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Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition)

Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition)

Titel: Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Rosen
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sind… Wie könnte Liberty Bell von ihnen abstammen?«
    Sie redeten noch eine kurze Weile, aber Dr. Merrill fing an, unruhig auf seine teure Armbanduhr zu schauen. Ernesto wusste, was das bedeutete.
    »Okay, eins noch«, sagte er hastig. »Sie, ich meine Liberty Bell, hat doch niemanden. Könnte sie nicht eine Weile – bei uns wohnen, wenn sie aus der Klinik kommt? Wir haben doch wirklich massenhaft Platz…«
    War es, weil Jaden am Tag zuvor ums Leben gekommen war und Dr. Merrill einen guten, mitleidigen Tag hatte? Jedenfalls sagte er nicht, wie Ernesto es von seinem kafkaesken Vater erwartet hatte, sofort Nein. Stattdessen sagte er: »Wir werden sehen, Ern. Die Sozialgerichte haben da auch noch ein Wörtchen mitzureden. Und Anwälte. Und, ich nehme an, das Vormundschaftsgericht.«
    Mit diesen Worten hatte er das Rampenhaus letztlich verlassen.
    »Du kannst erst einmal bei uns wohnen, Liberty Bell«, sagte Ernesto jetzt und fühlte sich auf einmal fast verlegen. »Wenn du willst, meine ich natürlich.« Er holte tief Luft. »Okay, ich habe dir gesagt, dass es ein blödes, kaltes Haus ist. Aber zusammen ist es auszuhalten. Und wer weiß, wie es weitergeht. Schließlich haben wir tausend Möglichkeiten, oder?«
    Liberty Bell sah ihn an und zum ersten Mal, seit sie in dieser verdammten Klinik war, huschte so etwas wie ein Lächeln – oder wenigstens der Anflug davon – über ihr Gesicht.
    »Warum hat der Idiot sein Rad bloß über die Kreuzung geschoben, ohne zu gucken, verdammt?«, stöhnte Darayavahush, der wegen Jadens Begräbnis in Old Town geblieben war. »Das war doch sonst nicht seine Art. Ich meine, er hielt vielleicht nicht wahnsinnig viel von sich selbst, okay, aber sein Bike war ihm doch wohl heilig, oder?«
    »Es war furchtbar«, sagte Portia leise. »Ich wünschte, ich hätte es nicht gesehen. Er flog richtig durch die Luft und prallte dann kopfüber auf den Gehweg.«
    Ernesto, der erst vor einer Weile nach Hause gekommen war, starrte vor sich hin. Seine Freunde hatten auf ihn gewartet. Irgendwie wollte wohl keiner alleine sein. Ernesto erinnerte sich an das kurze Gespräch, das er mit Jaden im Cedar Park geführt – oder besser gesagt – abgewimmelt hatte. Jaden hatte sich entschuldigt wegen der Sache mit Cal und Liberty Bell. Aber er hatte es abgelehnt, sich mit ihm zu versöhnen. Und dann das letzte Zusammentreffen beim Joggen, als Jaden auf seinem Bike zu ihm hinübergekommen war. Auch da hatte er ihn abblitzen lassen. Verdammt und jetzt war er tot…
    »Wie geht es eigentlich Chazza?«, erkundigte sich Salvador in diesem Moment.
    Überall, wo man hinschaute, Elend. Ernesto zuckte düster mit den Achseln.
    »Unverändert. Er ist immer noch bewusstlos. Ich war ein paarmal da, aber er scheint nichts mitzubekommen. Meine Mutter besucht ihn oft.«
    »Schöne Kacke, das alles«, murmelte Dara und hatte nicht mal den Elan, Dalí zur Seite zu schieben, der angesteckt von der allgemein schlechten Stimmung deprimiert auf Darayavahushs Hosenbein sabberte, auf das er seinen schweren Schädel gebettet hatte.
    »Was für ein mieses Jahr«, sagte Mose.
    In diesem Moment klingelte irgendwo im riesigen Rampenhaus eine Türglocke. Ernesto rührte sich nicht. Sie waren schließlich alle hier… alle, er schluckte, bis auf Jaden, der nie mehr kommen würde.
    »Ern, für dich!«, rief Nat gleich darauf jedoch aus dem Erdgeschoss. Sekunden später klopfte es an seine Schiebetür. Ernesto war verwundert aufgesprungen und öffnete.
    »Sally? Hallo …«, sagte er und trat einen Schritt zurück, um sie hereinzulassen. Sally Hensley, die Veganerin, mit der er sozusagen seine Jungfräulichkeit verloren hatte, war seit einer halben Ewigkeit nicht mehr bei ihm gewesen.
    »Hey Sal«, sagte jetzt auch Salvador und bemühte sich um ein Lächeln.
    »Schlimme Sache, das mit Jaden Franklin«, sagte Sally als Erstes. »Hi Portia.«
    Sie streichelte Dalí, der angetrottet kam, und setzte sich anschließend neben Mose. »Eigentlich bin ich aus einem bestimmten Grund hier«, sagte sie. »Aber mittlerweile sind es schon zwei Gründe.«
    Wäre alles in Ordnung gewesen, hätte Darayavahush jetzt mit Sicherheit einen Witz gemacht. In Bezug auf Sally hatte er grundsätzlich ein paar Sprüche auf Lager. Er witzelte über ihre Art, sich zu kleiden, und über ihre vegane Ernährungsweise und über ihre buddhistische Ader, immer und überall das Gute zu sehen. Aber die Sache mit Jaden hatte sogar Dara aufs Gemüt geschlagen und darum sagte er

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