog. »Er war… dein Freund. Dein Gesicht ist… sehr traurig heute«, sagte sie leise und wie, um zu rechtfertigen, warum sie ihn berührt hatte.
    Ernesto nickte langsam. Ja, Jaden war – trotz allem – sein Freund gewesen. Merkwürdig, dass Liberty Bell ausgerechnet ihn kennengelernt hatte. Nicht Salva, Mose, Ronan oder Dara, die alle so wahnsinnig harmlos waren, hatte sie zu Gesicht bekommen, stattdessen Jaden, zusammen mit Ekel Cal.
    Ernesto fühlte sich wie im Nebel. Wie konnte Jaden tot sein? Ein kanadischer Tourist hatte ihn auf der Georgia Avenue mit seinem Rent-a-car-Leihwagen erfasst. Der Mann war noch an der Unfallstelle zusammengebrochen und seitdem nicht vernehmungsfähig. So hatte es ihnen Portia berichtet. Und so stand es in der Zeitung.
    Er vergrub den Kopf in den Händen. Das war doch alles nicht wahr!
    Irgendwann spürte er abermals Liberty Bells Fingerspitzen auf seinem Unterarm. Ernesto hob den Kopf. Diesmal zog sie die Hand nicht sofort zurück. Einen winzigen Moment verharrten ihre Fingerspitzen, wo sie waren. Dann erst zog sie die Hand zurück und verknotete sie wieder in ihrem eigenen Schoß, wie sie es die meiste Zeit über tat.
    »Das… Lied«, sagte sie leise. »Das Lied über die Schleife in der alten Eiche. Ich wollte Danke sagen dafür… Es machte, dass ich… aufwachen konnte…«
    Ihre Blicke trafen sich.
    »Es war nur ein Versuch«, sagte Ernesto mit einem Lächeln, das, er fühlte es selbst, kläglich geriet. »Du hattest diesen Song in dieser Nacht

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